Amazon experimentiert einmal mehr mit höheren Mindestbestellwerten. Nachdem das Unternehmen den für versandkostenfreie Lieferung ohne Prime-Abo notwendigen Betrag schon vor gut zwei Jahren von knapp 29 auf 39 Euro erhöht hatte, dreht man nun offenbar erneut an diesem Wert.
Wie in zahlreichen Medienberichten und Foren zu sehen ist, experimentiert Amazon mit einem Mindestbestellwert von 59 Euro, wobei nicht klar ist, ob alle Testkund:innen denselben Betrag angezeigt bekommen. Das wäre nicht ungewöhnlich, um die Preissensibilität in verschiedenen Käufer:innensegmenten auszutesten.
Amazon erklärt zu dem Sachverhalt ähnlich wie Anfang 2023, man teste „verschiedene Optionen rund um den Mindestbestellwert für eine kostenfreie Lieferung“, will sich aber offenbar noch nicht genauer festlegen, was die Konditionen betrifft. Auch 2023 – es handelte sich damals um die erste Erhöhung seit 2017 – hatte man zunächst die 39- statt 29-Euro-Schwelle bei einigen Kund:innen eingeführt, das dann später wieder zurückgenommen, um es einige Wochen später doch umzusetzen.
Wir dürfen somit gespannt sein, dass Amazon auch dieses Mal wieder einige Varianten durchspielt. Das Unternehmen erklärt dazu: „Wie alle unsere Tests hilft uns auch dieser dabei, besser zu verstehen, wie wir unseren Kunden den bestmöglichen Service bieten können. Wir probieren regelmäßig verschiedene Ansätze aus, um letztendlich das gesamte Einkaufserlebnis zu verbessern und einen größeren Mehrwert zu bieten.“
Verbindliche Entscheidung in den nächsten Wochen
Letztlich ist aber auch das wieder eine Rechnung mit mehreren Variablen. Denn zum einen hat Amazon ja inzwischen durchaus weitgehend flächendeckend seine eigene Logistik am Start, zum anderen dürfte zu erwarten sein, dass viele Kund:innen, die partout nicht gewillt sind, die knapp 90 Euro Jahresgebühr (oder 9 Euro im Monat) für Amazon Prime zu entrichten, entweder mehr bei anderen Versendern kaufen oder aber gezielt Bestellungen bündeln, um den höheren Mindestbestellwert zu erreichen.
Empfehlungen der Redaktion
Wir dürfen somit gespannt sein, wie und bis wann Amazon hier eine verbindliche Entscheidung trifft. Das Jahresendgeschäft im vierten Quartal lässt in der ersten Oktoberhälfte die Prime Deal Days (laut damit befassten Partnern aus dem Agenturumfelld namentlich offenbar wieder mit diesem Begriff) und Ende November die übliche Preisschlacht rund um den Black Friday und Cyber Monday erwarten. Allerdings könnte dadurch auch die Prime-Mitgliedschaft (die zuletzt eher uninteressanter wurde) wieder an Attraktivität gewinnen. Diese lässt sich übrigens oftmals billiger erwerben, wenn man bestimmte Kriterien erfüllt.
Dass das Unternehmen hier den Rotstift ansetzt und möglicherweise bald höhere Mindestbestellwerte aufrufen könnte, hat aber auch mit den steigenden Personalkosten, der zunehmenden Konkurrenz um Personal und den auch ansonsten höheren Energiekosten zu tun. Deutschland bleibt aber wohl auch weiterhin einer der lukrativsten und größten Ländermärkte für die Handelsplattform.
Wenn Amazon-Bestellungen nach hinten losgehen