Falschparker aufgepasst: Eine Analyse von 47 Großstädten zeigt, wo am häufigsten abgeschleppt wird. In einer Landeshauptstadt ist das Risiko nur halb so groß wie in den größten Städten des Rheinlands. Auch bei den Kosten gibt es große Unterschiede. Bis zu 450 Euro können fällig werden – zusätzlich zum Bußgeld.
In Köln, Düsseldorf und Berlin werden die Autos von Falschparkern am häufigsten abgeschleppt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Auto-Abo-Anbieters Finn bei deutschen Großstädten, deren Ergebnisse WELT AM SONNTAG exklusiv vorliegen.
Zwar unterscheidet sich die Zahl der abgeschleppten Autos je nach Größe der Stadt erheblich, doch in Relation zur Einwohnerzahl sind die drei Kommunen die bundesweiten Spitzenreiter. Pro 100.000 Einwohner wurden der Auswertung zufolge in Köln im vergangenen Jahr 1885 Autos abgeschleppt, in Düsseldorf 1840 und in Berlin 1822.
In absoluten Zahlen führt die Hauptstadt die Abschlepp-Rangliste klar an. Das ist angesichts der Größe Berlins nicht weiter überraschend. Im Durchschnitt wurden dort im vergangenen Jahr 187 Autos pro Tag auf behördliche Anweisung entfernt, das macht 68.421 abgeschleppte Fahrzeuge pro Jahr.
Es folgen in absoluten Zahlen Hamburg mit 30.540 Fällen (84 pro Tag), Köln (20.449 Abschleppungen, 56 pro Tag) und München. In der bayrischen Landeshauptstadt wurden 13.700 Wagen abgeschleppt, das sind 38 pro Tag.
In Relation zur Einwohnerzahl ist das ein vergleichsweise geringer Wert: Pro 100.000 Einwohner kam München nur auf 906 abgeschleppte Fahrzeuge im Jahr. Das Risiko, dort mit dem eigenen Wagen am Haken zu landen, scheint also nur halb so groß zu sein wie in anderen Städten.
Besonders gering ist die Abschlepp-Quote bezogen auf die Einwohnerzahl in Bochum/Herne/Witten (22 abgeschleppte Wagen pro 100.000 Einwohner), Paderborn (82) und Ulm (101). Die Analyse umfasst Daten aus 47 Großstädten, die auf die Anfrage reagiert hatten.
Die Umsetzung kostet zwischen 94 und 450 Euro
Die Unterschiede zwischen den Städten sind auch bei den Kosten enorm. Je nach Stadt kann Falschparken zu einer Rechnung von mehreren Hundert Euro führen. Die Angaben der Behörden zu den Kosten für eine Autoumsetzung reichen von 94 Euro in Koblenz bis zu 450 Euro in Hamburg.
Diese Preise umfassen laut Finn allerdings „nur die allgemeinen Abschleppkosten, ohne Bußgeld oder Verwaltungsgebühren“. Tatsächlich lassen sich die Preise nur schwer vorhersagen, weil Abschleppfirmen oft pro Kilometer abrechnen oder Nacht-, Wochenend- und Feiertagszuschläge draufschlagen. Außerdem kommt es die Autobesitzer deutlich teurer zu stehen, wenn ihr Wagen auf einem Sammelplatz verwahrt wird. Günstiger wird es dagegen, wenn das Auto nur in eine benachbarte freie Parklücke umgesetzt wird.
Aus den Kosten-Angaben der Städte lässt sich keine Systematik erkennen. Nach Hamburg sind die teuersten Kommunen Karlsruhe (319 Euro), Heidelberg (310 Euro) und Chemnitz (309 Euro). Die Abschlepp-Spitzenreiter Düsseldorf und Berlin liegen den Daten zufolge mit 200 Euro und 188 Euro eher im Mittelfeld. In Köln ist die Autoumsetzung mit 119 Euro vergleichsweise günstig. Nur Aachen (110 Euro) und Koblenz geben noch geringere Kosten an.
Angesichts der teilweise hohen Abschleppzahlen ist das Geschäft mit den Falschparkern für manche Kommune ein Wirtschaftsfaktor. Um die Einnahmen grob zu schätzen, haben die Autoren der Analyse die Preisangaben der Städte mit der Zahl der abgeschleppten Fahrzeuge multipliziert.
Das Ergebnis: Allein in Berlin dürfte der Umsatz im vergangenen Jahr gut 12,8 Millionen Euro betragen haben. In Hamburg waren es demnach sogar 13,7 Millionen Euro. Die Schätzung ist wahrscheinlich nicht besonders genau, denn es kommen noch Strafen und Verwaltungsgebühren dazu. Außerdem stellen Parkverstöße und die Kosten fürs Abschleppen nur einen kleinen Teil der Umsätze mit Verkehrsdelikten in den Kommunen dar.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie.