Das Kölner KI-Startup octonomy, das 2024 von dem Seriengründern Sushel Bijganath und Oliver Trabert gegründet wurde, entwickelt KI-Agenten zur Automatisierung von Unternehmensprozessen. “Die KI bearbeitet Kunden-, Mitarbeiter- und Partneranfragen sowie komplexe Workflows rund um die Uhr in bis zu 30 Sprachen per Chat, E-Mail oder Telefon in menschlicher Qualität”, heißt es zum Konzept. Der Kölner Frühphaseninvestor Capnamic investierte bereits 5 Millionen Euro in das Unternehmen.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Bijganath einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei octonomy.
Wie würdest Du Deiner Großmutter octonomy erklären?
Stell dir vor, ein Unternehmen könnte seine besten Service-Mitarbeiter klonen – genau das macht octonomy mit Künstlicher Intelligenz. Unsere KI-Agenten, auch digitale Zwillinge genannt, wissen alles über die Produkte, Dienstleistungen und Kunden eines Unternehmens. Sie unterstützen die echten Mitarbeiter mit Expertenwissen oder übernehmen viele Aufgaben direkt – per E-Mail, am Telefon oder im Hintergrund. Das bedeutet: Service-Teams werden um bis zu 80 % entlastet, und gleichzeitig sind die Kunden zufriedener, weil sie sofort und rund um die Uhr Hilfe bekommen. Und das Beste: Unternehmen können octonomy innerhalb weniger Tage nutzen, ohne selbst KI-Experten sein zu müssen
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert Euer Geschäftsmodell?
octonomy folgt einem AI-as-a-Service-Modell. Unternehmen zahlen eine jährliche Lizenzgebühr für die Nutzung unserer KI-Agenten. Diese Gebühr ist bewusst so gestaltet, dass sie nur einen kleinen Teil der Effizienzgewinne ausmacht, die unsere Kunden durch den Einsatz von octonomy erzielen. Das bedeutet: Der RoI ist für unsere Kunden fast sofort positiv. Sie profitieren von effizienteren Serviceprozesse, während sie gleichzeitig die Kundenzufriedenheit durch sofortige, präzise Antworten steigern. So wird exzellenter Kundenservice nicht nur skalierbar, sondern auch wirtschaftlich attraktiv.
Wie ist die Idee zu octonomy entstanden?
Die Idee zu octonomy entstand aus unserer praktischen Erfahrung: In den letzten Jahren haben wir rund 100 eigene KI-Modelle und Lösungen für mittelständische Unternehmen implementiert. Dabei haben wir festgestellt: Zwischen dem, was KI verspricht, und der Realität klaffen oft große Lücken – vor allem bei schlechter Umsetzung. Wirklicher Impact erfordert eine KI, die nicht halluziniert – denn Automation mit nur 60 % Genauigkeit ist keine Hilfe. KI muss so einfach und sofort nutzbar sein, dass Unternehmen keinen monatelangen Integrationsprozess durchlaufen müssen. Genau hier setzt octonomy an: Eine KI-Lösung, die innerhalb weniger Tage einsatzbereit ist, auch in komplexen Szenarien nicht halluziniert und Unternehmen weit mehr Unterstützung bietet als herkömmliche Lösungen von Big Tech oder CRM-/Ticketing-Anbietern.
Wie oder wo hast Du Deinen Mitgründer kennengelernt?
Wir haben uns in unseren vorherigen Unternehmen kennengelernt und arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. Während ich meinen Schwerpunkt im betriebswirtschaftlichen Bereich habe, bringen meine Co-Gründer tiefgehende Expertise als CTOs und KI-Spezialisten mit. Gemeinsam haben wir bereits den gesamten Weg von Gründung über Aufbau und Skalierung bis hin zum Exit in SaaS- und IT-Unternehmen durchlaufen. Ich finde, diese Erfahrung bildet eine sehr gute Basis für octonomy.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Eine der größten Herausforderungen war die Entwicklung einer KI, die wirklich verlässlich arbeitet – mit über 95 % Genauigkeit. Viele bestehende Systeme “raten”, wenn sie sich nicht sicher sind, doch im Business-Umfeld ist das fatal. Unsere Lösung: Ein KI-System, das nur auf gesicherte Unternehmensdaten zugreift – ohne
Halluzinationen. Eine Architektur, die sich einfach und schnell integrieren lässt – statt monatelanger Anpassungen. Ein nutzerfreundliches Interface, das sofort echten Mehrwert bietet. Damit haben wir eine Lösung geschaffen, die Unternehmen schnell, präzise und zuverlässig in ihren Service-Prozessen unterstützt.
Zuletzt konntet Ihr Millionen einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Capnamic kannten wir bereits aus unseren früheren unternehmerischen Aktivitäten und haben über die Jahre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut. Daher war es für uns naheliegend, sie als ersten Ansprechpartner für unsere Finanzierung anzusprechen.
Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf Eurer Agenda?
Unser Fokus liegt derzeit darauf, unsere Plattform weiterzuentwickeln und noch intelligenter zu machen. Das bedeutet konkret, KI-gestützte Funktionen zu verbessern, neue Automatisierungen zu integrieren und unser Produkt noch intuitiver zu gestalten. Zudem steht die Skalierung unseres Geschäftsmodells auf der Agenda, um international weiter zu wachsen.
Vor octonomy hast Du bereits Talentship.io und Learnship gegründet. Was reizt Dich daran, wieder ein Unternehmen zu starten?
Vor allem das Thema treibt mich an. Ich habe miterlebt, wie der PC Privathaushalte eroberte, den Internet-Boom begleitet und den Wandel durch Smartphone und Cloud beobachtet. Doch KI stellt alles in den Schatten – sie wird unsere Arbeitswelt grundlegend verändern. Für mich ist klar: Ich will diese Entwicklung aktiv mitgestalten, statt später nur darüber zu erzählen. Deutschland und Europa brauchen praxisorientierte KI-Unternehmen, die echte Lösungen liefern – und mit octonomy wollen wir hier eine führende Rolle übernehmen.
Wo steht octonomy in einem Jahr?
Wir wollen als qualitativ beste Lösung für KI-gestützte Experten-, Assistenz- und Automationssysteme für sämtliche Support Services eines Unternehmens gesehen werden. Insbesondere bei denjenigen, die mit komplexerem Wissen konfrontiert sind.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln beleuchten wir das dynamische Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind die Bedingungen für Gründer:innen, welche Investitionen fließen in innovative Ideen und welche Startups setzen neue Impulse? Rund 800 Startups haben Köln bereits als ihren Standort gewählt – unterstützt von einer lebendigen Gründerszene, einer starken Investor:innen-Landschaft sowie zahlreichen Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents. Als zentrale Anlaufstelle für die Startup- und Innovationsszene stärkt die KölnBusiness Wirtschaftsförderung die Rahmenbedingungen für Gründer:innen, vernetzt sie mit Investor:innen und bietet gezielte Unterstützung. Diese Rubrik wird unterstützt von KölnBusiness. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.