Kürzlich trat Katy Perry, begleitet von viel medialem Echo, die Reise ins Suborbitale an Bord der New-Shepard-Rakete des US-Raumfahrtunternehmens Blue Origin an. Ein Unterfangen, das von Beginn an mit Symbolik aufgeladen wurde – Berichten zufolge sollte der Flug auch ein Zeichen für Frauen im All setzen, unterstrichen durch persönliche Gesten wie ein mitgeführtes Gänseblümchen für Perrys Tochter. Doch die erhoffte positive Resonanz blieb aus. Stattdessen sah sich die Sängerin mit einer Welle der Kritik und teils beißendem Spott konfrontiert.
Prominente Kolleginnen wie Olivia Wilde und Emily Ratajkowski kritisierten die Aktion als „tone-deaf“ und „pointless“, in sozialen Medien wurden Vorwürfe der Dekadenz und des Elitismus laut („sinnloser Vergnügungstrip für Superreiche“). Auch Umweltbedenken bezüglich der Raketenemissionen wurden geäußert.
Selbst etablierte Marken wie die Fast-Food-Kette Wendy’s stimmten in den Spott mit ein. Die Kritik gipfelte in Berichten, die sich auf Insider-Quellen der Daily Mail beriefen: Perry bereue zwar nicht den lebensverändernden Flug selbst, wohl aber das daraus gemachte öffentliche Spektakel und wünsche, die Videoaufnahmen aus der Kapsel wären nie gezeigt worden.
Warum kippte die Stimmung so dramatisch?
Der Fall Perry legt die Bruchlinien offen, an denen gut gemeinte PR im aktuellen gesellschaftlichen Klima scheitern kann. Augenscheinlich traf hier eine fehlende Sensibilität für Debatten um soziale Ungleichheit und Klimaschutz auf einen wenig glaubwürdigen Versuch, einem elitären Trip einen höheren „Purpose“ überzustülpen.
Die sorgfältig inszenierte Symbolik verfing nicht, sondern wurde von vielen als unauthentisch und deplatziert wahrgenommen – ein Lehrstück über die Diskrepanz zwischen intendierter Botschaft und öffentlicher Rezeption.
Empfehlungen der Redaktion
Aus diesem PR-Desaster lassen sich wertvolle Erkenntnisse für Marketing- und Kommunikationsprofis ziehen:
Lektion 1: Authentizität schlägt Inszenierung
Der Fall zeigt: Selbst ein A-Promi kann eine aufgesetzte Erzählung nicht verkaufen, wenn sie als unecht empfunden wird. Die Kritik an der forcierten Symbolik unterstreicht die Sehnsucht nach Glaubwürdigkeit.
- Marketing-Takeaway: Investiere in authentisches Storytelling, das zur Marke bzw. zum Projekt passt. Transparenz und Ehrlichkeit wiegen oft mehr als eine perfekt inszenierte, aber unglaubwürdige Geschichte.
Lektion 2: Beachte die Relation zwischen Timing und Zeitgeist
Der Flug mag technisch beeindruckend sein, doch die öffentliche Wahrnehmung wird vom gesellschaftlichen Kontext geprägt. Debatten über soziale Gerechtigkeit, Klimawandel und die Rolle von Milliardären bilden den Resonanzboden für solche Aktionen.
- Marketing-Takeaway: Eine permanente Umfeld- und Risikoanalyse ist unerlässlich. Was heute als visionär gilt, kann morgen als abgehoben kritisiert werden. Ignoriere den Zeitgeist – aber auf eigene Gefahr.
Lektion 3: Purpose ist kein Marketing-Gag
Der Versuch, dem Flug einen tieferen Sinn („Frauen im All“, „Nutzen für die Erde“) zu geben, wurde von Kritikern als „Purpose Washing“ zerlegt, da er nicht zur Kernhandlung (ein teurer Privatflug) zu passen schien.
- Marketing-Takeaway: Echter Purpose muss tief in der Marke oder dem Projekt verankert sein und glaubwürdig kommuniziert werden. Oberflächliche Rechtfertigungen provozieren eher Ablehnung.
Lektion 4: Risikoanalyse bei Kooperationen (auch mit Stars)
Die Causa Perry demonstriert die Kehrseite des Star-Marketings: Selbst Top-Prominente sind kein Garant für positive PR und können eigene Angriffsflächen bieten oder durch die Assoziation neue schaffen.
- Marketing-Takeaway: Prüfe potenzielle Partner und deren Image sorgfältig im Kontext deines Vorhabens. Definiere klare gemeinsame Botschaften und bewerte die Risiken.
Lektion 5: Kritik antizipieren und vorbereitet sein
Die Kritikpunkte – Elitismus, Umwelt, mangelnder Nutzen – waren bei einem Projekt wie diesem durchaus absehbar. Eine proaktive Kommunikationsstrategie hätte möglicherweise einiges abfedern können.
- Marketing-Takeaway: Identifiziere potenzielle Schwachstellen und Kritikpunkte proaktiv. Entwickle Sprachregelungen und Argumentationslinien, bevor der Sturm losbricht.
Der Fall Katy Perry ist eine eindringliche Erinnerung daran, dass im Zeitalter gläserner Kommunikation und kritischer Öffentlichkeiten selbst spektakuläre (Tech-)Events sensible, authentische und kontextbewusste Kommunikation erfordern. Für Marketer bedeutet das vor allem: Zuhören, den gesellschaftlichen Kontext verstehen und ehrlich bleiben – sonst wird der nächste vermeintliche Höhenflug schnell zum kostspieligen PR-Absturz mit nachhaltigem Imageschaden.