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Donald Trump stellt das Handelsabkommen mit Großbritannien als „Durchbruch“ dar. Für die Briten ist die Vereinbarung womöglich noch wichtiger. Doch Details bleiben vorerst unklar.
Was sieht das Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien konkret vor?
US-Präsident Donald Trump hat im Weißen Haus ein Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich verkündet – im Beisein des britischen Botschafters und früheren Handelsministers Peter Mandelson. Der britische Premierminister Keir Starmer, der per Telefon zugeschaltet war, sprach von einem „großartigen, historischen Tag“.
Nach Angaben des US-Handelsministers Howard Lutnik, soll Großbritannien künftig pro Jahr 100.000 Autos zum ursprünglichen Basis-Zoll von 10 Prozent in die USA einführen dürfen. Triebwerke und Flugzeugteile von Rolls Royce dürften zollfrei eingeführt werden. Auch die hohen US-Zölle auf britischen Stahl und Aluminium sollen wegfallen. Trump zufolge ist im Gegenzug ein erleichterter Marktzugang für Rindfleisch, Ethanol und andere landwirtschaftliche Produkte aus den USA in Großbritannien vorgesehen.
Der US-Präsident sprach von einem „Durchbruch“ – räumte aber gleichzeitig ein, dass Details erst noch ausgearbeitet werden müssten. Auch von britischer Seite hieß es, die Vereinbarung sei nur ein „Anfang“.
Welche Zölle hatten die USA zuvor Großbritannien auferlegt?
In seiner zweiten Amtszeit hat Präsident Donald Trump mehrere protektionistische Maßnahmen ergriffen, die auch Großbritannien trafen, darunter einen Basiszoll von 10 Prozent auf alle Importe sowie 25-Prozent-Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos. Am 5. Mai kündigte Trump zudem einen 100-Prozent-Zoll auf im Ausland produzierte Filme an.
Wie wichtig ist der Handel mit den USA für Großbritannien?
Die Vereinigten Staaten sind Daten des britischen Wirtschafts- und Handelsministeriums zufolge der mit Abstand wichtigste Handelspartner Großbritanniens; 2024 standen sie für 17,7 Prozent des gesamten britischen Außenhandels. Die USA sind sowohl der größte Export- als auch der größte Importmarkt Großbritanniens.
Im vergangenen Jahr exportierten die Briten Waren und Dienstleistungen im Wert von 196,3 Milliarden Pfund in die USA, was 22,5 Prozent der gesamten britischen Exporte entspricht. 16,2 Prozent aller Warenexporte Großbritanniens gingen in die USA, bei den Dienstleistungen waren es sogar 27,0 Prozent aller Exporte.
Die Importe aus den Vereinigten Staaten (Waren und Dienstleistungen) beliefen sich auf insgesamt 118,3 Milliarden Pfund, was 13,1 Prozent der britischen Gesamteinfuhren ausmacht. Großbritannien verzeichnete damit einen Handelsüberschuss von 77,9 Milliarden Pfund mit den USA, insbesondere im Dienstleistungssektor.
Und umgekehrt: Wie wichtig ist Großbritannien als Handelspartner für die USA?
Großbritannien ist für die USA zwar auch ein sehr wichtiger Handelspartner – allerdings hat Großbritannien für die Vereinigten Staaten bei Weitem nicht den gleichen hohen Stellenwert wie umgekehrt. So war Großbritannien laut dem United States Trade Representative 2024 mit einem Volumen von 79,9 Milliarden Dollar nur der fünftgrößte Exportmarkt für US-Waren.
Im Gegenzug importierten die USA Waren im Wert von 68,8 Milliarden Dollar aus Großbritannien, womit das Vereinigte Königreich auf Platz sieben der wichtigsten Importpartner lag. Detaillierte Daten zu den Top-Exportländern der USA für Dienstleistungen stellt der United States Trade Representative nicht zur Verfügung.
Was genau exportiert Großbritannien in die USA?
Bei den exportierten britischen Waren lagen 2024 Autos mit 9,0 Milliarden Pfund vorn, gefolgt von pharmazeutischen Produkten (6,6 Milliarden Pfund) und mechanischen Generatoren (4,6 Milliarden Pfund). Großbritannien war zuletzt der sechstgrößte Importeur von Autos in die USA, wobei die meisten der in die Vereinigten Staaten exportierten Autos aus britischer Produktion Premium-Autos wie etwa der Bentley von Volkswagen oder High-End-Fahrzeuge wie die Supersportwagen von McLaren sind.
Bei den Dienstleistungen machen Geschäftsdienstleistungen mit 61,2 Milliarden Pfund den größten Teil der britischen Exporte in die USA aus. Finanzdienstleistungen (61,2 Milliarden Pfund) sowie Versicherungen und Pensionen (11,9 Milliarden Pfund) folgen auf den Plätzen zwei und drei.
Und was führen die Briten aus den USA ein?
Rohöl (8,7 Milliarden Pfund), mechanische Generatoren (5,8 Milliarden Pfund) und raffiniertes Öl (4,0 Milliarden Pfund) sind in Großbritannien die wichtigsten drei Importwaren aus den USA. Bei den Dienstleistungen liegen ebenfalls Geschäftsdienstleistungen (30,5 Milliarden Pfund) vorn, gefolgt von Reisedienstleistungen (7,8 Milliarden Pfund) und geistigem Eigentum (6,0 Milliarden Pfund).
Was ist ein Freihandelsabkommen?
Ein Freihandelsabkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen zwei oder mehreren Ländern, das darauf abzielt, Handelshemmnisse wie Zölle und Importquoten zu reduzieren oder zu beseitigen. Damit soll – im Gegensatz zum Protektionismus – der Waren- und Dienstleistungsaustausch zwischen den Ländern erleichtert und so wirtschaftliches Wachstum gefördert werden.
Wer sind die Köpfe hinter der Idee des Freihandels?
Wegweisend waren dafür Ökonomen wie Adam Smith und David Ricardo. Der Schotte Adam Smith kam in seinem Werk „Wohlstand der Nationen“ bereits 1776 zu dem Schluss: Jedes Land sollte nur die Güter herstellen, die es günstiger oder schneller anbieten kann als der Rest der Welt. Fallen gleichzeitig Handelshemmnisse wie Zölle weg, steigt so der Wohlstand aller Länder.
Eine ähnliche Idee hatte Anfang des 19. Jahrhunderts der britische Ökonom David Ricardo mit seiner „Theorie der komparativen Kostenvorteile“. Demnach lohnt sich der Handel zwischen zwei Ländern, sobald diese ihre Güter zu unterschiedlichen Kosten produzieren. Diese internationale Arbeitsteilung fördere den Wohlstand aller. Bis heute ist Ricardos Modell die theoretische Grundlage für den weltweiten Warenaustausch.