Der Zollkonflikt zwischen den USA und China könnte schon bald empfindliche Auswirkungen für die US-Kund:innen im Hinblick auf ihre Einkäufe beim Billigwarenportal Temu sowie beim Fast-Fashion-Anbieter Shein haben. Wie die beiden Unternehmen mitteilen, wollen sie bereits in den nächsten Tagen ihre Preise anheben, weil die durch Präsident Trump verhängten Zollregelungen zu Mehrkosten führen.
Wie zuerst die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, werden Temu und Shein die Kosten bereits ab dem 25. April an die Kund:innen weiterreichen und hierzu die Preise erhöhen – und zwar möglicherweise drastisch. Gleichzeitig dient die Maßnahme natürlich dazu, die Umsätze über die Ostertage noch einmal anzukurbeln, weil die Kund:innen „jetzt noch einmal günstig einkaufen“ könnten. Beide Unternehmen erklärten in erstaunlich ähnlich formulierten Announcements, sie hätten die Lagerbestände ausgebaut, um Lieferengpässe zu vermeiden und entsprechende Bestellungen noch vor dem Stichtag ausliefern zu können.
De-Minimis-Regelung wird kritisiert
Dass gerade bei den äußerst knapp kalkulierten Preisen der beiden Billigportale die Zölle nicht einfach so durch Kosteneinsparungen abgefedert werden können, ist naheliegend. Sowohl Shein als auch Temu hatten in den Jahren seit dem Markteintritt von der „De Minimis“-Regelung profitiert, wonach Waren unterhalb einer Geringfügigkeitsgrenze nicht verzollt werden mussten. In den USA bezog sich die Regel auf den Warenwert bis 800 US-Dollar pro Sendung und Empfänger:in – eine durchaus großzügige Regel, die für private Kund:innen meist ausreichte (und in allen anderen Fällen durch ein künstliches Aufsplitten der Bestellung erreicht wurde).
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Die neue Durchführungsverordnung der Trump-Regierung zielt jedoch darauf ab, diese Lücke zu Anfang Mai zu schließen, ähnlich wie auch in der EU die Geringfügigkeitsgrenzen zur Disposition stehen. Trump begründet dies, ähnlich wie die Kritiker:innen im EU-Umfeld mit Wettbewerbsverzerrung gegenüber den heimischen Unternehmen und Händler:innen.
Profitieren die deutschen Kund:innen davon?
Wie stark die Preise steigen könnten, ist derzeit noch nicht abzusehen. Die US-Regierung plant einen neuen Einfuhrzoll für Waren aus China (mit einigen Ausnahmen), der bei zurzeit 145 Prozent liegen soll. Der Wert wurde allerdings in den letzten Tagen so oft durch Präsident Trump geändert, dass sich für die Unternehmen vor allem keine Planungssicherheit finden lässt.
Welche Auswirkungen das für den deutschen Markt und die europäischen Kund:innen hat, ist derzeit noch nicht abzusehen. Es könnte allerdings sein, dass die Zölle chinesische Plattformen wie Temu und Shein dazu veranlassen, sich mehr den EU-Märkten zuzuwenden und hier mit günstigen Angeboten einen höheren Umsatzanteil zu generieren. Genauere Angaben machen die beiden Unternehmen zwar noch nicht, zu erwarten ist aber, dass die Preise in Deutschland eher unter Druck geraten. Kund:innen in Deutschland könnten also davon prfitieren, wenn der Absatz auf dem US-Markt, der für beide Portale derzeit als ein Kernmarkt gilt, einbricht. Betreffen wird dies übrigens nicht nur die beiden genannten Handelsplattformen, sondern nicht weniger Marktplätze wie Ebay oder Amazon, die ihrerseits ja auch ein wichtiger Kanal für viele China-Händler:innen sind.