Täglich verfügbar, aber höhere Zinsen als für das Tagesgeld: Das bieten Geldmarkt- ETFs. Wie sie funktionieren und welche Chancen und Risiken es gibt.
Gehören Sie auch zu denjenigen, die immer auf der Jagd nach den besten Zinsen für das Ersparte oder den Notgroschen sind? Für viele Anleger ist dieses Zinshopping fast schon ein Sport. Sie hüpfen beziehungsweise wechseln von Bank zu Bank, um immer die besten Angebote mitzunehmen. Mir ist das mittlerweile zu aufwendig, und es wird irgendwann auch unübersichtlich mit all den vielen Bankverbindungen. Zumal dieses Zinshopping eigentlich gar nicht mehr nötig wäre, wenn wir fleißigen Sparer eine Anlageklasse nicht ignorieren würden: Geldmarkt-ETFs. Sie bieten eine flexible und sichere Möglichkeit, kurzfristig Kapital anzulegen. Und das oft mit höheren Zinsen als auf Sparkonten. Damit sind sie eine schwankungsarme Alternative zum Tagesgeld.
Doch warum ist die Rendite überhaupt höher, und wie funktionieren diese Papiere? Geldmarkt-ETFs orientieren sich, wie der Name schon sagt, am Geldmarkt. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil unseres Finanzsystems, der es Staaten, Banken und großen Unternehmen mit guter Bonität ermöglicht, sich kurzfristig Geld zu leihen oder überschüssiges Kapital kurzfristig anzulegen. Die sehr kurze Laufzeit dieser Kredite und Einlagen von meist nur einem Tag reduziert das Risiko. Der Zinssatz wird von den Zentralbanken des jeweiligen Währungsraumes täglich nach einer festen Regel berechnet und veröffentlicht.
Für den Euro-Raum ist die „Euro Short-Term Rate“ (ESTR) der relevante Referenzzins. Dieser Zinssatz bildet die Grundlage für die Renditen der Geldmarkt-ETFs. Aktuell liegt dieser Wert bei gut 1,9 Prozent. Zum Vergleich: Auf Tagesgeld gibt es laut FMH-Finanzberatung im Schnitt nur 1,25 Prozent. Wenn auch Sie also weniger als 1,9 Prozent für Ihr Tagesgeld bekommen, dann wäre ein Geldmarkt-ETF die bessere Wahl.
Geldmarkt-ETFs investieren also in kurzfristige Kredite am Geldmarkt beziehungsweise einen speziell kreierten Index darauf und bieten damit eine risikoarme Anlagemöglichkeit. Da die meisten Banken beim Tagesgeld weniger als die ESTR an ihre Kunden weitergeben, lohnen sich Geldmarkt-ETFs übrigens meistens. Zinshopping ist also eigentlich gar nicht mehr notwendig. Es sei denn, es gibt irgendwo besonders hohe Lockangebote. Aber die sind meistens zeitlich begrenzt, und nach Ablauf gibt es oft Minizinsen – und die Hüpferei geht wieder los. Mir persönlich ist das zu mühsam.
Ein wichtiger Punkt ist natürlich immer das Thema Sicherheit. Tagesgeld gilt als supersicher. Das Risiko ist sehr gering, weil das Ersparte durch die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro pro Person und pro Bank geschützt ist. Diese Einlagensicherung gibt es bei Geldmarkt-ETFs nicht. ETFs sind aber Sondervermögen, das investierte Kapital wird getrennt vom Vermögen der Investmentgesellschaft aufbewahrt. Im Insolvenzfall ist das angelegte Kapital gesetzlich geschützt. Der Geldmarkt selbst, an dem ja investiert wird, gilt als sicher und sehr liquide. Das Risiko ist also gering, wenn auch etwas höher als beim Tagesgeld. Auch gibt es ein Zinsänderungsrisiko. Die ESTR wird täglich neu berechnet, kann fallen und steigen. Auf Zinsänderungen am Markt reagieren aber auch die Tagesgeld-Anbieter schnell, vor allem, wenn die Zinsen sinken.
