Autobauer Ford steckt in der Krise und hat Milliarden Schulden. Nun gibt der amerikanische Mutterkonzern eine deutliche Finanzspritze. Valerie Haller berichtet aus Frankfurt.10.03.2025 | 1:02 min
Tausende haben die „gute Nachricht“ aus den Medien erfahren: Die Geschäftsführung von Ford in Deutschland hat ihren Mitarbeitenden genau eine halbe Stunde gegeben, um ihre Mails zu lesen. Wer das zwischen 9:30 und 10 Uhr am Morgen nicht konnte und auch nicht an einer Infoscreen-Wand vorbeikam, wer also wie üblich mitten in der Schicht am Laufband oder einer Maschine stand, hat erst von Kolleg*innen oder aus den Medien vom neuen Ford-Hammer erfahren.
Die Geschäftsführung pocht darauf, dass die Mitarbeiter*innen rechtzeitig informiert wurden. Um 9 Uhr habe man die Führungskräfte informiert, und eine halbe Stunde später habe es eine Informationsmail an alle Mitarbeiter*innen gegeben und auch auf den fast überall im Werk in Köln befindlichen Infoscreens habe die Information ab 9 Uhr gestanden.
Erst um 10 Uhr habe sich Ford an die Öffentlichkeit gewandt. Dass Mitarbeiter*innen im Werk, am Fließband oder an Maschinen davon nichts mitbekommen und erst durch den „Flurfunk“ oder die Medien davon erfahren haben, erscheine zwar möglich, aber doch eher unwahrscheinlich, meint Dirk Ellenbeck, Direktor der Kommunikation bei Ford in Köln.
So oder so: Die 11.500 Mitarbeiter von Ford in Köln sind sprachlos. Und wieder gehen sie um, die Wut und die Angst um ihren Job und ihre Zukunft.
Das klingt erst einmal gut, ist aber letztlich bedrohlich für die Belegschaft und das Werk in Köln – ohne jedes Schutzschild aus den USA dazustehen!
Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte
Mechaniker beim Auto-Hersteller Ford. Für den Auszubildenden Julius eigentlich ein Traumberuf. Doch um die Zukunft der deutschen Automobilbranche steht es aktuell schlecht.03.01.2025 | 2:42 min
Ford USA pumpt 4,4 Milliarden in das Kölner Werk – letztmalig
Darum geht’s: Eine Kapitalzufuhr von bis zu 4,4 Milliarden Euro solle für die finanzielle Stabilität der Ford-Werke GmbH sorgen. Es gehe um notwendige Mittel zur Transformation von Ford in Europa. Die Ford-Werke würden strategische Transformationsinitiativen fortsetzen, mit besonderem Fokus auf Kostensenkung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Der Haken:
Was heißt denn hier milliardenschwere Finanzspritze? Das Geld reicht ja noch nicht einmal, um unsere Schulden zu begleichen!
David Lüdtke, IG Metal und Ford Betriebsrat
Die Krise im alten Wirtschaftswunderland ist ein zentrales Thema im Wahlkampf. ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann geht auf die Suche nach Zukunftsideen für Deutschland.17.02.2025 | 43:22 min
Patronatserklärung ausgesetzt
„Dieser Schritt ersetzt die 2006 ausgestellte Patronatserklärung der Ford Motor Company“, meint die Geschäftsführung. Von den Mitarbeitenden wurde eben diese Patronatserklärung immer als „Insolvenzschutz“ bezeichnet. Der Schritt bringe die Unterstützung der Ford-Werke in Einklang mit der anderer Tochtergesellschaften von Ford weltweit. So formuliert es der Konzern.
Vielen Autobauern drohen Strafzahlungen, wenn die CO2-Flottengrenzwerte 2025 sinken. Es gibt Forderungen nach Lockerungen, auch aus der Politik. Die Hersteller sind gespalten.
12.12.2024 | 1:49 min
Gewerkschaften und Betriebsrat alarmiert
Mit anderen Worten: Der eigentliche Deal, für den die Gewerkschaften und der Betriebsrat so lange gekämpft hatten, und der seit Februar 2023 gültig ist, ist nichts mehr wert, wenn Ford seine Talfahrt nicht entgegen des Trends bald stoppen kann. Dann droht die Insolvenz. Und dann ist die Zusage, „betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2032 auszuschließen“ Schall und Rauch.
Das ist ein schmutziges und dreckiges Vorgehen von Ford. Darauf waren wir nicht gefasst. Neue Produkte sind ja gar nicht in Sicht! Mit diesem Schritt erklärt uns Ford: Jetzt kann es jeden von uns treffen.
David Lüdke, Betriebsrat und Gewerkschaftler
Am Mittwoch, den 12. März versammelt sich in Köln die Belegschaft von Ford. Ein Ende der „stürmischen Zeiten“ scheint nicht in Sicht…
Martin Schiffler ist ZDF-Reporter in Nordrhein-Westfalen.
Quelle: dpa