
Eingang eines Rheinmetall-Werks: Die Gerüchte um ein Fregatten-Großprojekt belastet die Rheinmetall-Aktie am Freitag massiv (Foto: dpa)
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Milliarden-Deal im Fokus: Was der Fregatten-Streit für die Rheinmetall-Aktie bedeutet
Die Rheinmetall-Aktie steht am Freitag im Mittelpunkt einer politisch aufgeheizten Debatte. Ein möglicher Rheinmetall-Fregattendeal über sechs Schiffe der Klasse 126 sorgt angesichts massiv gestiegener Kosten und zeitlicher Verzögerungen bei Anlegern für Unsicherheit. Wie mehrere Berichte übereinstimmend melden, prüft Verteidigungsminister Boris Pistorius, ob der bisherige Generalunternehmer tatsächlich durch die Rheinmetall-Tochter Naval Vessels Lürssen ersetzt werden soll. Noch ist die Vertragsübernahme nicht ausgehandelt, und Insider fürchten, Rheinmetall könne das Verfahren für weitere Preissteigerungen nutzen.
Laut Berichten der Bild-Zeitung hat der Haushaltsausschuss für den Etat 2026 eine Verpflichtungsermächtigung über 7,1 Milliarden Euro unter dem Titel „Beschaffung Fregatte 126 – Alternative Plattform“ beschlossen. Die Botschaft dahinter scheint eindeutig: Die Bundesregierung hält sich die Möglichkeit offen, den Rheinmetall-Großauftrag zu kippen und den Auftrag an einen anderen Anbieter zu vergeben. Als Alternative wird insbesondere die thyssenkrupp-Tochter TKMS genannt, deren Angebot mit rund einer Milliarde Euro pro Schiff deutlich günstiger ausfallen soll. Damit verstärkt sich der politische und wirtschaftliche Druck auf den Rüstungskonzern.
Folgen für den Rüstungskonzern
Für den Rüstungskonzern Rheinmetall hätte eine Neuausrichtung gravierende Folgen. Der milliardenschwere F126-Auftrag gilt als zentraler Baustein der maritimen Sparte. Eine Verzögerung oder ein Verlust würde nicht nur die Umsatzperspektiven schmälern, sondern auch die Bewertung durch Investoren beeinflussen. Politische Unsicherheiten bei Großprojekten könnten künftig stärker eingepreist werden. Dadurch entsteht ein Risikoaufschlag, der sich im Rheinmetall-Aktienkurs widerspiegeln kann.
Wie die Rheinmetall-Aktie reagiert und was das für Anleger heißt
Im XETRA-Handel gerät die Rheinmetall-Aktie entsprechend unter Druck. Am Freitag verlor sie zeitweise mehr als 4,5 Prozent und rutschte auf unter 1.670 Euro ab. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort: Seit dem Oktober-Top summiert sich das Minus auf rund 15 Prozent. Händler verweisen dabei erneut auf die Berichte über Kosten von nahezu 10 Milliarden Euro sowie Verzögerungen im Beschaffungsprozess. Der Rheinmetall-Aktienkurs rutschte zeitweise klar unter die Marke von 1.700 Euro. Auch andere deutsche Rüstungskonzerne wie RENK und HENSOLDT gerieten mit 6,55 Prozent beziehungsweise 2,61 Prozent ins Minus.
Die politische Großwetterlage bleibt ein Belastungsfaktor. Die Diskussionen um neue Schuldenregelungen und Zweifel an langfristigen Rüstungszusagen drücken zusätzlich auf das Sentiment. Obwohl Rheinmetall selbst keine neuen Nachrichten veröffentlichte, steht der Konzern stärker im Fokus. Analysten verweisen jedoch darauf, dass kurzfristige Schwankungen nicht den langfristigen Trend bestimmen. Zum Capital Markets Day am 17. November will das Management neue mittelfristige Ziele vorstellen. Berenberg senkte zwar das Kursziel leicht von 2.330 auf 2.300 Euro, bestätigte jedoch die positive Einschätzung. Trotz der aktuellen Schwäche sieht der Markt langfristig Potenzial.
Rheinmetall-Aktie: Einordnung für Anleger
Für Anleger der Rheinmetall-Aktie bleibt die Lage daher angespannt. Während der Rheinmetall-Fregattendeal politisch weiter umkämpft ist, schwankt der Rheinmetall-Aktienkurs deutlich und reflektiert die Unsicherheit im gesamten Sektor. Der Rüstungskonzern steht vor der Herausforderung, Vertrauen in die Stabilität seiner Auftragslage zurückzugewinnen. Marktbeobachter betonen, dass die Rheinmetall-Aktie trotz aktueller Verluste strukturell vom Auf- und Ausbau militärischer Fähigkeiten profitiert. Allerdings könnten mögliche Änderungen beim Großprojekt zusätzliche Volatilität auslösen.
Im Mittelpunkt steht nun die Frage, ob der Rüstungskonzern den politischen Druck abfedern kann. Sollte der Auftrag neu bewertet werden, dürfte der Rheinmetall-Aktienkurs erneut reagieren. Anleger blicken deshalb sowohl auf den weiteren Verlauf der Haushaltsdebatten als auch auf die kommenden Aussagen des Managements. Damit bleibt die Rheinmetall-Aktie ein zentraler Gradmesser für die Entwicklung politischer Risiken im deutschen Rüstungsmarkt in den kommenden Monaten.
