Deutsche Anleger schichten um
Wie Trump die Depots durcheinanderwirbelt
14.09.2025 – 08:08 UhrLesedauer: 4 Min.

Donald Trump hält die Finanzmärkte in Atem, und Privatanleger schichten ihre Depots um. Aber ist das sinnvoll?
Wohl kaum jemand hält die Finanzmärkte (und nicht nur diese) derart in Atem wie US-Präsident Donald Trump. Er lässt die Kurse regelmäßig Achterbahn fahren, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mal geht es rasant aufwärts, wie nach seinem Wahlsieg im November, mal rasant abwärts, wie nach der Ankündigung der horrenden Handelszölle im April. Trumps erratische Zollpolitik ließ die Kurse um mehr als 20 Prozent in die Tiefe stürzen. Doch schon nach wenigen Wochen ging die rasante Fahrt wieder aufwärts. Aber wie lange noch?
Ich habe keine Glaskugel, aber Themen, die für weitere Kapriolen sorgen könnten, gibt es genug. Neben der Zollpolitik, die sich langsam aber sicher auf das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne durchschlagen wird, wächst die Angst vor einer neuen Schuldenkrise. Schließlich sind die USA extrem hoch verschuldet – Tendenz stark steigend. Dann die Notenbankpolitik, der schwache Dollar und natürlich die Geopolitik. Manch ein Experte erwartet einen heißen Herbst. Allerdings gibt es diese warnenden Stimmen immer – und es gab sie auch für den Sommer, den die Märkte dann aber sehr gut „überstanden“ haben – neue Rekorde inklusive.
Der S&P 500, der den breiten amerikanischen Aktienmarkt abdeckt, hat erst diese Woche ein neues Allzeithoch markiert. Seit Jahresbeginn hat der Index mehr als zehn Prozent zugelegt. (Wobei wer in Euro investiert ist, wegen des schwachen Dollars noch fünf Prozent im Minus hängt). Der Technologieindex Nasdaq 100 ist sogar um fast 14 Prozent geklettert. Es bleibt aber dabei, dass europäische und vor allem deutsche Aktien seit Jahresbeginn besser laufen als die amerikanischen. Der Dax hat schon fast 20 Prozent zugelegt. Der Absturz im April ist fast vergessen.
Viele Anleger jedoch scheinen keine große Lust auf diese Achterbahnfahrt zu haben – und fahren nicht mehr mit, zumindest nicht mehr „Vollgas“. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Direktbrokers tradegate.direct unter 2.000 deutschen Privatanlegern. Stolze 40 Prozent der Befragten haben ihre Anlagestrategie seit Jahresbeginn verändert – und zwar wegen Donald Trump. Damit hätte ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet, nachdem die Rally auch an den US-Börsen seit April wieder Fahrt aufgenommen hat.
Doch anscheinend ist vielen Anlegern das Risiko der unberechenbaren Handelspolitik des US-Präsidenten zu hoch. Ausgestiegen sind sie nicht, haben aber das Risiko in ihren Depots minimiert. Diversifikation ist das Gebot der Stunde, und ein geringer Anteil von US-Aktien. Fast die Hälfte der Befragten (48,2 Prozent) hat seit Jahresbeginn in „sichere Häfen“ wie Gold, Anleihen oder Rohstoffe investiert. Ein klares Signal für den Wunsch nach Stabilität in einem unsicheren Marktumfeld.