marktbericht
Der DAX rauscht immer weiter in die Tiefe. Zweifel am KI-Boom und Zinsängste sorgen für eine große Unsicherheit an den Börsen – und wenn die Anleger eines nicht mögen, dann ist es Unsicherheit.
Es herrscht Ausverkaufsstimmung an den Börsen – der DAX stürzt den vierten Tag in Folge ab. Bis zu 1,5 Prozent auf 23.227 Punkte geht es für die deutschen Standardwerte nach unten. Der DAX notiert damit so tief wie seit Juni nicht mehr.
Das deutsche Börsenbarometer befindet sich in einem steilen Abwärtstrend – seit seinem Vorwochen-Hoch bei 24.442 Zählern hat es nun bereits über 1.200 Punkte eingebüßt.
Die massiven Kursverluste sind in erster Linie der großen Verunsicherung der Anleger geschuldet. Denn Unsicherheit ist nicht gerne gesehen an der Börse. „Erst verkaufen, dann fragen“, lautet in solchen Fällen meist das Motto.
Auch die Volatilität hat massiv angezogen. Ablesbar ist das am VDAX, der einen mächtigen Satz nach oben gemacht hat. Der VDAX misst die erwartete Schwankungsbreite der DAX-Kurse und wird nicht umsonst auch als „Angstbarometer“ der Börse bezeichnet.
Hintergrund der großen Nervosität der Anleger ist der längste Shutdown der US-Geschichte, der vor kurzem zu Ende gegangen ist. Dieser hat dafür gesorgt, dass wochenlang keine Konjunkturdaten veröffentlicht wurden. Entsprechend tappen die Märkte – und auch die US-Notenbank Fed – im Dunkeln.
„Durch die lange Datenpause fehlt es Anlegern an Orientierung, um die wirtschaftliche Lage und die Zinsperspektive der Fed richtig einzuschätzen“, betont Maximilian Wienke, Marktanalyst bei eToro. Besonders die Unsicherheit über die Geldpolitik dämpfe derzeit die Risikobereitschaft.
Zuletzt hatten mehrere Mitglieder US-Notenbank signalisiert, dass die Fed auf ihrer nächsten Sitzung am 10. Dezember die Füße stillhalten und die Zinsen nicht weiter senken dürfte.
Laut dem „Fed Watch Tool“ der CME Group rechnen aktuell nur noch knapp 47 Prozent der Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung auf der Fed-Sitzung am 10. Dezember. Zum Vergleich: Vor einem Monat waren es noch knapp 94 Prozent gewesen.
Hinzu kommen vermehrte Zweifel an der KI-Story. Erst am Montag hat der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, vor der Gefahr von Kursverlusten an den Börsen gewarnt. Diese könnte von hoch bewerteten US-Tech-Aktien und dem Hype um Künstliche Intelligenz ausgehen, sagte de Guindos auf der „Euro Finance Week“ in Frankfurt. Die Finanzmärkte seien anfällig für starke Anpassungen der Vermögenspreise.
Tatsächlich waren zuletzt die Rufe nach einem potenziellen Platzen der KI-Blase durch Star-Investoren wie Michael Burry immer lauter geworden. Burry hatte 2008 erfolgreich auf ein Platzen der US-Immobilienblase spekuliert – und hat nun in Aktien wie Palantir und Nvidia massive Short-Positionen aufgebaut.
Entsprechend groß ist die Nervosität der Anleger vor den Quartalszahlen von Nvidia. Diese stehen am Mittwochabend nach US-Börsenschluss an und dürften mit über den weiteren Trend an den Finanzmärkten entscheiden.

