Als im Januar 2009 ein anonymer Entwickler unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto den ersten Block der Bitcoin-Blockchain – den sogenannten Genesis Block – schürfte, ahnte wohl niemand, dass sich daraus eine global akzeptierte Kryptowährung entwickeln würde. 2025 könnte nun das Jahr sein, in dem Bitcoin endgültig im Massenmarkt ankommt – auch wenn der Kurs der Kryptowährung sich gerade mal wieder nach unten bewegt.
Entstanden inmitten der globalen Finanzkrise war die Kryptowährung eigentlich eine Reaktion auf das krisengeschüttelte Bankensystem – mit dem Ziel, ein dezentrales, transparentes und grenzüberschreitendes Zahlungssystem zu schaffen, das nicht von zentralen Institutionen wie den Zentralbanken kontrolliert wird. Jetzt wird die Kryptowährung aber immer mehr zum Teil der Finanzindustrie. Was als Projekt von Nerds begonnen hat, ist heute auch für Banken, Vermögensverwalter, Firmen und sogar Staaten interessant. Aktuell wird Bitcoin daher vor allem als „digitales Gold“ oder als Spekulationsobjekt gehandelt.
Bitcoin als Investment
Tatsächlich wird es immer einfacher, Bitcoin zu kaufen. Als Privatmensch muss man dazu mittlerweile nicht einmal mehr Kund:in einer speziellen Kryptobörse sein, sondern kann direkt bei Neobanken wie Trade Republic, N26 oder Revolut Coins kaufen und verkaufen. In Europa gibt es mit der MICAR (Markets in Crypto Assets Regulation) zudem bereits eine Gesetzgebung, die Kunden mehr Sicherheit verschafft.
Auch die US-Regierung unter Donald Trump will den Markt jetzt deregulieren und weiter für klassische Finanzinstitute öffnen. Nachdem die Börsenaufsicht SEC in den vergangenen Jahren eher restriktiv mit der Branche umgegangen ist, fördert die Trump-Regierung erklärtermaßen Kryptowährungen. So wurden schon Klagen der SEC gegen große Firmen eingestellt.
Außerdem hat die SEC Banken die Verwahrung von Krypto-Assets erleichtert, indem sie eine strenge Bilanzierungsrichtlinie widerrufen hat. Auch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) hat gerade klargestellt, dass US-Banken keine spezielle Genehmigung benötigen, wenn sie mit neuen Technologien wie Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten experimentieren, sodass sie die damit verbundenen Risiken beherrschen.
In den USA besitzen bereits 28 Prozent der Erwachsenen Kryptowährungen, ihr Anteil hat sich seit 2021 verdoppelt. Für rund zwei Drittel der Kryptowährungsbesitzer ist und bleibt der Bitcoin dabei die bevorzugte Digitalwährung.
Skeptiker lassen sich bislang noch vor allem von den starken Kursschwankungen des Bitcoins abschrecken, denn auf Hochphasen folgen auch immer wieder starke Verluste. Einige Anleger:innen dürften auch die jüngsten Skandale und Zusammenbrüche von Kryptobörsen – wie der spektakuläre Fall FTX – nicht vergessen haben, die grundsätzliche Fragen zur Sicherheit der Branche aufwerfen.
Bitcoin-ETFs: Bilanz nach einem Jahr
Einen großen Kursschub hat die Kryptowährung im vergangenen Jahr aber erlebt, als die SEC Spot-ETFs (Exchange Traded Funds) zugelassen hat, die vor allem institutionellen Investoren den Zugang vereinfachen. Resümee nach einem Jahr: 12 Spot-Bitcoin-ETFs wurden zugelassen, neben Unternehmen aus der Kryptoindustrie werden diese auch von klassischen Vermögensverwaltern wie Blackrock und Fidelity angeboten.
Anfang April verwalteten die ETFs insgesamt etwa 1.127.632 Bitcoin, was einem Wert von ungefähr 86,76 Milliarden US-Dollar und etwa 5,37 Prozent des gesamten verfügbaren Bitcoin-Angebots entspricht. Neben Investoren, die über die ETFs indirekt in Bitcoin investieren, setzen aber auch Unternehmen wie MicroStrategy, Tesla und Block Bitcoin als Wertspeicher ein, wodurch ebenfalls mehr Kapital in den Markt gespült wird.
MicroStrategy allein hält inzwischen mehr als 528.000 Bitcoin und damit rund 2,6 Prozent der im Umlauf befindlichen Menge. Chairman und Großaktionär Michael Saylor, ein erklärter Bitcoin-Fan, verfolgt dabei allerdings eine durchaus riskante Strategie und hat mit dem Unternehmen Schulden in großem Stil aufgenommen, um Bitcoin zu kaufen – eine Art ultimative Wette auf steigende Kurse.
Auch Staaten wollen Bitcoin
US-Präsident Trump hat den Bitcoin außerdem mit dem Plan geadelt, eine staatliche Reserve aus den Bitcoin aufbauen zu wollen, die US-Behörden in Ermittlungsverfahren sichergestellt haben. Zusätzlich ist geplant, in einem von Bitcoin getrennten, separaten Bestand weitere Digitalwährungen wie Ethereum und Solana zu lagern.
