Wer E-Books oder gedruckte Bücher im Eigenvertrieb veröffentlichen will, hat mit Amazon Direct Publishing noch immer eine reichweitenstarke und gute Lösung. Die Plattform unterstützt Veröffentlichungen in mehr als 45 Sprachen – und das in zehn Ländern. Hinzu kommt, dass gerade viele Titel, die nicht über den Buchhandel vor Ort vertrieben oder dort ausgestellt werden, nur so eine gewisse Wahrnehmung finden.
Allerdings gibt es ein Hindernis, auf das Autoren und Creatoren immer wieder treffen – die Festlegung der Umsatzsteuer. Der Mehrwertsteuersatz kann beispielsweise für Werke in Deutschland bei 7 oder 19 Prozent liegen. Doch wie kommt das? Und warum ändert Amazon vermeintlich willkürlich selbst bei bereits im Handel befindlichen Werken den Steuersatz?
Autor:innen berichten, dass ihnen die Praxis auch im Vereinigten Königreich und einigen anderen Ländern mit unterschiedlichen Umsatzsteuersätzen aufgefallen sei. Insbesondere in den einschlägigen Autorenforen wird hierüber ebenfalls immer mal wieder diskutiert. Doch das Phänomen ist relativ einfach zu erklären – und betrifft laut einem E-Publishing-Experten auch eher wenige Autor:innen, obwohl es für diese dadurch nicht weniger ärgerlich wird.
Ist es ein Buch im Sinne des Steuerrechts oder nicht?
Das Problem ist dabei die Notwendigkeit für Amazon, zu entscheiden, ob es sich um ein literarisches Werk oder einen Sachbuchtitel handelt, der im Sinne der deutschen Steuergesetze als Buch mit 7 Prozent Umsatzsteuer durchgeht. In der Vergangenheit hätten viele Autor:innen ein Business aus No-Content- oder Low-Content-Titeln wie Planern, Kalendern oder ähnlichem Content gemacht.
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Doch für diese darf Amazon gar keine 7 Prozent Umsatzsteuer ausweisen, da die Plattform ansonsten gegen die geltenden Steuergesetze verstößt und gegebenenfalls sogar die zu wenig einbehaltene Umsatzsteuer nachzahlen müsste. Ein zweiter Bereich, der hier betroffen ist, sind erotische Werke, soweit diese nicht Literatur sind (entscheidend ist hier der Jugendschutz).
Amazon selbst überprüft die eingestellten Werke natürlich weitgehend automatisiert und gewährt naturgemäß auch keinen Einblick in die Kriterien, die hier angelegt werden. Das funktioniere, so der E-Publishing-Berater, auch weitestgehend korrekt, ihm seien in seiner Praxis nur wenige Fälle bekannt, in denen es hier zu Unstimmigkeiten komme. Dennoch sei es natürlich möglich, dass ein solcher Algorithmus zu einem falschen Urteil kommt – hier hilft dann nur die (schwierige) Diskussion mit dem Support, der sich zuweilen etwas uneinsichtig zeige.
Diskussion mit dem Support – ein Kampf gegen Windmühlen
Wirft man einen Blick in die einschlägigen Autor:innenforen, wird deutlich, dass das Problem zwar wohl eher einen kleinen Prozentsatz der Autor:innen betrifft, da aber durchaus auch Monate oder gar Jahre nach der Veröffentlichung eines Werkes zu einer Umgruppierung führen kann. In einem Fall handelte es sich sogar um nur einen Teil einer (literarischen) Buchreihe, der sich vom Konzept her nicht von den anderen, weiterhin mit 7 Prozent Umsatzsteuer bepreisten Folgen unterschied. In Sicherheit wiegen sollten sich Autor:innen daher nicht – und regelmäßig überprüfen, ob sämtliche eingestellten Produkte noch den korrekten Endpreis aufweisen.
Der Kampf mit dem (außerhalb Europas ansässigen) Support sei in diesem Fall schwierig bis aussichtslos, berichten die Autor:innen. Problematisch ist dies vor allem auch wegen des Pricings. Denn geändert wird hier ja nicht der Nettopreis, sondern der Preis mit Mehrwertsteuer, der ja im Vorfeld meist durch die Autor:innen auf einen Schwellenpreis hin ausgerichtet ist.
Hier bleibt gegebenenfalls nur der Weg, den Nettopreis zu senken, um weiterhin einen attraktiven Preis gegenüber den Kund:innen gewährleisten zu können. In der Tat dürfte dann zwar das Werk um einige Prozentpunkte teurer bei Amazon stehen, was aber zumindest die Auffindbarkeit sicherstellt. Dennoch bleibt Amazon eine günstige (und für Autoren und ihre Sichtbarkeit wichtige) Lösung, um Print-on-Demand-Werke zu verkaufen.
PS5, Schrotflinten und Drogen: Wenn Amazon-Bestellungen nach hinten losgehen