

Eine Aktienhändlerin schaut an der Börse auf Bildschirme. Nachdem Angriff des US-Militärs auf den Iran, steht die Börse aktuell unter Druck (Foto: dpa).
Foto: Boris Roessler
Börse aktuell: Geopolitische Spannungen belasten den Aktienmarkt
Nach dem US-Angriff auf den Iran am Wochenende steht die Börse aktuell im Zeichen geopolitischer Unsicherheiten. Die Aktienmärkte zeigen sich zu Wochenbeginn deutlich angeschlagen. Der DAX-Kurs verlor zum Handelsstart am Montag 0,64 Prozent auf 23.201,05 Punkte und nähert sich damit seinem Tief vom Freitag. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx startete mit Verlusten. Der Rückzug der Anleger spiegelt die wachsende Angst vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts wider.
US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende überraschend unterirdische iranische Atomanlagen bombardieren lassen und sich damit offen in den Krieg Israels gegen den Iran eingemischt. Das Täuschungsmanöver, wonach Washington eine zweiwöchige Bedenkzeit angekündigt hatte, entpuppte sich als Vorwand für einen schnellen Militärschlag. Die diplomatischen Gespräche zwischen Europa und Teheran vom Freitag wurden damit praktisch übergangen – ein Schritt, der die Nervosität an der Börse aktuell deutlich verstärkt hat.
Ölpreise steigen auf Fünf-Monats-Hoch
Mit dem Angriff sind die Ölpreise sprunghaft gestiegen. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 76,28 US-Dollar je Barrel, während die US-Sorte WTI ebenfalls 1,1 Prozent auf 74,86 US-Dollar kletterte. Zuvor hatten beide Ölsorten ein Fünfmonatshoch erreicht: Brent bei 81,40 US-Dollar und WTI bei 78,40 US-Dollar.
Im Fokus steht dabei die Straße von Hormus – ein Nadelöhr für den globalen Energiemarkt. Rund ein Viertel des weltweiten Ölhandels und 20 Prozent des Flüssiggasverkehrs passieren diese Meerenge. Laut ING-Rohstoffstratege Warren Patterson wäre eine Blockade zwar möglich, aber wirtschaftlich riskant für den Iran, da über 80 Prozent der Ölexporte asiatische Länder wie China betreffen würden. Dennoch sehen Marktbeobachter eine reale Gefahr: Sollte Teheran den Zugang einschränken, könnten die Ölpreise weiter steigen. Die Bank Goldman Sachs hält Brent-Notierungen von bis zu 110 US-Dollar pro Barrel für möglich, wenn die Durchfahrt einen Monat lang halbiert würde.
DAX-Kurs: Gewinne vom Freitag ausradiert
Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung hatte am Freitag noch für ein Plus von 1,3 Prozent auf 23.350 Punkte im DAX gesorgt. Auf Wochensicht blieb dennoch ein Minus von 0,7 Prozent. Nun droht dem DAX-Kurs bei einem weiteren Rutsch unter das Tief von 23.187 Punkten eine Verschärfung der Abwärtsbewegung. Auch die technische 50-Tage-Durchschnittslinie gerät erneut ins Visier der Analysten – ein klares Warnsignal für den Aktienmarkt.
Sichere Häfen gefragt: Dollar und Goldpreis im Fokus
Der Dollar profitiert in diesem Umfeld erneut von seinem Status als sicherer Hafen. Im frühen Devisenhandel notierte der Euro bei 1,1495 US-Dollar – nach über 1,15 US-Dollar vor dem Wochenende. Der Goldpreis, der nach dem US-Angriff kurzfristig auf 3.398 US-Dollar je Feinunze gestiegen war, zeigt sich inzwischen wieder beruhigt. Aktuell kostet das Edelmetall 3.358 US-Dollar.
Rüstungsaktien profitieren – Lufthansa unter Druck
Ein Blick auf die Börse aktuell zeigt: Während ölempfindliche Branchen wie die Luftfahrtbranche unter Druck geraten, ziehen Rüstungsaktien an. Die Papiere der Lufthansa verloren vorbörslich zwei Prozent. Im Gegenzug stieg die Aktie von Rheinmetall, Teil des EuroStoxx, um 1,6 Prozent. Renk und Hensoldt, beide im MDAX gelistet, legten auf Tradegate um bis zu 3,3 Prozent zu.
Hintergrund ist die Einigung der 32 NATO-Staaten, ihre verteidigungsrelevanten Ausgaben künftig auf mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen – ein starkes Signal für die Branche. Nach einer bislang schwächeren Juni-Tendenz könnten die betroffenen Rüstungswerte vor neuen Rekorden stehen.
Umstrukturierungen in deutschen Indizes
Auch auf Indexebene gab es Veränderungen. Der Internetdienstleister Ionos ersetzt ab sofort den Technologiekonzern Jenoptik im MDAX. Jenoptik steigt dafür in den SDAX ab. Dort kehren die Beteiligungsgesellschaft Mutares sowie der IT-Dienstleister Nagarro zurück – sie ersetzen Verbio und Medios.
Unterdessen musste Munich Re einen Kursrückgang von 1,8 Prozent hinnehmen, nachdem die US-Bank Morgan Stanley die Aktie auf „Underweight“ abgestuft hatte. Diese Einschätzung reiht sich ein in eine Serie kritischer Analystenstimmen zur Versicherungsbranche – im Juni war bereits die Allianz mehrfach herabgestuft worden.
Wie sollten Anleger jetzt reagieren?
Die Lage an der Börse aktuell bleibt angespannt. Anleger sollten sich auf anhaltende Volatilität einstellen und verstärkt auf Qualitätstitel sowie defensive Sektoren setzen. Besonders Energiewerte und Rüstungstitel zeigen sich kurzfristig stabiler als der breitere Aktienmarkt. Gleichzeitig ist Vorsicht bei besonders konjunkturabhängigen oder ölempfindlichen Branchen wie der Luftfahrt geboten.
Auch ein Blick auf den technischen Verlauf des DAX-Kurs kann helfen: Sollte die 50-Tage-Linie unterschritten werden, drohen weitere Rücksetzer. Wer jetzt investiert, sollte sich möglicher politischer Eskalationen bewusst sein – und eher auf eine schrittweise Positionierung setzen, statt kurzfristig auf schnelle Gewinne zu hoffen.