marktbericht
Vor dem Putin-Selenskyj-Treffen in Washington dürfte der DAX keine großen Sprünge machen. Zu unsicher sind die weiteren Aussichten im Ukraine-Krieg – und auch Jackson Hole wirft schon seine Schatten voraus.
Nachdem der Ukraine-Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin in Alaska am Wochenende ohne Ergebnis geblieben war, zeichnet sich eine verhaltene Reaktion an den Börsen zu Wochenbeginn ab. Der DAX dürfte leicht im Plus oberhalb der Marke von 24.400 Punkten in den Handel starten. Der Broker IG taxiert das deutsche Börsenbarometer aktuell 0,2 Prozent höher bei 24.417 Punkten.
Der DAX bleibt damit weiterhin in Sichtweite seines Rekordhochs von Mitte Juli bei 24.639 Punkten. Doch vor dem Wochenende war der deutsche Leitindex erneut an seiner Charthürde um 24.500 Punkte gescheitert. Erst wenn dieser Widerstand aus dem Weg geräumt ist, ist der Weg Richtung Rekordhoch frei. Doch nach einem erneuten Anlauf der 24.500-Punkte-Marke sieht es vorerst nicht aus.
Zu groß sind denn auch die geopolitischen wie geldpolitischen Unsicherheiten. Das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Kremlchef Putin in Alaska brachte keine belastbaren Ergebnisse. Trump empfängt nun den ukrainischen Staatschef Selenskyj und führende europäische Politiker in Washington. US-Außenminister Marco Rubio sagte, die USA würden den Europäern Sicherheitsgarantien für die Ukraine anbieten wollen.
Mit Beginn der neuen Börsenwoche rückt derweil auch die Geldpolitik wieder verstärkt in den Fokus der Anleger. Das Notenbanker-Treffen in Jackson Hole vom 21. bis 23. August wirft bereits seine Schatten voraus. Dort wird auch der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, über die Wirtschaftsaussichten und die Geldpolitik sprechen.
„Powell wird jedoch nicht explizit eine Zinssenkung im September ankündigen, sondern die Arbeitsmarkt- und Inflationsberichte für August abwarten“, betont Andrew Hollenhorst, Chefökonom bei Citi Research. Die Märkte preisen aktuell eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt bei der Fed-Sitzung am 17. September ein. Sie rechnen mit einer weiteren Lockerung bis Dezember.
Positive Vorgaben für den DAX-Handel kommen von den asiatischen Börsen. Im Tokio liegt der 225 Werte umfassende Nikkei-Index im späten Handel 0,8 Prozent im Plus. Die Börse Shanghai gewinnt 1,3 Prozent auf 3.727 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen steigt um 1,7 Prozent.
Die US-Futures liegen am Morgen leicht im Plus. Am Freitag hatte sich der US-Standardwerteindex Dow Jones kaum verändert bei 44.946 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 0,3 Prozent auf 6.449 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 0,4 Prozent auf 21.622 Stellen nach.
Die Ölpreise tendieren kaum verändert. Am Rohstoffmarkt stagniert die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee bei 65,78 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende von Drohungen Abstand genommen, die russischen Ölexporte stärker einzuschränken.
Unterdessen erholt sich der Goldpreis von einem Zwei-Wochen-Tief. Das Edelmetall verteuert sich am Morgen um 0,3 Prozent auf 3.345 Dollar je Feinunze, nachdem es zuvor den niedrigsten Stand seit dem 1. August erreicht hatte. Marktexperten zufolge sahen Käufer offenbar bei Kursen um die 3.300 Dollar eine günstige Kaufgelegenheit.
Am deutschen Aktienmarkt steht zu Wochenbeginn die ProSiebenSat.1-Aktie im Fokus. Nach der internationalen Bieterschlacht um den deutschen Fernsehkonzern soll heute das Ergebnis bekanntwerden. Das geht aus dem schriftlichen Angebot des italienischen Unternehmens Media for Europe (MFE) an die Aktionäre hervor. MFE gehört den Kindern des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi.
TAG Immobilien will nach einem Zukauf in Polen künftig einen höheren Anteil des operativen Gewinns als Dividende direkt an die Aktionäre weitergeben. Erstmalig für das Geschäftsjahr 2026 will der im MDAX notierte Immobilienkonzern mindestens 50 Prozent des operativen Gewinns (FFO I) ausschütten. Für das laufende Geschäftsjahr gelte weiter die bisherige Ausschüttungsquote von 40 Prozent.
Wegen Rassismusvorwürfen hat der Schweizer Uhrenhersteller Swatch eine Werbekampagne zurückgezogen und sich öffentlich entschuldigt. In der Werbung war ein asiatischer Mann zu sehen, der mit den Fingern seine Augen zu Schlitzen zog. Die Bilder für die Kollektion „Swatch Essentials“ hatten in China für Empörung im Internet gesorgt. Viele Nutzer sahen darin eine Nachahmung rassistischer Gesten.
Australiens größte Fluggesellschaft Qantas ist wegen illegaler Massenkündigungen während der Corona-Pandemie zu einer Millionenstrafe verurteilt worden. Für die Entlassung von rund 1.800 Beschäftigten, deren Jobs an externe Dienstleister ausgelagert wurden, muss die Airline 90 Millionen Australische Dollar (umgerechnet etwa 50 Millionen Euro) Strafe zahlen. Experten sprachen von einer Rekordstrafe.