Kiel/Wismar. Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) profitiert von der weltweiten Nachfrage nach U-Booten und Marineschiffen. Wenige Tage nach der Entscheidung der Regierung wurde am Mittwoch in Singapur der Vertrag über den Bau von zwei weiteren U-Boote der „Invincible”-Klasse (Typ 218SG) unterzeichnet. Damit wachse das Rekordauftragsbuch der Kieler Werft mit aktuell etwa 16 Milliarden Euro weiter an.
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Gebaut werden die U-Boote nach KN-Informationen am Standort Wismar. Nach der Montage sollen sie nach Kiel zur Erprobung kommen. Ab 2034 rechnet die Marine Singapurs mit einer Auslieferung. Die Neubauten sollen die 2011 und 2013 in Schweden gebauten U-Boote „Archer” und „Swordsman” ersetzen.
Den Auftrag unterzeichneten in Singapur am Mittwoch TKMS-Geschäftsführer Oliver Burkhard und Ng Chad-Son, der Chef der Rüstungsbehörde Singapurs (DWTA). Die Marine des asiatischen Landes ist mit den 2023 und 2024 aus Kiel gelieferten U-Booten „Impeccable“ und „Invincible“ sehr zufrieden. TKMS-Chef Oliver Burkhard sagt: „Es erfüllt uns mit Stolz, dass uns Singapur erneut das Vertrauen ausgesprochen hat, denn unsere Partnerschaft geht weit über die Fertigung der U-Boote hinaus.“
An der Taufe der ersten beiden U-Boote für Singapur Ende 2022 nahmen der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Singapurs damaliger Premier Lee Hsien Loong an der Förde teil. Zur Taufe 2024 kam Verteidigungsminister Boris Pistorius nach Kiel. 2013 hatte Singapur diese Boote bestellt. Inzwischen sind in Kiel mit der „Illustrious” und „Inimitable” die nächsten beiden U-Boote der neuen Klasse in der Erprobung. Sie sollen bis 2028 von Kiel nach Singapur ausgeliefert werden.
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U-Boote sollen China abschrecken
Nach Mitteilung des Verteidigungsministeriums seien die neuen U-Boote Teil des langfristigen „Kapazitätsentwicklungsansatzes der Marine der Republik Singapur“, heißt es dort. Die U-Boote sind für Einsätze in flachen, geschäftigen tropischen Gewässern konzipiert.
Durch den Bau von zwei zusätzlichen U-Boote der „Invincible“-Klasse wird die Fähigkeit der Marine Singapurs verbessert, die Seewege und Kommunikationsverbindungen besser zu schützen. Die Flotte soll dauerhaft über sechs U-Boote verfügen. Damit will Singapur auch gegen die Aktivitäten der rasant wachsende Flotte Chinas ein Zeichen setzen.
TKMS bis 2040 ausgelastet
Allein mit den bereits erteilten Aufträgen aus Singapur, Israel, Deutschland und Norwegen könne die bestehenden Kapazitäten von TKMS in Deutschland bis 2040 hinein ausgelastet werden.
Die vier bereits gebauten Boote der „Invincible“-Klasse sind 70 Meter lang und gehören zu den größten U-Booten, die seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gebaut wurden. Sie verfügen über einen außenluftunabhängigen Brennstoffzellen-Antrieb. Ausgelegt sind sie für eine Besatzung von 28 Männern und Frauen. Ausgestattet sind die Boote der „Invincible“-Klasse mit acht Torpedorohren. Sie können Spezialkräfte absetzen.
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TKMS soll auch U-Boote der Klasse 212CD für die Deutsche Marine bauen
TKMS beschäftigt mehr als 8000 Personen auf drei Werften in Kiel, Wismar und Itajaí (Brasilien) sowie an Standorten weltweit. Rund 3300 arbeiten in Kiel. Mit den vollen Auftragsbüchern ist TKMS nach eigenen Angaben bis Anfang der 2040er Jahre ausgelastet.
Es geht aber noch weiter. Die Kieler Werft steht in aussichtsreichen Verhandlungen über die Bestellung weiterer U-Boote. Norwegen, Indien, Kanada, Marokko und die Philippinen gehören zu den Staaten, die Interesse an U-Boottechnologie aus Kiel haben.
Im Dezember hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags den Bau von vier weiteren U-Booten der modernen Klasse 212CD für die Deutsche Marine bewilligt. Allein das Auftragsvolumen für die deutschen Einheiten liegt bei 4,7 Milliarden Euro. Nach früheren TKMS-Angaben hat auch Norwegen bereits signalisiert, die Anzahl der U-Boote erhöhen zu wollen.
Weitere Großaufträge für TKMS sind nach Unternehmensangaben der neue Forschungseisbrecher „Polarstern“ und Finanzmittel zum Projektstart der neuen Fregattengeneration F127, die direkt im Anschluss an die gerade ins Stocken geratene Klasse 126 gebaut werden sollen.
KN