
Von außen wirkt Erik Podzuweit ruhig, überlegt – fast akademisch. Doch wer mit dem CEO und Co-Gründer von Scalable Capital spricht, merkt schnell: Unter der Oberfläche arbeitet ein Motor, der seit Jahren auf Hochtouren läuft.
„Ohne Besessenheit erreicht man keine Spitzenleistung – und man hält es auch nicht lange durch“, sagt Podzuweit im Gespräch mit Gründerszene.
Ein Satz, der viel über ihn und sein Unternehmen verrät. Denn Scalable Capital will sich langfristig im europäischen Fintech-Markt etablieren – und hat jetzt seine bislang größte Finanzierungsrunde abgeschlossen.
Erik Podzuweit ist nominiert für THE POWER LIST – Germany’s Top 50.
BUSINESS INSIDER porträtiert in diesem Rahmen Deutschlands Wirtschaftslenker – gemeinsam mit POLITICO und WELT. Die finale Top 50 erscheint am 5. Juni und wird präsentiert von BCG, Mercedes, Visa und Vodafone. Hier findet ihr alle Porträts und Interviews vorab.
155 Millionen Euro für den nächsten Wachstumsschub
Das Münchner Fintech hat gerade 155 Millionen Euro (175 Millionen US-Dollar) eingesammelt. Die Runde wird von den Investoren Sofina und Noteus Partners angeführt. Für Podzuweit ist das ein wichtiger Schritt.
Vom Trading Floor zum eigenen Fintech
Podzuweit war nicht immer Gründer. Seine Karriere begann im Investmentbanking bei Goldman Sachs. Eine Empfehlung eines Freundes brachte ihn dorthin: „Ein Freund von mir hat da ein Praktikum gemacht und meinte: ‚Das würde dir gefallen.‘ Ich habe mich also beworben – und wurde genommen.“ Der Mann, der ihn damals einstellte, ist heute sein Mitgeschäftsführer bei Scalable Capital. „So kann es manchmal gehen“, sagt er trocken.
Goldman war für Podzuweit eine Schule der Disziplin. „Du lernst, viel zu arbeiten – und das schockt dich später nicht mehr.“ Vor allem aber habe er dort gelernt, wie wichtig es ist, unter Druck präzise zu arbeiten: „Ideen mussten zu konkreten Produkten werden – und Fehler wurden teuer.“

Die Arbeit dort hatte „etwas Sportliches“, erinnert er sich. „Du sitzt auf dem Trading Floor, überall Lärm, hunderte Leute. Du isst Frühstück, Mittag- und Abendessen vor dem Bildschirm. Ich mochte das.“
Die viel zitierte Exzesse des Investmentbankings hat er dabei nie erlebt. „Das Verhalten – Drogen, Party und so – wie im Film? Das gab es absolut nicht. Dafür war es zu strikt und professionell.“ So sagt er es jedenfalls.
Naiver Glaube und vier Jahre Kammerleben
2014 dann der Cut. Gemeinsam mit Mitgründer Florian Prucker nahm sich Podzuweit ein Wochenende Zeit, um Geschäftsideen zu sammeln. Danach stand der Plan: „Am Montag mussten alle, die dabei sein wollten, bei ihren Arbeitgebern kündigen. Ich habe auch direkt meine Wohnung gekündigt, um Kosten zu sparen, und bin vier Jahre lang in einer Art Kammer bei meinem Bruder untergekommen.“
Warum so radikal? „Man braucht schon diesen naiven Glauben, dass es klappt. Würde man vorher wissen, wie holprig es wird, hätte man es vielleicht nicht gemacht“, sagt Podzuweit. „50 Prozent kann man planen, die anderen 50 sind ein Sprung ins kalte Wasser.“