Urlaubsreisen werden immer teurer – nicht nur wegen allgemein steigender Preise, sondern auch, weil einst günstige Ziele auf einmal voll im Trend liegen.
Die Balearen-Hauptstadt Palma de Mallorca gehört gerade zu den angesagtesten Städten der Welt: Das Wirtschaftsmagazin Forbes nahm die Stadt jüngst in die Liste der 100 besten Ziele für Städtereisen in diesem Jahr auf, bei Lonely Planet schaffte sie es sogar in die Top Ten. Palma ist in diesem Jahr der „Place to be“ – ein Hotspot, der Ort, an dem jeder sein möchte – nicht nur die Deutschen.
Denn längst ist die Mallorca nicht mehr nur die Lieblingsinsel der Deutschen – auch in den USA hat man die Baleareninsel als trendigen Urlaubsort entdeckt. Mehrmals pro Woche gibt es Flüge aus New York nach Palma. Und auch die Hotels machen sich chic für die neuen Urlauberinnen und Urlauber.
Das Hotel Portixol ist dafür ein gutes Beispiel. Noch vor ein paar Jahren war es ein einfaches Haus im Hafenviertel, berichtet Hoteldirektorin Christina Østrem. Stück für Stück haben die Besitzer es seither renoviert, einen Wellness-Bereich gebaut, die Zimmer umgestaltet. Nun ist es ein Vier-Sterne-Boutique-Hotel. Die Chefin sagt, es gibt immer mehr Menschen, die sich teure Urlaube leisten können und wollen: „Je nach Zimmerkategorie kostet eine Übernachtung zwischen rund 400 Euro und 1.000 Euro.“
„Soziale Schere geht auseinander“
Auch viele deutsche Urlauberinnen und Urlauber sind bereit, derartige Preise zu zahlen. Im vergangenen Jahr erreichten die Urlaubsausgaben der Deutschen sogar einen Höchststand: Laut der Deutschen Tourismusanalyse 2025, die von der Stiftung für Zukunftsfragen erstellt wurde, kostete ein Urlaub im Durchschnitt 1.544 Euro pro Person.
Doch die Zahl derer, die sich das leisten können, sinkt. Das beobachtet man etwa bei der Reiseplattform Holiday Check. Anne Zitschke, Reiseexpertin bei Holiday Check, stellt fest, dass Urlauberinnen und Urlauber in diesem Jahr verhaltener buchen: „Urlauber warten eher ab und überlegen, ob sie sich eine bestimmte Reise leisten können. Für viele Reisende ist der preisliche Zenit erreicht.“
Das bestätigt auch die aktuelle ADAC Tourismusstudie. Demnach hat sich die Zahl derer, die wegen knapper Kasse ganz auf Urlaub verzichten wollen, gegenüber der letzten Umfrage zwei Jahre zuvor fast verdoppelt. Gleichzeitig wird Sparen vor Ort wichtiger – besonders für Familien und Menschen mit kleinerem Budget. „Die soziale Schere geht beim Reisen auseinander“, sagt ADAC-Tourismuspräsident Karlheinz Jungbeck angesichts der Ergebnisse.
Jugendherbergen als Alternativen?
Günstigere Alternativen wie Jugendherbergen werden besonders bei Familien deshalb immer beliebter. In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Familienübernachtungen in deutschen Jugendherbergen von 1,4 auf rund zwei Millionen pro Jahr gestiegen. Das geht aus Zahlen des Deutschen Jugendherbergswerks hervor.
Die Nachfrage ist so groß, dass beliebte Häuser wie die Jugendherberge Burg Stahleck im Mittelrheintal in den Schulferien oft Jahre im Voraus ausgebucht sind. „Die Tendenz ist wirklich, dass mehr Familien hier zu uns auf die Burg kommen“, sagt Betriebsleiter Marco Kuschner.
