Hollywoods Filmbranche hat in den vergangenen Jahren viele Arbeitsplätze verloren. US-Präsident Trump will gegensteuern – mit Strafzöllen auf im Ausland produzierte Filme. Kann die Rechnung aufgehen?
Till Nowak entwirft am Computer ganze Filmwelten, er ist ein gefragter Spezialist für grafisches Produktionsdesign. Demnächst geht er zurück nach Deutschland – auch weil die Stimmung in Hollywood so schlecht ist.
Es gebe seit zwei Jahren eine extreme Jobflaute, so Nowak. „Ich hab schon noch das Gefühl, dass das auch wieder zurückschwingen wird.“ Es habe einen wahnsinnigen Hype durch die Streaming-Dienste gegeben, doch nun gebe es auch den Gegeneffekt. „Es gibt viel Ungewissheit, und die Stimmung ist leicht getrübt.“
Fast 20.000 Jobs weggefallen
Alma Diffie ist Maskenbildnerin. Früher musste sie manchmal drei oder vier Jobangebote pro Tag ablehnen. Doch diese Zeiten sind vorbei: „Drei oder vier Jobs pro Monat, das ist jetzt schon gut.“
Fast 20.000 Jobs seien in den letzten Jahren weggefallen oder akut bedroht, sagen Gewerkschaften. US-Präsident Donald Trump macht das Ausland dafür verantwortlich – und natürlich den Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, über den Trump bei jeder Gelegenheit herzieht. Deshalb droht Trump mit Strafzöllen auf Filme, die im Ausland produziert werden.
Abwandern ins Ausland
Tatsächlich haben Stylisten, Fahrerinnen, Caterer, Filmcrews, Grafikerinnen und praktisch alle in Hollywood, die vom Filmbusiness leben, ein massives Problem, weil Studios immer öfter woanders drehen und produzieren. Es gibt dafür sogar einen Namen: „Ausreißer-Produktionen“.
„Ein Drehtag in Los Angeles kann mehrere hunderttausend Dollar kosten“, sagt Maskenbildnerin Diffie. In Osteuropa seien die Löhne dagegen erheblich niedriger und die Lebenshaltungskosten auch. „Produktionen können so gut ausgebildete Leute beschäftigen und trotzdem viel Geld sparen.“
Die Filmindustrie sei mal zu 100 Prozent in den USA gewesen, sagt Trump. Nun sei das fast gar nicht mehr so.
Andere Bundesstaaten ziehen nach
Selbst in anderen US-Bundesstaaten finden mittlerweile eine Menge Produktionen statt, sagt Diffie: etwa in Georgia und New Mexiko oder in New York City. Dort werden zum Teil neue, moderne Studios gebaut. Das hängt damit zusammen, dass es dort großzügige Steuervorteile gibt.
Kaliforniens Gouverneur Newsom hat deshalb im vergangenen Herbst nachgezogen, um so Jobs und Investitionen im Staat zu halten. Bis zu 750 Millionen Dollar an Steuervorteilen für die Filmindustrie hat er ins Budget eingeplant. Diffie findet, das komme zu spät und es sei zu wenig im Vergleich zu dem, was andere Bundesstaaten bieten.
Problem „Made in USA“
Das Hollywood-Problem ist also zumindest zum Teil „Made in USA“. Und: Filme werden seit ewigen Zeiten und aus gutem Grund auch oder sogar großteils „on location“ gedreht – oft sogar genau da, wo sie spielen.
Hollywood kann großartige Kulissen bauen, und für Filme wie „Titanic“ ist das auch sinnvoll. Die neue „Mission Impossible“-Folge dagegen lebt wieder einmal auch von Drehs an Originalschauplätzen. Studios dürften nicht begeistert sein, wenn solche Produktionen pauschal mit 100 Prozent Strafzoll belegt würden.
Trump hat inzwischen angekündigt, er wolle mit Industrievertretern sprechen. „Es geht um Jobs, und wir werden sie zurückbekommen“, sagt Trump. Maskenbildnerin Diffie liegt zwar eigentlich nicht auf seiner politischen Linie – trotzdem würde sie gerne daran glauben.