Sie gehört inzwischen bei fast allen Supermarkt-, Discounter-, Verbrauchermarkt- oder Drogerie-Ketten zum Standard-Repertoire der Kundenbindung: Eine Händler-App, die neben Online-Prospekten und Einkaufslisten etwa auch Treuepunkte, Rabatte und Coupons mit Preisnachlässen anbietet.
Aber lässt sich damit auch tatsächlich sparen? „Eher nicht“, sagt Markus Montz, vom IT-Fachmagazin c’t. Schnäppchen seien über die Apps kaum möglich, selbst dann nicht, wenn man vergleichsweise viel Geld in einer Supermarktfiliale lässt, so E-Commerce-Experte Montz weiter. Der geldwerte Vorteil durch Rabatte und Coupons sei relativ gering und liege oft unter einem Prozent des Einkaufswertes.
Warum man mehr ausgibt als geplant
Eine kürzlich erschienene Studie von Yougov („Loyalty-Apps – Revolution oder Millionengrab?“) sieht das Thema auch aus Händlersicht nicht als reines Sparinstrument. Demnach nutzt zwar inzwischen fast jede:r Zweite inzwischen (48 Prozent) eine oder mehrere der Apps der Handelsketten, doch viele sind damit nur mäßig zufrieden. Laut der Studie bemängeln viele Nutzer:innen technische Hürden, die komplizierte Handhabung sowie fehlerhafte Personalisierung. Besonders gute Werte erzielen aber die Apps von der Drogeriemarktkette DM und vom Discounter Lidl.
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Trotz teils kritischer Bewertungen zeigen die Daten aber messbare Effekte auf das Kaufverhalten: Immerhin fast die Hälfte der Kund:innen (48,5 Prozent) geben an, durch Coupons neue Produkte zu entdecken. Mehr als jede:r Dritte (37,9 Prozent) kauft mehr von dem rabattierten Produkt als eigentlich vorgesehen. Etwa ebenso viele erklärten, ein Produkt zu kaufen, obwohl sie es nicht geplant hatten oder ein Produkt auch von einer Marke zu kaufen, die sie sonst nicht kaufen würden.
Den Kund:innen geht’s dabei aber vor allem um die Aussicht auf finanzielle Ersparnisse (75,5 Prozent). Doch die Studie zeigt auch, dass hierdurch allein keine wirklich loyale Beziehung entsteht. Wichtiger sei, so Yougov, das Zusammenspiel aus Service, Relevanz und Nutzerorientierung.
Auch c’t-Experte Montz bestätigt, dass ein tatsächlich erzielter geldwerter Vorteil bei mangelnder Einkaufsdisziplin schnell wieder verspielt sein könne. Denn oft komme es dazu, dass das durch Rabatte oder Coupons gesparte Geld wieder für von der App initiierte Impulskäufe ausgegeben wird, erklärt Montz. Und mehr noch: „Unter dem Strich gibt man, verleitet durch die Supermarkt-Apps, sogar mehr Geld als ursprünglich geplant aus.“
(mit Material von dpa)
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