
Ein Soldat beobachtet eine Militärdrohne: Die Droneshield-Aktie steht mächtig unter Druck (Foto: dpa).
Foto: Julia Demaree Nikhinson
Droneshield-Aktien brechen ein: Insiderverkäufe, US-CEO-Rücktritt und Vertrauenskrise belasten
Die Droneshield-Aktien geraten immer stärker unter Druck. Nach einem steilen Anstieg zwischen Jahresbeginn und Ende September (ein Kursplus von annähernd 160 Prozent), hat sich die Situation in den vergangenen Wochen dramatisch gedreht. Innerhalb von nur einem Monat verlor das Papier über 60 Prozent, allein in der vergangenen Handelswoche ging es mehr als 35 Prozent bergab. In Europa notiert der Droneshield-Aktienkurs sogar rund 70 Prozent unter dem Allzeithoch vom 1. Oktober bei 3,78 Euro. Aktuell ist die Droneshield-Aktie nur noch 1,10 Euro Wert, ein Minus von annähernd 20 Prozent gegenüber dem Vortagesschluss. Was passiert hier – und was bedeutet das für Anleger?
US-CEO-Rücktritt erschüttert das Vertrauen der Anleger
Einer der wichtigsten Auslöser des Kurssturzes ist der US-CEO-Rücktritt. Matt McCrann, seit 2022 Leiter des für das Unternehmen entscheidenden US-Geschäfts, verließ DroneShield völlig überraschend und ohne Übergangsphase. In mehreren Berichten wird betont, dass McCrann seit 2019 im Unternehmen war und entscheidend am Ausbau der US-Aktivitäten beteiligt war.
Dieser abrupte Abgang trifft das Unternehmen an einer besonders sensiblen Stelle. Die USA gelten als größter Wachstumsmarkt für die Anti-Drohnen-Technologien von DroneShield. Das Unternehmen plant dort eine US-Montageeinheit sowie einen amerikanischen Beirat – beides zentrale Schritte der Expansion. Ohne einen erfahrenen Manager vor Ort wirken diese Pläne nun fragiler. Für viele Investoren ist der plötzliche US-CEO-Rücktritt daher ein Warnsignal für interne Probleme.
Massive Insiderverkäufe drücken zusätzlich auf die Droneshield-Aktien
Noch schwerer wiegt ein zweiter Faktor: Insiderverkäufe in Millionenhöhe. CEO Oleg Vornik, Chairman Peter James und Director Jethro Marks veräußerten gemeinsam Aktien im Wert von rund 67 Millionen AUD. Allein Vornik verkaufte etwa 14,8 Millionen Aktien im Gegenwert von nahezu 50 Millionen AUD. In anderen Berichten wird von rund 60 Millionen AUD insgesamt gesprochen.
Für institutionelle Investoren ist das ein fatales Signal. Besonders bei einem Wachstumsunternehmen wie DroneShield, bei dem viel Vertrauen in die Führungsspitze investiert wird, erwecken derartige Verkäufe den Eindruck, dass selbst das Management nicht mehr uneingeschränkt an die eigene Zukunftsstrategie glaubt. Der Hausbroker Bell Potter warnte in diesem Zusammenhang, der großangelegte Insiderverkauf habe das Interesse institutioneller Anleger „erstickt“.
Droneshield-Aktie: Kommunikationspanne sorgt für weiteren Vertrauensverlust
Zusätzlich litt die Glaubwürdigkeit des Unternehmens unter einem Administrationsfehler. DroneShield musste eine zuvor als „neu“ verkündete Auftragsmeldung über 7,6 Millionen Dollar korrigieren. Tatsächlich handelte es sich nur um eine Wiederholung eines bereits gemeldeten Auftrags. Diese Kommunikationspanne rund um die angebliche US-Auftragsmeldung schadete der Marke – und traf die Droneshield-Aktien zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt.
Analysten und Medienberichte berichten mittlerweile darüber, dass sich große institutionelle Investoren – darunter die State Street Corporation – aus den Droneshield-Aktien zurückziehen oder ihre Positionen reduzieren. Außerdem verweist Bell Potter auf eine mögliche langfristige Reputationsschädigung. Wenn professionelle Anleger ihre Anteile verkaufen, verstärkt das den Abwärtsdruck – und trifft gerade ein kleineres Unternehmen in einem wachsenden Markt besonders hart.
Hohe Erwartungen, Marktumfeld und Kapitalmaßnahmen belasten
Die Entwicklung der Rüstungsaktien im Allgemeinen und der Droneshield-Aktien im Besonderen wurde im Herbst stark durch geopolitische Ereignisse beeinflusst. Verletzungen des Luftraums osteuropäischer Staaten durch russische Drohnen und die Diskussion über einen „Osteuropa-Drohnenwall“ ließen die Aktie innerhalb weniger Tage um fast 70 Prozent steigen. Doch im Anschluss folgten Gewinnmitnahmen, die den Kurs Mitte Oktober um rund 30 Prozent korrigierten.
Hinzu kommen Kapitalmaßnahmen: Die Ausgabe von rund 31 Millionen neuen Stammaktien verursachte einen Kursrutsch von etwa 8 Prozent an einem Tag. Bereits im August hatte das Unternehmen 104 Millionen Aktien platziert. Diese Verwässerungseffekte belasteten den Droneshield-Aktienkurs zusätzlich.
Im Marktumfeld herrscht zudem hoher Wettbewerbsdruck, etwa durch Rheinmetall, Hensoldt oder Anduril. Analysten hatten schon länger vor einer überzogenen Bewertung gewarnt – Ereignisse wie Insiderverkäufe oder die Kommunikationspanne verstärken nun die Skepsis gegenüber dem Droneshield-CEO und dem gesamten Führungsteam. Gleichzeitig sorgt die steigende Relevanz von Rüstungsaktien weltweit dafür, dass Anleger die Entwicklung der Droneshield-Aktien besonders aufmerksam verfolgen.
Droneshield-Aktie: Wie geht es weiter?
Trotz aller Turbulenzen bleiben einige Analysten optimistisch. Bell Potter hält sein Kursziel von 5,30 AUD aufrecht, und auch TipRanks sieht eine moderate Kaufempfehlung. Dennoch ist unklar, ob sich die Droneshield-Aktien kurzfristig erholen können. Der Markt blickt nun vor allem auf die Stabilisierung des Managements, die Wiederherstellung des Anlegervertrauens und klare Fortschritte beim US-Ausbau.
Eines ist sicher: Die kommenden Wochen werden entscheidend dafür, ob die Droneshield-Aktien vom Fünf-Monats-Tief zurückfinden – oder ob die Vertrauenskrise weiter an Dynamik gewinnt.
