Nach dem Sparkurs des vergangenen Jahres schreibt Tesla wieder mehr Jobs aus, auch für die Fabrik in Grünheide bei Berlin. Für die Belegschaft könnte das eine Erleichterung bedeuten. Die Gewerkschaft IG Metall warnt schon länger vor einer Überlastung der Beschäftigten.
Trotz des kräftigen Einbruchs bei den Verkaufszahlen sucht der US-Autohersteller Tesla in Deutschland derzeit Hunderte neue Mitarbeiter. Das zeigt eine Auswertung von Stellenmarkt-Daten durch die Berliner Personalmarktforschung Index Research. Der Analyse zufolge hat das Unternehmen allein im vergangenen April 317 Stellen ausgeschrieben, davon 119 in der Fabrik in Grünheide bei Berlin. In den Monaten zuvor waren es teilweise noch etwas mehr.
Der harte Sparkurs, den Tesla im vergangenen Jahr eingeschlagen hatte, scheint damit vorbei zu sein. Angesichts rückläufiger Gewinne um den Jahreswechsel 2023/2024 hatte Konzernchef Elon Musk einen weitgehenden Einstellungsstopp verhängt. In den USA gab es damals auch umfangreiche Entlassungen an den Standorten des Unternehmens.
Die deutsche Tesla-Tochterfirma reduzierte damals ebenfalls die Zahl der Neueinstellungen deutlich: Zwischen Mai und August des vergangenen Jahres wurden für die Fabrik im brandenburgischen Grünheide insgesamt gerade einmal 28 neue Mitarbeiter gesucht. Üblich waren sonst Werte von zwischen 100 und 200 ausgeschriebenen Stellen – und das pro Monat.
Grundlage der Untersuchung ist die Index-Anzeigendatenbank, in die Stellenanzeigen von 201 Printmedien, 318 Onlinebörsen, der Bundesagentur für Arbeit sowie von 650.000 Unternehmenswebsites einfließen. Mehrfach ausgeschriebene Positionen werden in der Erhebung nur einmal gezählt.
Seit dem vergangenen Jahr ist der wirtschaftliche Druck auf Tesla noch einmal gestiegen. Zuletzt sind im ersten Quartal Umsatz, Gewinn und die Zahl der verkauften Fahrzeuge deutlich eingebrochen. Der US-Elektroautohersteller kam nur noch auf einen Nettogewinn von 409 Millionen Dollar, gut 70 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitrum.
Der Absturz hat zwei Gründe: Erstens hat das Engagement von Firmenchef Musk in der Regierung von US-Präsident Donald Trump viele der traditionell liberal-progressiven Tesla-Kunden vor den Kopf gestoßen. Das belastet die Nachfrage nach den Fahrzeugen. Zweitens steckt das wichtigste Modell des Unternehmens, das Model Y, in einer Umstellungsphase. Seit Anfang des Jahres ist die alte Variante nicht mehr lieferbar, und die neue Version kommt nun erst langsam auf den Markt.
Die Gewerkschaft IG Metall – die sich im Dauerstreit mit Tesla befindet – warnt vor einer Überlastung der Beschäftigten des Autobauers in dem deutschen Werk. Nachdem die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr um zehn Prozent reduziert wurde, strebe das Unternehmen jetzt eine Steigerung der wöchentlichen Produktion auf 7500 Fahrzeuge an, heißt es bei der Gewerkschaft. Im vergangenen Jahr waren es lediglich 5000 Autos pro Woche – aber mehr Beschäftigte. Die in der IG Metall organisierten Tesla-Mitarbeiter fordern mehr Personal in allen Teams, außerdem bezahlte Kurzpausen. Die Werkleitung müsse hier Entlastung schaffen, heißt es.
Die Stellenanzeigen deuten nun darauf hin, dass sie das tut – oder zumindest Lücken in der Belegschaft wieder auffüllen will. So wurden im Dezember Mitarbeiter für 244 Posten im Werk gesucht und in den folgenden Monaten jeweils immer mehr als 110. Seit Beginn dieses Jahres (bis April) sind damit in Grünheide schon mehr als halb so viele Jobs ausgeschrieben worden wie im gesamten vergangenen Jahr.
Das gilt auch für die Stellen, die das amerikanische Unternehmen in ganz Deutschland angeboten hat: Insgesamt waren es in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres 1430 Jobs. Im Vorjahr hatte Tesla in zwölf Monaten in Summe nur 2517 Stellen in Deutschland ausgeschrieben. Außerhalb des Werks in Brandenburg betreibt der Autohersteller vor allem Niederlassungen für Auslieferungen und Service, außerdem das eigene Ladenetzwerk.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie.