Warren Buffetts Aktionärswochenende und Anthony Scaramuccis SALT-Konferenz waren zwei völlig verschiedene Welten.
Der CEO von Berkshire Hathaway hat Bitcoin scharf kritisiert, während Krypto beim SALT-Treffen von Scaramuccis Firma Skybridge im Mittelpunkt steht.
Doch Buffett und die Krypto-Community verfolgen einige gemeinsame Ziele – etwa Reibungen und Barrieren abzubauen.
Warren Buffetts Aktionärswochenende in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska im Mai dieses Jahres und Anthony „The Mooch“ Scaramuccis krypto-lastige SALT-Konferenz in London letzte Woche mögen wie zwei völlig unterschiedliche Welten erscheinen. Sie hatten jedoch mehr gemeinsam, als man denken würde.
Der berühmte Investor und Berkshire-Hathaway-CEO heißt jedes Jahr Zehntausende seiner Aktionäre in seiner Heimatstadt willkommen und empfängt sie in einer riesigen Arena mit unzähligen Imbissständen und Bergen von günstigen Fanartikeln.
Im Gegensatz dazu fand die Skybridge Alternatives Conference des Hedgefondsmanagers in einem prächtigen Hotel im gehobenen Viertel Mayfair statt. Die Gäste wurden mit endlosen Appetithäppchen verwöhnt, serviert von einem Heer an Kellnern in strahlend weißen Hemden und schwarzen Westen.
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Der Unterschied war auffällig, aber wenig überraschend. Buffetts „Woodstock für Kapitalisten“ steht jedem offen, der auch nur eine einzige Class-B-Aktie besitzt, die weniger als 500 US-Dollar (etwa 430 Euro) kostet. Ein Ticket für SALT kostet dagegen rund 5000 Dollar (etwa 4300 Euro) und zieht ein modisch gekleidetes, wohlhabendes Publikum aus Finanzprofis an. BUSINESS INSIDER (BI) erhielt für beide Veranstaltungen Zugang als Presse.
Philosophische Unterschiede
Die beiden Treffen drehten sich um gegensätzliche Anlagegrundsätze. Buffett, 95, hat Bitcoin und andere Token seit Langem als wertlos und gefährlich abgetan – als Werkzeug für Kriminelle und Betrüger, das zu einem „bösen Ende“ kommen wird.
Der legendäre Stock-Picker hat betont, dass Bitcoin – anders als Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen anbieten und Gewinne sowie Cashflows erwirtschaften – nichts produziere und nur an Wert gewinne, wenn neue Käufer hineingelockt werden, ähnlich wie bei einem Ponzi-System.
Das sogenannte „Orakel von Omaha“ – das nächsten Monat als CEO von Berkshire zurücktreten, aber Vorsitzender bleiben wird – predigt langfristiges, konservatives Investieren, basierend auf Werten wie Sparsamkeit, Einfachheit, Ehrlichkeit, Geduld, Disziplin und Klugheit. Seit Jahren dreht sich sein jährliches Treffen um eine sechs Stunden lange Q&A-Session, in der er schnörkellose Weisheiten teilt und Vertrauen in das „amerikanische Wunder“ einfordert.
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SALT hingegen richtet sich an ein Branchenpublikum, das mit Akronymen wie DATs (Digital Asset Treasurys), DACs (Decentralized Autonomous Corporations), DLT (Distributed Ledger Technology), TradFi (Traditional Finance) und on-chain (auf einer Blockchain) vertraut ist.
Redner auf der Londoner Konferenz priesen Krypto als Schutz vor der Entwertung von Fiat-Währungen, verschwenderischen Regierungen und übereifrigen Regulierern. Sie stellten Systeme heraus, die durch Smart Contracts und digitale Spuren die Notwendigkeit von Vertrauen eliminieren.
Einige Panelteilnehmer zeigten sich demütig und räumten ein, dass die Branche zu eifrig versucht habe, alles zu digitalisieren, dass es an Killer-Anwendungen gefehlt habe und dass sie Schwierigkeiten habe, ernst genommen zu werden, wenn Lotterie-ähnliche Memecoins im Trend liegen. Sie forderten ein besseres Verständnis dafür, dass viele Anleger Autorität, Glaubwürdigkeit und Komfort benötigen – nicht den Wilden Westen.
Ein Buffett-Jünger im Raum hätte sich vielleicht wie ein Dinosaurier gefühlt, abgehängt von einer Zukunftsvision, die das Finanzsystem und das Geld selbst neu erfindet.
Doch er hätte möglicherweise mit der Krypto-Community gemeinsame Ziele gefunden: Zwischenhändler und Bürokratie auszuschalten, den Marktzugang zu erweitern, Prozesse schneller und günstiger zu machen und aus Fehlern zu lernen – alles Grundsätze, die Buffett seit Langem vertritt.
