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Mit seinen Konzepten für hochgradig energieautarkes Wohnen zeigt Solaringenieur Timo Leukefeld, wie nicht nur Eigenheime, sondern auch Mietwohnungen weitgehend unabhängig von fossilen Energieträgern werden können.
Solaringenieur Timo Leukefeld (links) mit Mike Eley von der Ascherslebener Gebäude- und Wohngesellschaft und Dieter Peters auf der Baustelle ihres Projektes: energieautarke Plattenbauten.
Quelle: Bastian Laucke
ZDFheute: Was macht ein Haus hochgradig energieautark?
Timo Leukefeld: Man kann es vergleichen mit einem Kochrezept. Es braucht viele Zutaten, und das alles wohldosiert. Ein hochgradig – also über 50 Prozent – energieautarkes Haus besteht aus Photovoltaik, also Sonnenstrom, einer Batterie, einem speziellen Autarkie-Boiler, einer Infrarotheizung und dem Zusammenspiel der ganzen Geschichte.
Und dann braucht man natürlich eine sehr gute Gebäudehülle. Wenn wir sanieren, dämmen wir das Gebäude. Dadurch reduzieren wir den Energiebedarf und decken den Restbedarf mit der Sonne ab. Auch für die Infrarotheizung kommt der grüne Strom aus der Steckdose.
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ZDFheute: Was macht das Konzept auch für Mehrfamilienhäuser interessant?
Das Besondere an unserem Projekt in Aschersleben ist, dass es CO2-frei ist, dass es einen Low-Tech-Ansatz hat, also mit ganz wenig Technik auskommt, dadurch langlebig ist und günstig für Mieter.
Es gibt kaum Wartungskosten, und nur im Winter müssen sie Strom bei Energieversorgern dazukaufen. Außerdem ermöglicht das Konzept eine Pauschalmiete mit Energie-Flatrate.
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ZDFheute: Was bedeutet eine „Pauschalmiete mit Energie-Flatrate“?
Leukefeld: Die wichtigste Säule der Nachhaltigkeit ist die Wirtschaftlichkeit. Alles, was sich nicht rechnet, setzt sich nicht durch. Wenn man investiert, müsste man die Mieten stark anheben. Das geht aber nicht, weil dann die Mieter zu viel bezahlen, und deswegen wird gar nichts saniert.
Die Sanierungsquote in Deutschland liegt bei gerade einmal 0,7 Prozent.
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Und dieser Preis wird für fünf Jahre garantiert. Also im Prinzip haben die Vermieter bessere Mietrenditen und die Mieter niedrigere Mieten. So ließe sich ein Problem lösen, das seit Jahrzehnten in Deutschland da ist.
ZDFheute: Sind alle Wohnungen in Deutschland für ein solches Konzept geeignet?
Leukefeld: Wir machen oft für die Wohnungswirtschaft Analysen vom gesamten Bestand, und unsere Begutachtungen ergeben, dass etwa 30 Prozent aller Mehrfamilienhäuser geeignet wären, um sie in so eine hohe Autarkie zu bringen.
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Und das wäre ja schon mal was. Wir sind im Moment bei 0,7 Prozent Sanierungsquote in Deutschland. Mit unserem Konzept könnten wir auf 30 Prozent kommen.
ZDFheute: Sind Energieautarkie und die Pauschalmiete das Modell der Zukunft?
Leukefeld: Wir gehen in der Trendforschung davon aus, dass Solarstrom in 15 Jahren noch ein bis zwei Cent kosten wird. Also Energie wird fast nichts mehr kosten.
Bei Neubauten ist eine Autarkiequote von 40 bis 50 Prozent mittlerweile Standard; allerdings hauptsächlich bei Einfamilienhäusern, kaum bei Mehrfamilienhäusern.
Leukefeld und sein Team haben bereits in 1.200 Wohnungen eine Energieautarkie zwischen 50 und 70 Prozent umgesetzt und das pauschale Mietmodell etabliert.
Die Wohnungen gibt es mittlerweile in Deutschland, Österreich und Frankreich. Rund 300 weitere Wohnungen wurden von anderen Anbietern gebaut und dank ihrer Energiesparsamkeit ebenfalls pauschal vermietet.
Quelle: Timo Leukefeld, ZDF.
Und dann können wir natürlich auch andere Geschäftsmodelle anbieten. Wir werden bei der Pauschalmiete mit Energie nicht stehen bleiben.
Eine Vision ist, dass wir die Häuser mitversorgen, die rundherum stehen, die man nicht energieautark umrüsten kann.
Und dann kommen wir von 30 Prozent der Gebäude auf etwa 50 Prozent. Genau diese Kombination aus einer hohen Eigenversorgung, aber auch dem Teilen von Energie mit anderen – das ist der Schlüssel.
Die Fragen stellte Jasmin Cilesiz.
Quelle: ZDF