Dass man bei Amazon Geld vom Konto abgebucht bekommt, ist nicht ungewöhnlich. Seltener kommt’s allerdings vor, dass man unerwarteterweise Geld zurückbekommt. Doch genau das passiert derzeit offenbar einigen Kund:innen.
Seit einigen Tagen berichten Kund:innen auf unterschiedlichen Portalen von Reddit bis Linkedin über verspätete Rückzahlungen von Amazon – es geht dabei stets um Fälle, die mehrere Jahre zurückliegen. Einige Nutzer:innen erklärten sogar, nicht zu wissen, wofür sie diese Erstattung überhaupt erhalten hätten, da sie sich auf eine Ware beziehen würden, die gar nicht zurückgegeben worden sei
Sie erhalten Überweisungen des Onlinehändlers, die allerdings einen reichlich lange zurückliegenden Hintergrund haben. Dabei handelt es sich nämlich um Erstattungen, die teilweise bis ins Jahr 2018 zurückreichen, wie das Unternehmen gegenüber dem US-Poral The Verge erklärt. „Im Rahmen einer kürzlich durchgeführten internen Überprüfung haben wir eine sehr kleine Teilmenge von Rücksendungen identifiziert, bei denen wir zwar eine Rückerstattung ausgestellt haben, die Zahlung jedoch nicht abgeschlossen wurde – oder bei denen wir nicht verifizieren konnten, dass der korrekte Artikel zurückgesendet wurde, weshalb keine Rückerstattung erfolgte.“
Zahlungen kommen automatisch aufs Konto
Um eine entsprechende Rückerstattung zu erhalten, müssen Kund:innen, die betroffen sind, offenbar nichts unternehmen. Man habe, erklärt eine Amazon-Sprecherin, das Zahlungsproblem behoben und unsere Prozesse angepasst, um Kunden künftig schneller über ungeklärte Rücksendungen zu informieren.
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In der Regel werden solche Erstattungen schon aus juristischen und aufsichtsrechtlichen Gründen auf exakt dieselbe Weise durchgeführt, wie die Zahlung erfolgt ist. Unklar bleibt dabei aber, was mit Zahlungen auf Konten passiert, die zwischenzeitlich nicht mehr existieren, da sie gekündigt wurden.
Derartige Erstattungen hatte Amazon bereits vor einigen Tagen im Rahmen der Bekanntgabe der Quartalszahlen angedeutet, wenn auch eher nebenbei. Wie Bloomberg den Finanzvorstand Brian Olsavsky zitiert, wies die Bilanz eine einmalige Belastung in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar aus. Angesichts von fast 638 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz des Unternehmens ist das in der Tat trotz der immensen Höhe ein überschaubarer Betrag.
Neben einer nicht näher benannten Zahl an „historischen Kundenrücksendungen“ hatte diese Summe aber auch mit Kosten für die Einlagerung von Waren als Vorbereitung auf Zölle unter der Trump-Regierung zu tun. Insofern ist nicht klar, um wie viele Fälle und welche finanziellen Größenordnungen es sich dabei handelt. Amazon selbst machte hier gegenüber den Medien auch keine näheren Angaben.
Haben die Erstattungen mit einem drohenden Rechtsstreit zu tun?
Dass Amazon gerade jetzt diese Überweisungen anstößt, könnte aber auch mit einer potentiellen Sammelklage in den USA zu tun haben. In dieser wird behauptet, Amazon habe systematisch Rückerstattungen nicht ausgezahlt und verweigert oder bereits ausgezahlte Rückzahlungen rückgängig gemacht.
Ursprünglich wurde diese laut US-Medienberichten bereits 2023 eingereicht, aber vor einigen Wochen hatte ein Gericht Amazons Antrag auf Abweisung zurückgewiesen. Darauf folgt in den USA die „Zertifizierung“ des Verfahrens, infolgedessen sich weitere betroffene Amazon-Kunden einer Sammelklage anschließen können.
Bislang sind uns bis dato keine Fälle in Deutschland bekannt, in denen Kund:innen nach einer längeren Zeit unerwartet Geld zurückerhalten haben. Insofern deutet einiges auf den Zusammenhang mit den genannten Streitigkeiten, die sich ja ausschließlich auf die USA beziehen, hin.
In Deutschland hat Amazon dagegen mit einem anderen Vorwurf zu kämpfen, der die Veränderungen im Hinblick auf die Werbefreiheit bei Prime Video betrifft. Hier könnte dem Unternehmen ähnlicher Ärger durch die hiesige Variante der Sammelklage drohen. Wie Amazon-Prime-Video-Nutzer:innen auch heute noch weitgehend werbefrei Videos ansehen können, haben wir hier erklärt.
Wenn Amazon-Bestellungen nach hinten losgehen