Immer häufiger berichten Verbraucher und Selbstständige in Deutschland, dass ihr Bank- oder Zahlungsdienstkonto plötzlich gesperrt wurde – mit der Begründung, es habe „verdächtige“ oder „hochriskante“ Transaktionen gegeben. Die Folgen können drastisch sein: Zahlungen scheitern, Daueraufträge werden gestoppt, Existenzen geraten ins Wanken.
Doch was steckt dahinter – und wie können Betroffene reagieren?
Warum werden Transaktionen als „hochriskant“ eingestuft?
Im Zuge der strengen Geldwäschevorgaben sind Banken, FinTechs und Zahlungsdiensteanbieter verpflichtet, transaktionsbasierte Risikomodelle einzusetzen. Diese Systeme stufen bestimmte Vorgänge automatisch als verdächtig ein – auch wenn es in Wirklichkeit harmlose Transaktionen sind.
Häufige Auslöser sind:
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Internationale Überweisungen, besonders in sogenannte Hochrisikoländer (nach EU- und FATF-Definition)
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Zahlungen über oder an Krypto-Börsen
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Unregelmäßige Zahlungseingänge oder Verwendungszwecke, die nicht zur Kontoart passen
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Verwendung des Kontos für geschäftliche Zwecke trotz Privatstatus
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Namensgleichheiten mit sanktionierten Personen oder Firmen (automatische Listenabgleiche)
Fehlerhafte Einstufungen können auch durch falsche Algorithmen oder unvollständige Kundendaten entstehen.
Dürfen Banken das überhaupt?
Ja, das dürfen sie – unter bestimmten Voraussetzungen. Nach § 43 des Geldwäschegesetzes (GwG) sind sie verpflichtet, verdächtige Aktivitäten zu melden und Konten ggf. einzufrieren, wenn ein Anfangsverdacht besteht.
Auch das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) und das Kreditwesengesetz (KWG) sehen entsprechende Prüfpflichten vor.
Aber:
Die Maßnahmen müssen verhältnismäßig sein. Ein reiner Verdacht darf nicht zu einer unbegründeten, langfristigen Sperrung führen – insbesondere wenn der Kunde vollständig kooperiert und keine realen Hinweise auf Straftaten vorliegen.
Was sollten Betroffene konkret tun?
Wenn Ihr Konto plötzlich eingefroren wurde:
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Kontaktieren Sie sofort Ihre Bank oder den Zahlungsdienstleister.
– Verlangen Sie eine schriftliche Begründung für die Sperrung.
– Fragen Sie gezielt nach der betroffenen Transaktion oder dem Auslöser. -
Reichen Sie Nachweise ein.
– Z. B. Verträge, Rechnungen, Handelsregisterauszüge oder Steuerdokumente, die den Geldfluss erklären. -
Dokumentieren Sie alle Gespräche und E-Mails mit der Bank.
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Falls keine Klärung erfolgt:
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Juristische Schritte:
– Bei unrechtmäßiger Kontosperrung können Ansprüche auf Schadensersatz entstehen (§ 280 BGB).
– Ein Rechtsanwalt kann ggf. auch eine einstweilige Verfügung beantragen, wenn dringender Liquiditätsbedarf besteht.
Wie lässt sich so etwas verhindern?
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Verwenden Sie geschäftliche Konten für geschäftliche Zahlungen, nicht das Privatkonto.
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Klären Sie größere oder internationale Transaktionen im Vorfeld mit Ihrer Bank ab.
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Achten Sie auf vollständige KYC-Daten (z. B. Adressänderungen, wirtschaftlich Berechtigte).
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Halten Sie Ihre Dokumentation zu Einnahmen und Ausgaben jederzeit griffbereit.
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Bei häufigem Handel (z. B. mit Kryptowerten) wählen Sie Anbieter, die auf diese Vorgänge spezialisiert sind.
Die Einstufung als „hochriskanter Kunde“ kann jeden treffen – selbst ohne jegliches Fehlverhalten. Wichtig ist, ruhig, strukturiert und rechtssicher zu reagieren. Denn auch Banken sind an rechtliche Grenzen gebunden und dürfen Kunden nicht grundlos in eine Risikokategorie einsortieren.