Empfehlungen der Redaktion
Der Bitcoin-Kurs reagiert auf die Ankündigung allerdings weniger euphorisch als erwartet. Die Investoren waren offenbar enttäuscht, sie hatten mehr erwartet hatten. Denn die Beschaffung weiterer Bitcoin für die geplante Reserve soll ohne den Einsatz von Steuergeld erfolgen. Die US-Regierung wird also nicht direkt Bitcoin kaufen. Ein republikanischer Gesetzentwurf hatte zuvor ein anderes Vorgehen nahegelegt: Über einen Zeitraum von fünf Jahren sollte laut dem Vorschlag der Senatorin Cynthia Lummis insgesamt eine Million Bitcoin angeschafft werden. Präsident Trump hatte sich aber nie direkt zu diesem Plan geäußert.
Auch die tschechische Zentralbank denkt bereits über eine Bitcoin-Reserve nach. Von der Europäischen Zentralbank kam hingegen schon eine klare Ansage an so eine Idee. Sie sei „zuversichtlich“, dass „Bitcoin nicht in die Reserven einer der Zentralbanken der EZB-Mitglieder aufgenommen wird“, sagt EZB-Präsidentin Christine Lagarde zuletzt. Reserven müssten „liquide, sicher und geschützt sein“ und „nicht mit dem Verdacht auf Geldwäsche oder andere kriminelle Aktivitäten behaftet“ sein.
Kein so sicherer Hafen
Analysten von Morgan Stanley warnen allerdings davor, dass der Bitcoin aktuell seinen Ruf als sicherer Hafen eingebüßt hat. Denn die Wertentwicklung der Kryptowährung reagiert oft auf makroökonomische Ereignisse, Inflationszahlen und Konjunkturprognosen schlagen sich im Kurs nieder. Oft korreliert der Kurs mit der Entwicklung von Tech-Werten an der Börse.
Das zeigt auch der aktuelle Kursrutsch: Nachdem Donald Trump in der vergangenen Woche sehr hohe Zölle für viele Wirtschaftspartner verkündet hat, befinden sich die Aktienmärkte in Aufruhr. Auch am Montag startete der US-Index S&P 500 ebenso wie der deutsche Leitindex Dax wieder mit Verlusten in den Handel.
Kryptowährungen hatten sich in den ersten Tagen nach den Zollankündigungen zwar stabiler gezeigt, folgten dann aber doch dem Abwärtstrend. Der Bitcoin-Kurs sank am Montag zwischenzeitlich unter die 75.000 Dollar-Marke. Damit hat die Kryptowährung fast alle Kursgewinne verloren, die sie nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erzielt hatte. Nach dem Wahlsieg von Trump war die älteste Kryptowährung der Welt zunächst auf über 75.000, zeitweise sogar auf über 100.000 Dollar gestiegen.
Auch aus den Bitcoin-ETFs flossen zuletzt viele Gelder ab, laut Coinshares über 200 Millionen Dollar in der vergangenen Woche. US-Börsenanalyst Harry Dent sieht sogar schon die Gefahr eines extremen Bitcoin-Crashs. Ein sicherer Hafen ist der Bitcoin jedenfalls (noch) nicht.
Als Zahlungsmittel ungeeignet?
Die Vision, dass Bitcoin sich als „digitales Gold“ etabliert, also eine stabile Digitalwährung in Krisenzeiten wird, teilt ohnehin nicht jeder. Jack Dorsey, CEO von Block und Mitgründer von Twitter, warnte zuletzt in einem Podcast davor, die aktuelle Fokussierung auf den Bitcoin als Wertspeicher ebne „den Weg zur Irrelevanz“. Bitcoin müsse für den täglichen Gebrauch relevant, also als Zahlungsmittel nutzbar sein, um nicht nur in Notfällen oder bei Liquiditätsbedarf genutzt zu werden. Aktuell sehen viele Bitcoin-Besitzer die Kryptowährung aber vor allem als Investition und hoffen auf steigende Preise – was einer praktischen Nutzung entgegensteht.
Andere Digitalwährungen haben deutlich bessere Chancen, sich im Alltag durchzusetzen. So treibt die US-Regierung unter Trump ein Regelwerk für Stablecoins voran. Ihr großer Vorteil: Anders als der Bitcoin sind diese Digitalwährungen an eine Fiat-Währung wie den Dollar oder den Euro gebunden und daher wertstabil.
Laut einem Bericht von a16z sind Dollar-Stablecoins wie der USDT bei der praktischen Nutzung schon jetzt erfolgreicher als der Bitcoin. Sowohl bei der Zahl der Transaktionen als auch beim Transaktionsvolumen liegt der Stablecoin von Tether vor BTC: Täglich werden mit USDT Transaktionen in Höhe von 93 Milliarden Dollar durchgeführt, bei Bitcoin sind es nur 52 Milliarden Dollar. Kommt das Stablecoin-Gesetz, dürften Unsicherheiten in Bezug auf die Absicherung der Stablecoins beseitigt werden.
So sollen Emittenten auch in den USA verpflichtet werden, Stablecoins im Verhältnis von 1:1 mit Dollar zu besichern und ihre Bestände auch regelmäßig nachzuweisen – was das Vertrauen in die Digitalwährungen erhöhen dürfte.