Steigende Mieten, höhere Lebensmittelpreise, teurere Energie: Für viele Menschen ist es
herausfordernd geworden, den Überblick über ihre Finanzen zu behalten – insbesondere bei
unsicheren Arbeitsverhältnissen, stagnierenden Löhnen bzw. Gehältern und einem breiten
Angebot an Konsummöglichkeiten. Studien wie der „Überschuldungsreport 2024“ des Instituts für
Finanzdienstleistungen (IFF) zeigen, dass dies mitunter zu Überschuldung führen kann. Die Folge:
ein Gefühl der Überforderung und des Kontrollverlusts über das eigene Geld. Doch finanzielle
Selbstbestimmung ist auch unter schwierigen Bedingungen möglich.

Viele denken bei finanzieller Freiheit an hohe Einkommen oder größere Rücklagen. Doch der Kern ist
ein anderer: die Fähigkeit, das eigene Leben nach persönlichen Werten zu gestalten, ohne
permanent über Geld nachdenken zu müssen. Zudem spielen Sicherheit und Entscheidungsfreiheit
eine zentrale Rolle. Dabei hat jede:r ein anderes Ziel. Für manche sind es das Decken der täglichen Ausgaben oder die schuldenfreie Ausbildung, für andere der Kauf eines Eigenheims oder der Aufbau
einer Altersvorsorge.
Kund:innen möchten Entscheidungen selbst treffen und brauchen dafür Tools,
Wissen und Orientierung. Entscheidend ist ein verantwortungsvoller Finanzbegleiter an der Seite, der
berät und nicht entmündigt.
Schulden richtig einordnen
Schulden sind nicht per se negativ. Sie ermöglichen häufig erst eine Ausbildung oder private
Entwicklungen wie etwa den Um- und Ausbau des Eigenheims. Zudem schaffen sie Flexibilität, um
entstehenden Engpässen, etwa aufgrund einer Elternzeit, zu begegnen. Problematisch wird es nur,
wenn sie durch fehlende Übersicht, unerwartete Ereignisse oder unrealistische
Konsumgewohnheiten aus dem Ruder laufen.
Drei Faktoren helfen, Schulden besser einzuordnen:
- Lebensstil: Wie hoch sind die monatlichen Fixkosten im Verhältnis zum Einkommen? Ist
trotzdem genug Puffer für außerplanmäßige Ausgaben wie Reparaturkosten vorhanden? - Lebensphase: Die Tragfähigkeit von Schulden hängt auch vom Alter und der beruflichen
Situation ab. Ein Studienkredit mit Anfang 20 kann eine Investition in die Zukunft sein.
Derselbe Betrag mit 50 und unklaren Einkommensperspektiven ist womöglich riskanter. - Finanzielle Ziele: Schulden sollten ein klares Ziel verfolgen – wie Ausbildung, Hausbau oder
berufliche Weiterentwicklung. Konsumschulden ohne langfristigen Mehrwert belasten
dagegen oft auf Dauer.
Wie der Weg zur finanziellen Stabilität gelingt
Die wichtigste Voraussetzung für finanzielle Selbstbestimmung ist Transparenz. Ein ehrlicher Blick auf die eigene Situation ist oft der schwierigste, aber auch der wirksamste Schritt.
- Selbstreflexion: Wie hoch sind meine monatlichen Ausgaben? Wie viele Schulden habe ich –und welche davon sind kritisch? Was möchte ich in einem, drei oder fünf Jahren erreicht haben?
- Einnahmen und Ausgaben erfassen: Erst wenn Klarheit herrscht, können Ausgaben sinnvoll priorisiert und eingespart werden.
- Persönlicher Finanzplan: Ein realistisches Budget, das an die eigenen Verhältnisse und den eigenen Lebensstil statt an Idealbilder von außen angepasst ist, schafft Struktur und Orientierung.
- Ausgaben hinterfragen: Viele kleine Posten summieren sich. Wer regelmäßig seine Ausgaben trackt, entdeckt Sparpotenziale, die vorher unsichtbar waren.
- Schulden abbauen: Nicht kopflos tilgen, sondern priorisieren. Welche Kredite haben die höchsten Zinsen? Welche lassen sich umschulden oder schneller zurückzahlen?
Planung macht flexibel
Ein bewährtes Modell für die Budgetplanung ist die 50-30-20-Regel. Sie eignet sich auch bei kleinem
Einkommen und schafft einen klaren Rahmen:
- 50 Prozent der Einnahmen für Fixkosten wie Miete, Versicherungen oder Verträge
- 30 Prozent für Alltag, Freizeit und Konsum
- 20 Prozent für Rücklagen, Altersvorsorge oder Schuldentilgung
Diese Aufteilung ist keine starre Formel, sondern eine Orientierung. Sie zwingt zur Priorisierung und
macht eine langfristige Planung möglich. Wer seine Ausgaben regelmäßig überprüft und anpasst,
bleibt handlungsfähig.
Ein Haushaltsbuch, online oder klassisch, hilft zudem, monatlich, quartalsweise oder jährlich
Fixkosten im Blick zu behalten. Wer weiß, wann welche Kosten anfallen, kann auch Sonderausgaben
wie Geburtstage, Urlaube oder Reparaturen rechtzeitig einplanen.
Tipp: Sonderausgaben am besten vorab auf das Jahr verteilen und bewusst Rücklagen bilden. Auch
unerwartete Einnahmen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld lassen sich gezielt für solche Monate
verwenden.
Finanzielle Selbstbestimmung – der Weg ist das Ziel
Finanzielle Selbstbestimmung ist weniger eine Frage des verfügbaren Einkommens als vielmehr der
bewussten Gestaltung der eigenen Finanzen. Denn auch mit begrenzten Mitteln lässt sich dieses Ziel
erreichen. Entscheidend ist der Perspektivwechsel: Statt ausschließlich auf höhere Einkommen zu
hoffen, sollten vorhandene Einnahmen optimal genutzt und Entscheidungen nach persönlichen
Vorstellungen und Rahmenbedingungen getroffen werden. Konkrete Tipps, um finanzielle Freiheit zu
erreichen, sind die Erstellung eines Finanzplans, die Anwendung der 50-30-20-Regel zur
Budgetplanung und die regelmäßige Überprüfung der Ausgaben. Ein Haushaltsbuch kann dabei
helfen, Fixkosten im Blick zu behalten und Sonderausgaben rechtzeitig einzuplanen. So wird finanzielle Freiheit zu einer Frage der Haltung und des bewussten Umgangs mit Geld – unabhängig
von der Höhe des Kontostands.