Insgesamt hat die Burg heute 36 Zimmer, von Zwei-Bett-Zimmern bis Zehn-Bett-Zimmern. Knapp 50 Euro kostet hier eine Übernachtung pro Person, inklusive Vollpension und Lunchpaket. Kinder bis 14 Jahre zahlen die Hälfte. Die Nachfrage sei besonders in den Sommerferien enorm: „Die Programme für unsere Burg sollte man mindestens zwei Jahre im Voraus buchen“, so Betriebsleiter Kuschner.
Veranstalter senken gerade die Preise
Während die Jugendherberge ausgebucht ist, bleiben die Urlaubsbuchungen insgesamt in diesem Jahr aber hinter den Erwartungen zurück, so Zitschke von Holiday Check: „Das führt auch dazu, dass viele Reiseveranstalter jetzt reagieren. Hotels, Fluggesellschaften, Veranstalter – sie alle senken gerade die Preise.“
Urlauberinnen und Urlauber können laut der Expertin also gerade jetzt mit kräftigen Rabatten rechnen. „Das wird eine sehr gute Last-Minute Saison. Denn Veranstalter müssen jetzt Reisende mit Rabatten überzeugen, doch noch einen Urlaub zu buchen“, so Zitschke.
Zumal immer mehr Reisende ihren Urlaub mit knapperem Budget planen müssen: Die ADAC-Studie zeigt, dass in diesem Jahr deutlich weniger Menschen damit rechnen, genauso viel Geld für den Urlaub zur Verfügung zu haben wie im vergangenen Jahr. Gleichzeitig geben deutlich mehr Befragte an, dass sie dieses Jahr weniger Geld für den Urlaub einplanen können: Der Anteil ist von 14 auf 24 Prozent gestiegen. Der Anteil derer, die ihr Budget in diesem Jahr höher einschätzen, ist dagegen bei rund 24 Prozent nahezu konstant geblieben.
Mallorca wird zur Luxusinsel
Auf das zahlungsbereite Publikum reagieren auch Hoteliers, berichtet Zitschke: „Wir beobachten, dass es mehr Fünf-Sterne-Hotels gibt, mehr Luxushotels. Denn viele Hoteliers renovieren ihre Hotelanlagen – es gibt modernere, größere Zimmer oder Privatpools. Sie investieren in eine gehobene Gastronomie.“ Damit spreche man ganz bewusst Menschen an, die mehr Geld für Reisen ausgeben können und wollen.
Das zeigt sich auch auf Mallorca: Die Zahl der Fünf-Sterne-Hotels hat sich hier in den vergangenen 15 Jahren verdreifacht, auf derzeit rund 70. Die Insel wird damit immer exklusiver.
Die Mehrheit macht Urlaub im eigenen Land
Trotz der Preissteigerungen bleiben Mallorca und Spanien insgesamt aber bei Deutschen beliebt: Innerhalb Europas ist Spanien nach wie vor das beliebteste Reiseziel der Deutschen, gefolgt von Italien und der Türkei. Das zeigen Zahlen der Deutschen Tourismusanalyse 2025, die von der Stiftung für Zukunftsfragen erstellt wurde. Die mit Abstand meisten Deutschen, nämlich fast ein Drittel, machen dieses Jahr Urlaub im eigenen Land.
Auf dem Campingplatz Rosenfelder Strand an der Ostsee blickt man deshalb optimistisch auf die kommenden Wochen und Monate: „Wir sind in der Hauptsaison immer gut ausgelastet, mit ganz vereinzelten Lücken“, sagt Besitzer Ulrich Bormann. 800 Stellplätze gibt es hier, etwa die Hälfte ist an Dauercamper vermietet.
Und wer nicht mit dem eigenen Camper anreist, kann hier einen Wohnwagen mieten. Die Kosten in der Hauptsaison zwischen 100 Euro und 150 Euro pro Nacht – je nach Ausstattung. Gerade für viele Familien ist das eine attraktive Möglichkeit, Urlaub am Meer zu machen, ohne das Budget zu sprengen.