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Wie ein Experte Krypto heute sieht
John Kikko, 44, Direktor für Geschäftsentwicklung im Bereich Finanzmärkte bei der Hedera Foundation, sagte BI, dass „faule Äpfel“ wie FTX und Celsius dem Kryptosektor „einen Fleck verpasst“ hätten und zu einem „Verlust an Vertrauen“ geführt hätten. Er erklärte, Skandale wie diese hätten gezeigt, wie Spekulation in „Überhebelung, Abkürzungen und schlicht schlampiges Risikomanagement“ umschlagen könne.
Allerdings würden klarere Regulierung und eine zunehmende institutionelle Akzeptanz Krypto in den Mainstream bringen, da immer mehr Länder es als Wachstumsbranche sehen, die Talente und Kapital anziehen kann, sagte Kikko.
Er beschrieb die bisherige Geschichte von Krypto als ein „großes Experimentieren“ mit einer neuen Technologie. Er verglich es mit Las Vegas, da die Wüstenstadt ursprünglich auf Spekulation und Glücksspiel aufgebaut wurde, später aber andere Branchen wie Hotels, Restaurants und Veranstaltungen anzog und zu einem globalen Reiseziel heranwuchs.
Kikko sagte, dass Krypto in den kommenden Jahren dazu beitragen könnte, potenzielle Jobverluste durch KI abzufedern, indem es Kreativität und Unternehmertum fördert und Menschen überall – auch ohne formale Qualifikationen – ermöglicht, Projekte ohne Gatekeeper zu entwickeln und zu finanzieren.
Eines der Hauptziele von Hedera sei es, den Zugang zu Finanzprodukten zu demokratisieren. Zu diesen „Freischaltungen“ gehören laut Kikko:
• Mithilfe von Token Menschen zu ermöglichen, Bruchteile von US-Aktien jederzeit und von überall auf der Welt zu handeln
• Investitionen in illiquide Vermögenswerte wie Immobilien, Private Credit und Private Equity zu erleichtern, sodass jeder an Unternehmen wie OpenAI oder SpaceX partizipieren kann, selbst wenn sie nicht börsennotiert sind
• Den Zugang zu Stablecoins in Ländern mit Hyperinflation oder volatilen Währungen zu erweitern, damit Einheimische ihr Vermögen schützen können
• Schnelle und günstige grenzüberschreitende Überweisungen zu ermöglichen
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Investieren neu gedacht
David Johnston, 40, ein erfahrener Krypto-Investor und -Entwickler, der ein Family-Office namens Yeoman’s Capital leitet, berichtete BI von einem Krypto-Projekt namens Morpheus.
Er beschrieb es als ein „privates ChatGPT“ für die Token-Inhaber, das ihre Eingaben nicht auswertet oder Werbung in seine Antworten einfügt. Er verglich es mit Alphabets Open-Source-Betriebssystem Android und sagte, es sei darauf ausgelegt, KI billig und universell zu machen – so wie Android es mit Smartphones getan habe.
„Ich liebe ehrliches Geld, und Bitcoin ist großartig, aber ich möchte auch Freiheit des Denkens – denken, fragen und prompten, was ich will“, sagte er.
Johnston zog eine Parallele zwischen Value Investing und Krypto und sagte, dass „die meisten frühen Bitcoiner“ Anleger im Buffett-Stil gewesen seien. „Sie sehen Bitcoin einfach als das echte harte Geld, das durch Energie, Elektrizität und Computer gedeckt ist“, sagte er. „Das sind die Fundamentaldaten.“
Ein weiterer Teilnehmer mit einem Family-Office, der anonym bleiben wollte, sagte, er habe früher in der US-Hypothekenbranche gearbeitet. Er erklärte, dass er sich Krypto zugewandt habe, weil ihn all die Bürokratie und Reibungsverluste frustrierten, und ihm gefiel, dass Krypto mehr Transparenz und Kontrolle biete sowie Schutz vor einem schwächer werdenden Dollar.
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Andere Konferenzgäste waren in Gesprächen weniger philosophisch. Sie sagten, sie hätten mit dem Handel von Krypto begonnen, weil es leichter gewesen sei, dort Geld zu verdienen als in überfüllten, traditionellen Märkten, oder sie behandelten es wie ein Zahlenspiel – indem sie eine Vielzahl von Coins kauften, in der Hoffnung, dass einer „to the moon“ geht.
Bedenkt man seine früheren Aussagen, würde Buffett den Behauptungen der Krypto-Anhänger vermutlich skeptisch gegenüberstehen und wahrscheinlich niemals ein Bitcoiner werden. Doch selbst er könnte den Wert von Krypto erkennen, wenn es zu einer einfacheren, gerechteren und wohlhabenderen Welt beiträgt.
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