Pharmaverbände und Unternehmen warnen vor Engpässen bei Asthma-Notfallsprays mit dem Wirkstoff Salbutamol. Grund dafür ist der Rückzug des Schweizer Pharmaunternehmens Sandoz aus der Produktion dieser Arzneimittel. „In den nächsten ein bis zwei Jahren werden wir dieses Arzneimittel nicht mehr herstellen“, sagte Thomas Weigold, Deutschland-Chef von Sandoz, zu WELT AM SONNTAG. Weigold verweist auf die steigenden Kosten durch eine EU-Verordnung, die eine Herstellung der Sprays mit umweltfreundlichen Gasen statt der bisherigen Variante mit fluorierten Treibhausgasen vorgibt.
„Die Umstellung der Fertigung dieser Sprays ist mit enormen Kosten verbunden. Wir können steigende Kosten aber nicht in Preisanpassungen umsetzten, da diese reguliert sind. Das macht die Herstellung wirtschaftlich kaum tragfähig. Wir müssen die Produktion der Asthma-Notfallsprays daher auslaufen lassen“, so Weigold. In seinem Werk im deutschen Rudolstadt fertigt Sandoz rund sechs Millionen der Dosieraerosole zur Behandlung akuter Asthmaanfälle pro Jahr.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfarM) hat bereits im Dezember 2023 einen Versorgungsmangel für „salbutamolhaltige Arzneimittel in pulmonaler Darreichungsform“ bekannt gegeben. Grund für die Engpässe sind laut BfarM „Probleme in der Herstellung sowie eine gesteigerte weltweite Nachfrage“. Laut der Behörde sind die Probleme dabei „nicht auf etwaige neue Regularien zurückzuführen“. Informationen zu „konkreten Verzichten auf Zulassungen“ würden dem BfarM nicht vorliegen. Daher gehe die Behörde „zum jetzigen Zeitpunkt von keinem Marktrückzug seitens der Zulassungsinhaber“ aus.
Zudem würden dem BfarM aktuell zwei Anträge auf Neuzulassung vorliegen, weswegen die Behörde davon ausgeht, dass sich eine Verbesserung der Versorgung ergeben wird. Aktuell stelle sich die Verfügbarkeit dieser Sprays als „ausreichend“ dar. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) teilte mit, dass die EU-Verordnung für die Hersteller „eine große Herausforderung“ darstelle. Damit die Versorgung mit den Sprays nicht gefährdet wird, tausche sich das BMG eng mit den betroffenen Pharmaunternehmen und den zuständigen Behörden aus.
Andreas Macho ist WELT-Wirtschaftsreporter in Berlin mit den Schwerpunkten Gesundheit und Bauwirtschaft.