Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg von 0,8 Prozent gerechnet, stattdessen jedoch wuchs die Wirtschaft binnen eines Monats in einigen Branchen um drei Prozent. Experten führen dies vorwiegend auf die zollpolitischen Ankündigungen der US-Regierung zurück.
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Produktion im März so kräftig gesteigert wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 3,0 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Ein stärkeres Wachstum gab es zuletzt im Oktober 2021.
Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg von 0,8 Prozent gerechnet, nachdem der Ausstoß im Februar noch um 1,3 Prozent gesunken war. Im gesamten ersten Quartal nahm die Produktion um 1,4 Prozent im Vergleich zum Schlussquartal 2024 zu – das größte Plus im Dreimonatsvergleich seit Anfang 2022.
„Der kräftige Anstieg der Industrieproduktion zum Ende des ersten Quartals dürfte auch auf Vorzieheffekte im Zusammenhang mit den zollpolitischen Ankündigungen der US-Administration zurückzuführen sein“, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. Diese könnten sich angesichts der vorübergehenden Aussetzung der Zollerhöhungen im Frühjahr fortsetzen. „Die Unsicherheit über den weiteren handelspolitischen Kurs der USA drückt sich jedoch in deutlich gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen aus“, erklärte das Ministerium. Daher könne es im weiteren Jahresverlauf auch wieder zu einer Abschwächung der Industriekonjunktur kommen.
Die Industrie allein produzierte im März 3,6 Prozent mehr als im Vormonat. Spürbare Zuwächse meldeten die Pharmabranche (+19,6 Prozent), die Fahrzeugindustrie (+8,1 Prozent) und die Maschinenbauer (+4,4 Prozent). Außerhalb der Industrie schrumpfte die Energieerzeugung im März um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, während die Bauproduktion um 2,1 Prozent zunahm.
„Donald Trumps Zollschock sowie der ausbleibende Neustart der deutschen Wirtschaftspolitik sprechen mittelfristig nur für eine schwache Erholung“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte im Jahresdurchschnitt stagnieren.“
Reuters/krott