Während der Ampel-Regierung galt die Wärmepumpe bei einigen als Symbol für ideologische Energiepolitik. Inzwischen werden in Deutschland erstmals mehr Wärmepumpen als Gasheizungen verkauft. Was ist passiert?
Von der Energieeffizienz einer Neubausiedlung sind seine Häuser weit entfernt. Thomas Hummelsbeck ist Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Rheinwohnungsbau. Die Mietshäuser im Duisburger Süden, vor denen er gerade steht, stammen aus den 1950er-Jahren. Alte Gebäude, schlecht isoliert.
Ausgerechnet hier Wärmepumpen einbauen? „Da gab es viele sogenannte Fachleute, die davor gewarnt haben, dass das nicht geht“, sagt Hummelsbeck. Seine Antwort: „Es geht.“
Es lohnt sich – für Mieter und Vermieter
Im Duisburger Süden rüstet die Rheinwohnungsbau gerade schrittweise insgesamt 776 Wohnungen um. Solaranlagen kommen auf die Dächer, Wärmepumpen in den Keller. Wärmepumpen arbeiten mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur als Gasheizungen. Weil sie also nicht so heiß werden, sind bei schlecht isolierten Gebäuden mitunter Anpassungen notwendig.
In der Hälfte der Fälle habe man die Gebäude dämmen müssen, so der Geschäftsführer. Außerdem wurden etwa 50 Prozent der vorhandenen Heizkörper gegen größere Flächenheizkörper ausgetauscht.
An den Kosten dafür werden auch die Mieter beteiligt. Pro Quadratmeter zahlen sie nun knapp einen Euro mehr im Monat. „Gleichzeitig reduziert sich aber auch das, was sie an Wärmekosten haben gegenüber der früheren Versorgung mit Gas“, sagt Geschäftsführer Hummelsbeck. Langfristig, so glaubt er, lohne sich die Investition sowohl für die Mieter als auch für die Wohnungsbaugesellschaft.
Thomas Hummelsbeck ist Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Rheinwohnungsbau
Fast 140.000 Wärmepumpen im ersten Halbjahr verkauft
Politisch ist es still geworden um die Wärmepumpe. Die Suchanfragen bei Google liegen weit unter den Spitzenwerten, die der Begriff im März 2022 oder im April 2023 erreicht hat. Kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und während des Streits um das sogenannte Heizungsgesetz war die Wärmepumpe heißes Diskussionsthema.
Nun hat sie klammheimlich den Markt erobert. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden in Deutschland erstmals mehr Wärmepumpen als Gasheizungen verkauft. Das zeigen Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie. Waren es im Vorjahreshalbjahr noch 90.000 Stück, so stiegen die Verkäufe in den ersten sechs Monaten 2025 auf fast 140.000.
Schwache Lage auf dem Heizungsmarkt insgesamt
Im nordrhein-westfälischen Remscheid bezeichnet der Heizungshersteller Vaillant die Wärmepumpe inzwischen als seinen „Verkaufsschlager“. Die Freude darüber wird aber durch die schwache Lage auf dem Heizungsmarkt insgesamt getrübt.
Die Verunsicherung vieler Bürger sei noch hoch, sagt Tillmann von Schroeter, Deutschlandchef von Vaillant: „Kommt jetzt eine Gesetzesänderung? Was passiert mit der Förderung?“
Bei einigen Menschen blockiere die Unsicherheit Entscheidungen. „Deswegen wird momentan sehr, sehr viel gewartet, sehr viel repariert und wenig in neue Heizungen investiert“, so von Schroeter.
Staat übernimmt bis zu 70 Prozent der Kosten
Klare politische Rahmenbedingungen fordert auch Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er schätzt, dass etwa drei Viertel der Häuser in Deutschland ohne oder mit geringem Aufwand für Wärmepumpen geeignet sind.
In vielen Fällen lohne sich der Einbau finanziell. „Die Wärmepumpe hat erstmal hohe Investitionskosten, die aber durch die Förderung deutlich gesenkt werden“, so Zwingmann. Die Anschaffung einer Wärmepumpe wird durch den Staat derzeit mit bis zu 70 Prozent gefördert, abhängig von persönlichem Einkommen und Art des Gerätes. Dadurch komme man preislich annähernd in den Bereich einer neuen Gasheizung, sagt Zwingmann. Der Betrieb der Wärmepumpe sei hingegen günstiger.
Hilfe vom Staat hat auch die Wohnungsbaugesellschaft von Thomas Hummelsbeck für ihr Projekt in Duisburg bekommen. Ohne die Förderung wäre es nicht gegangen, stellt der Geschäftsführer fest.

