marktbericht
Anleger reagieren erleichtert auf die Ankündigung von US-Präsident Trump, binnen zwei Wochen über eine mögliche Militärintervention im Iran zu entscheiden. Der DAX verbucht Gewinne – und die Ölpreise fallen deutlich.
US-Präsident Donald Trump bewegt einmal mehr die Börsen. Binnen zwei Wochen will er nun entscheiden, ob die USA in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran eingreifen werden. Damit wird ein US-Schlag gegen den Iran bereits an diesem Wochenende, über den in den Medien zuletzt verstärkt spekuliert worden war, ein Stück unwahrscheinlicher.
Anleger reagieren erleichtert und greifen bei riskanten Anlagen wie Aktien wieder vorsichtig zu. Der DAX zieht zum Wochenschluss im frühen Handel um 0,6 Prozent auf 23.204 Punkte an. Dabei dürfte es sich allerdings auch um eine technische Gegenreaktion auf die jüngsten herben Kursverluste handeln. Der übergeordnete Abwärtstrend ist weiter intakt.
Der DAX hatte gestern auf 23.057 Punkten geschlossen – dem tiefsten Stand seit Anfang Mai. Zum Vergleich: Vor gerade einmal zwei Wochen hatte der deutsche Leitindex noch bei 24.479 Zählern ein Rekordhoch markiert.
Für besondere Spannung an den Börsen sorgt heute zudem der große Verfallstag: Am sogenannten Hexensabbat laufen Optionen und Futures auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Aktienkurse und auch Indizes können heute also auch ohne wesentliche Nachrichten spürbar schwanken. Um 13 Uhr verfallen an der Terminbörse Eurex in der Mittagsauktion die Futures und Optionen auf den DAX.
In der Vergangenheit waren große Verfallstermine oft Marktwendepunkte, findet an diesen Tagen doch eine Marktbereinigung statt, die häufig den Boden für einen längerfristigen Trendwechsel bilden kann.
Wie groß die Erleichterung der Anleger über die nun angekündigte zweiwöchige Bedenkzeit der USA im Nahost-Konflikt ist, lässt sich derweil auch am Ölmarkt ablesen, der sich zuletzt als sensibler Seismograf für die Nahost-Ängste der Anleger etabliert hatte.
Die Ölpreise sinken am Morgen deutlich. Die Nordseesorte Brent verbilligt sich um 2,6 Prozent auf 76,77 Dollar je Barrel (159 Liter). Seit Beginn der israelischen Luftangriffe auf den Iran am vergangenen Freitag waren die Ölpreise um gut elf Prozent in die Höhe geklettert. Investoren fürchteten, dass eine Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten zu Versorgungsengpässen am Ölmarkt führen könnte.
Entspannungssignale funkt derweil auch der Devisenmarkt: Der Dollar, der angesichts der stark gestiegenen geopolitischen Spannungen in den vergangenen Tagen seinen Status als sicherer Hafen wieder zurückgewinnen konnte, ist am Morgen nicht mehr gefragt.
Der Dollar-Index, der den Wert der US-Devise zu einem Währungskorb misst, fällt in der Spitze um 0,4 Prozent auf 98,5380 Punkte. Auf Wochensicht liegt der Index aber noch immer fast 0,5 Prozent im Plus. Der Euro zieht aktuell um 0,1 Prozent auf 1,1525 Dollar an.
Die nachlassende Risikoaversion der Anleger macht sich auch am Markt für Edelmetalle bemerkbar: Der Goldpreis gibt weiter nach, sinkt aktuell um 0,6 Prozent auf knapp 3.348 Dollar. Anfang der Woche war das als sicherer Hafen beliebte gelbe Edelmetall noch bis auf 3.452 Dollar gestiegen.
Von den Überseebörsen kommen am Morgen verhaltene Signale für den DAX. In Japan verabschiedete sich der 225 Werte umfassende Nikkei-Index mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 38.403 Punkten aus dem Handel.
Die Wall Street blieb gestern wegen des Feiertags „Juneteenth“ zum Gedenken an die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten aus der Sklaverei geschlossen. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones notiert aktuell 0,2 Prozent im Minus.
Am deutschen Aktienmarkt könnte die ThyssenKrupp-Aktie einen Blick wert sein. Der Aufsichtsrat des kriselnden Industriekonzerns kommt heute zusammen. Dabei geht es Insidern zufolge um die Pläne für eine Verselbstständigung der Marinesparte und um eine Verlängerung des Vertrags von Vorstandschef Miguel Lopez. Der stellvertretende Aufsichtsrats-Chef und Vize-Chef der Gewerkschaft IG Metall, Jürgen Kerner, hat bereits angekündigt, gegen eine Verlängerung zu stimmen.
Unterdessen haben die Pläne für eine klimafreundliche Stahlproduktion in Deutschland durch die Absage eines wichtigen Projekts von ArcelorMittal einen schweren Dämpfer erhalten. Der Konzern teilte gestern mit, milliardenschwere Projekte für die Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstatt nicht weiter zu verfolgen. Der Bund wollte diese mit 1,3 Milliarden Euro fördern.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.