Es ist ein Schild, das man immer noch an vielen Kassen deutschlandweit sieht: „Kartenzahlung erst ab 10 Euro“ steht dort. Manchmal auch „Kartenzahlung nicht möglich“ oder „Nur EC-Karte / Girocard“ Doch warum ist das eigentlich so und warum tun sich Geschäfte in Deutschland hier schwerer als in vielen anderen europäischen Ländern?
Gerade die letzten Jahre haben einen Schub hin zur Kartenzahlung oder Mobile-Payment-Lösungen mit hinterlegter Karte gebracht. In gut 40 Prozent aller Bezahlvorgänge wird die Transaktion mit Karte durchgeführt, von Wert her werden sogar schon 61,8 Prozent des Gesamtumsatzes im Handel mit Endkund:innen mit Karte abgewickelt.
Unübersichtliche Kosten für Geschäftsleute
Grundsätzlich, das ist wenig überraschend, kostet das Handling von Kartenzahlungsvorgängen Gebühren. Abgerechnet wird dem Händler oder der Händlerin gegenüber jeweils über deren Payment Service Provider oder über die Hausbank. Wie viel eine Zahlung kostet, ist recht unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Gerade viele Filialbanken und Sparkassen haben hier allerdings wenig attraktive Verträge und Konditionen. Der Gedanke dahinter ist klar: Gerade Geschäfte, die kurzerhand und ohne groß zu vergleichen, bei ihrer Hausbank das Bargeldlos-Geschäft abwickeln wollen, schauen nicht so genau auf den Preis oder sind bereit, für die Convenience etwas mehr zu bezahlen.
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Übrigens sind dies auch oft diejenigen Institute, die für die Versorgung mit Bargeld und für das Einzahlen des Kasseninhalts erstaunlich hohe Gebühren verlangen. Eine Untersuchung der Bundesbank, die die preislichen Unterschiede zwischen den einzelnen Bezahlarten im Hinblick auf Kosten, Geschwindigkeit und Convenience unter die Lupe nimmt, kommt regelmäßig zu dem Schluss, dass die Kosten für die Bezahlarten in der jeweils günstigsten Variante Form enger beieinander sind als die jeweiligen Kritiker:innen dies erwarten. Denn auch das morgendliche Beschaffen von Wechselgeld und abendliche Abrechnen von Bargeld in den Kassenbeständen kostet Zeit und Geld – das Betrugs- und Diebstahlrisiko noch nicht einmal mit eingerechnet.
Unübersichtlicher Markt an Zahlungsanbietern
Doch was kostet das Bezahlen mit Karte jetzt genau und warum haben viele Geschäfte diese 10-Euro-Grenze? Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Geschäftsmodellen: Während viele Anbieter entweder die Hardware, also das Kartenterminal verkaufen oder vermieten, zusätzlich noch eine monatliche Servicepauschale oder Clearinggebühr berechnen, gibt es auch Unternehmen, die lediglich einen festen Prozentsatz von den Umsätzen für sich verbuchen. Dieser fällt dann naturgemäß etwas höher aus als bei den Angeboten mit festen monatlichen Kostenblöcken – ein Geschäftsmodell, das man als Endkund:in etwa aus der Mobilfunkbranche kennt. Umgekehrt wird das Lesegerät dann für einen symbolischen Euro verkauft oder es wird eine Lösung über das Smartphone und den eingebauten NFC-Leser gewählt.
Auch wenn die Angebote schwer miteinander zu vergleichen sind, gibt es meist ein Angebot für Wenignutzer:innen, das dann im Laufe der Zeit angepasst werden kann. Ein Beispiel ist etwa der bekannte Anbieter Sumup, der vor allem mit diesen grundgebührenfreien Lösungen bekannt wurde und immer noch bei vielen kleineren Geschäftsleuten beliebt ist. Hier fallen entweder umsatzbasiert 1,39 Prozent Provision bei nicht vorhandener Grundgebühr oder 0,79 Prozent bei gängigen Debitkarten zuzüglich 19 Euro monatlicher Grundgebühr an.
Egal für welchen Anbieter man sich entscheidet: Händler:innen, die eine Kartenzahlungslösung anbieten wollen, sollten sich zunächst klar werden, ob sie eine tragbare oder stationäre Terminallösung wollen und ob die permanente und störungsfreie Netzversorgung (bestenfalls stationär durch LAN) gesichert ist. Und sie sollten sich darüber bewusst sein, dass viele Kund:innen statistisch angesichts der Möglichkeit von Kartenzahlung mehr Umsatz machen, etwa in der Gastronomie.
Anders als in vielen anderen Ländern arbeiten aber einige deutsche Zahlungsanbieter mit einem Sockelbetrag, der entweder bei jeder Zahlung oder Autorisierungsanfrage anfällt oder gleich der Mindestbetrag ist, den der Service-Provider mindestens abrechnet. Dieser liegt zwar „nur“ bei einigen Cent, doch auch das ist vergleichsweise viel Geld, wenn es sich beispielsweise um eine Bäckerei oder einen Kiosk handelt, wo stets kleinere Warenkörbe mit meist einstelligen Eurobeträgen abgerechnet werden. Und hier liegt auch ein Grund, warum viele Händler:innen gerade in diesen Marktsegmenten auf die Kartenzahlung gänzlich verzichten würden oder eben die besagte 10-Euro-Grenze anführen.
Was Kartenzahlung kostet, hängt vom Kartentyp ab
Die ist übrigens grundsätzlich legal. Auch das grundsätzliche oder situative Ablehnen von Kartenzahlung steht Händler:innen frei – anders als in vielen anderen Ländern, in denen Geschäfte die Pflicht haben, die gängigen Karten als Zahlungsmittel anzunehmen. Seit 2018 ist es allerdings in Deutschland verboten, die tatsächlichen Kartengebühren oder eine Pauschale für Kartenzahlung den Kund:innen in Rechnung zu stellen. Auf einem Kassenbeleg dürfte man eine solche Gebühr dann auch nicht finden, denn sie widerspricht meist auch den AGB der Payment Service Provider oder Kartengesellschaften.
Kund:innen können den Händler:innen aber durch die Wahl der Karte entgegenkommen, sofern sie mehrere im Geldbeutel haben. Denn grundsätzlich liegen die Kosten für eine Abrechnung mit der weit verbreiteten Girocard (von vielen noch fälschlicherweise als EC-Karte bezeichnet) bei 0,3 bis 0,5 Prozent. Für eine Bezahlung mit einer Visa- oder Mastercard-Debitcard fallen zwischen 0,6 und rund 1 Prozent an, für die Nutzung der jeweiligen Kreditkarte noch einmal rund 0,5 bis 0,7 Prozent mehr.
Und noch etwas ist gut zu wissen: Wer mit Google Pay oder Apple Pay am Kassenterminal bezahlt, verursacht dem:der Händler:in keine zusätzlichen Kosten, denn weder Google noch Apple erheben gegenüber dem POS keine zusätzlichen Gebühren. Allerdings fallen natürlich die üblichen Gebühren der hinterlegten Bezahlkarte an. Insofern ist auch das Argument, warum manche Händler:innen Bezahlen per Smartphone ablehnen, obsolet. Denn anders als diese zuweilen erklären, bezahlen sie zumindest hierfür keinen Cent mehr.