Plötzlich machen Klarna, Revolut und N26 Mobilfunk – und US-Präsident Donald Trump auch. Warum Fintechs jetzt Handytarife anbieten und was sie sich davon erhoffen.

Banking-Apps, die auch Handyverträge verkaufen? Klingt erstmal schräg. Aber genau das passiert gerade: Die Fintechs Klarna, Revolut und N26 starten eigene Mobilfunkangebote. Und auch Donald Trump mischt mit.
Der US-Präsident hat gerade einen eigenen Mobilfunktarif vorgestellt – namens Trump Mobile. Warum machen jetzt alle Mobilfunk? Was steckt dahinter?
Was ist eine eSIM?
Eine eSIM (kurz für embedded SIM) ist eine im Gerät verbaute, digitale SIM-Karte. Anders als klassische SIM-Karten aus Plastik muss man sie nicht mehr physisch einlegen oder austauschen – sie wird elektronisch aktiviert, z. B. per QR-Code oder direkt in einer App. Durch die eSIM-Technologie können Kunden mehrere Mobilfunkprofile speichern. Ideal für Reisen (z. B. lokale Daten-eSIM fürs Ausland) oder beruflich und privat getrennte Nummern. Außerdem können Nutzer ihre Tarife jederzeit wechseln, ohne eine neue SIM-Karte einlegen zu müssen.
Revolut
Los ging es mit eSIMs fürs Ausland. Revolut etwa bietet seit 2024 digitale Datenpakete fürs Reisen an. Jetzt geht die Neobank aufs Ganze: Mit „Revolut Mobile“ will das britische Fintech Handyverträge mit Allnet-Flat, EU- und US-Roaming sowie ohne Vertragsbindung direkt in der App anbieten. Erstmal in Großbritannien und Deutschland.

Der Preis: ab 14,6 Euro (12,50 Pfund) im Monat. Revolut möchte mit diesem Angebot „mit traditionellen Netzwerkanbietern“ konkurrieren. Britische Verbraucher würden aktuell unter den hohen Roaming-Gebühren leiden, heißt es von der Digitalbank.
Revolut-Benutzer können ihren Plan auch mit ihren RevPoints bezahlen, dem Treueprogramm von Revolut, das Kunden je nach Plan mit Punkten für Einkäufe belohnt. Die Mobilfunktarife sollen im Laufe dieses Jahres eingeführt werden. Die Mobilfunkbetreiber, mit denen Revolut dafür zusammenarbeitet, stehen noch nicht fest.
N26
N26 hat im Mai 2025 nachgezogen. Der Berliner Neobank-Tarif heißt „N26 SIM“ und lässt sich komplett in der Banking-App steuern. „Als Alternative zu herkömmlichen Mobilfunkverträgen“ heißt es. Es gibt drei Datenpakete (10, 30 oder 100 GB), unbegrenzte Anrufe, SMS und EU-Roaming inklusive.
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Die Preise starten bei 13,99 Euro. N26 arbeitet dabei mit Vodafone und der eSIM-Plattform 1Global zusammen. Das Angebot passe zur N26-Mission „analoge Geschäftsmodelle digital neu zu denken“, heißt es von der Berliner Neobank.

Dank der monatlichen Kündigungsfrist entfallen die üblichen festen Vertragslaufzeiten und Bindungen. Vodafone möchte durch diese Partnerschaft seine „Position als Vorreiter bei der Digitalisierung“ ausbauen, heßt es von der Telekommunikationsfirma. Aktuell ist das Angebot in Deutschland erhältlich, soll aber zu gegebener Zeit auf weitere europäische Märkte ausgeweitet werden.
Klarna
Und auch Klarna will mitmischen. Das schwedische Fintech hat angekündigt, in den kommenden Wochen in den USA einen eigenen Mobilfunktarif für rund 35 Euro (40 Dollar) pro Monat zu starten – unlimited Data inklusive.
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Später sollen auch Deutschland und Großbritannien folgen. Technikpartner ist das Startup Gigs, das Betriebssysteme für mobile Dienste anbietet. Abgedeckt wird das AT&T-Netz. „Mit unseren Mobilfunktarifen gehen wir noch einen Schritt weiter und bauen unser Neobanking-Angebot weiter aus. Verbraucher kennen und lieben die reibungslosen Services von Klarna bereits. Jetzt können sie mit einem Fingertipp in der Klarna-App ihren neuen Mobilfunktarif nutzen“, sagt Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski.

Klarna setzt dabei auf „keine versteckten Gebühren, flexible Verträge und eine reibungslose Einrichtung“ der eSIM-Services. Laut Gigs-Gründer und CEO Hermann Frank kombiniert Klarna mit diesem Angebot „Premium-Konnektivität mit Finanztools“.
Warum gerade jetzt?
Der Einstieg in den Mobilfunkmarkt wirkt auf den ersten Blick wie ein krasser Strategiewechsel. Anbieter könnten von folgenden Entwicklungen profitieren: Erstens ist die eSIM-Technologie inzwischen reif und weit verbreitet. Zweitens sind Kunden es gewohnt, Verträge digital abzuschließen. Und drittens: Wer als Fintech dauerhaft wachsen will, muss sich diversifizieren. Banking-Apps werden zu Super-Apps.
Mobilfunk passt da gut rein. Die Kundschaft bleibt länger in der App, die Anbieter schaffen sich ein neues Abo-Modell mit monatlichen Einnahmen. Außerdem lassen sich Bank- und Telko-Dienste clever kombinieren: zum Beispiel mit Reiseversicherung, Roaming-Vorteilen oder Bonuspunkten.
Politisches Statement mit Trump Mobile
Auch Donald Trumps Familie mischt jetzt im Mobilfunk mit – unter dem Namen „Trump Mobile“. Wie Donald Trump Jr. und Eric Trump angekündigt haben, soll es bald einen eigenen Handytarif sowie ein Smartphone namens „T1“ geben. Entwickelt wird das Ganze nicht direkt von der Trump Organization, sondern von der Firma T1 Mobile LLC, die den Markennamen auf Lizenzbasis nutzt – ein Modell, das Trump schon bei anderen Produkten verfolgt hat.

Anders als Klarna, N26 oder Revolut, die auf App-first und Nutzerfreundlichkeit setzen, inszeniert sich „Trump Mobile“ als politisches Statement: Der Tarif kostet 47,45 Dollar pro Monat (etwa 41 Euro) – eine symbolische Anspielung auf Trumps Rolle als 45. und 47. Präsident der USA. Nutzer bekommen unbegrenztes 5G-Datenvolumen, Auslandstelefonie, Telemedizin, einen Pannendienst und US-Kundenservice. Das passende Smartphone – natürlich in Gold – soll 499 Dollar kosten.
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Der Schritt weckt Kritik: Beobachter werfen Trump vor, politische Macht und geschäftliche Interessen zu vermischen. Denn auch wenn offiziell eine andere Firma hinter dem Angebot steht, bleibt die Nähe zur Trump Organization und dem politischen Betrieb unübersehbar – und sorgt für wachsende ethische Bedenken.
Ursprünglich in der Immobilienwelt zuhause, expandiert das Trump-Imperium damit weiter in den Tech-Sektor – zuletzt etwa mit der Social-Media-Plattform Truth Social, auf der der Ex-Präsident bevorzugt seine Botschaften verbreitet.