Emissionen zu reduzieren ist eine der größten Herausforderungen im Güterverkehr. Zukunftsweisende Initiativen zeigen, wie es schon jetzt gelingt.01.02.2025 | 29:47 min
Sara Schiffer, Jahrgang 1993, ist Geschäftsführerin des Start-ups „hylane“, das 122 Wasserstoffantrieb-Lkw in der Flotte hat. Die studierte Informatikerin hat sich zum Ziel gesetzt, maßgeblich dazu beizutragen, den Straßentransport klimaneutral zu gestalten.
Testfahrt mit Wasserstoff-Lkw durch Europa
In der Anschaffung kosten Saras H2-Trucks das Sechsfache von Diesel-Lkw, was sich die meisten kleinen Speditionen und Unternehmen nicht leisten können – eine Mietoption mit Festpreis pro Kilometer schon, so dass Saras Unternehmensmodell Zuspruch findet.
Mit grünem Wasserstoff soll die Energieversorgung klimafreundlicher werden. Doch eine Eigenproduktion des gesamten Bedarfs in Deutschland ist unmöglich. Eine Antwort: Pipelines.03.12.2024 | 2:51 min
Wasserstoff-Lkw: Viele Vorteile – wenig Tankstellen
Wasserstoff als Energiequelle für den regelmäßigen Straßengüterverkehr ist noch wenig verbreitet. Für die Lkw spricht: Sie sind leise, zugkräftig wie ein batteriebetriebenes Modell – und tanken an H2-Tankstellen binnen 15 Minuten auf. Batterie-Lkw brauchen bis zu acht Stunden, was einen 24-Stunden-Betrieb unmöglich macht.
Nachteile: Die LKW sind noch wesentlich teurer als Diesel und das Tankstellennetz ist kaum ausgebaut. 2016, kurz nach der Marktzulassung des ersten Pkw mit Wasserstoffantrieb, gab es gerade einmal fünf Wasserstofftankstellen in Europa – alle in Deutschland.
In Rostock nahmen vergangenes Jahr 52 Wasserstoffbusse vom ÖPNV den Betrieb auf. Die Firma Apex produziert lokal und liefert den 100 Prozent grünen Wasserstoff für die schadstofffreien Busse.02.10.2024 | 1:35 min
Im Jahr 2024 sind es europaweit mit 167 deutlich mehr – aber reicht das wirklich quer durch Europa? In jedem Fall muss jede Fahrt exakt vorbereitet werden, um sicherzustellen, dass der nächste Tankstopp erreichbar ist. „Wenn eine Tankstelle in der Nähe ist, tanke ich lieber auf Nummer sicher“, so Saras Strategie.
Start-up-Gründerin fordert Investitionen
Eine Herausforderung ergibt sich an der Schweizer Grenze. Die Beamten sind unsicher, ob ein Wasserstoff-Lkw unter die Mautbefreiung für Elektrofahrzeuge fällt. Nachkurzer Diskussion kann Sara mautfrei weiterfahren, denn die von der Brennstoffzelle produzierte Energie wird auch in einer Batterie gespeichert und von dort an den Antrieb abgegeben. Insofern gelten Wasserstoff-Lkw als Elektrofahrzeuge.
Deutschland will CO2 sparen und dafür wird auch Wasserstoff benötigt. In Hamburg sollte deshalb eine Anlage zur Produktion von umweltfreundlichem Wasserstoff aus Ökostrom eröffnen.30.09.2024 | 2:24 min
Auch in Lausanne wird Sara mit Problemen konfrontiert, die von Elektro-KFZ bekannt sind. Eine Zapfsäule verweigert den Dienst, bis sie nach 15 Minuten Streik doch noch den Lkw betankt – ohne dass es eine nachvollziehbare Erklärung gibt.
Sara ist überzeugt, dass es wichtig ist, schon jetzt die Nachfrage nach Wasserstoff zu steigern, um Investitionen in die entsprechende Infrastruktur anzuregen. Erst müsse die Industrie eine Infrastruktur aufbauen, dann käme die Nachfrage der Transportunternehmen mit größer werdenden Flotten von selbst.
Innovationsforscher sieht Chancen bei Wasserstoff
Prof. Patrick Plötz, Innovationsforscher beim Fraunhofer-Institut, sieht wasserstoffgetriebenen Schwerverkehrs als große Herausforderung:
Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Energieträger der Zukunft.
Patrick Plötz, Innovationsforscher, Fraunhofer-Institut
„Dennoch ist momentan eine dominierende Rolle im Straßenverkehr aufgrund der technischen Entwicklung von Batterien und dem Schnellladen sowie der Gesamtkosten eher noch weniger wahrscheinlich“, so Plötz.
Grüner Wasserstoff muss nicht nur hergestellt, er muss auch verteilt werden. Doch noch kommt er nicht dort an, wo er gebraucht wird.19.09.2024 | 1:39 min
Einen kompletten Verzicht auf Wasserstoff sieht er jedoch nicht: „Brennstoffzellenfahrzeuge können in einigen Märkten interessante Anwendungen haben und sollten für die künftige Entscheidung bezüglich des Einsatzes von Wasserstoff in mobilen Anwendungen weiter untersucht werden“, meint Plötz und ergänzt:
Gerade auch vor dem Hintergrund, dass es für Deutschland ein wichtiges industriepolitisches Thema ist.
Patrick Plötz, Innovationsforscher, Fraunhofer-Institut
Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch
ZDFheute Infografik
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Der Bedarf an Speichermöglichkeiten, um den Überschuss nicht zu verschwenden, steigt. Wasserstoff lässt sich nahezu verlustfrei und dezentral – also in Tankstellen – lagern. Und viele der über 14.000 Tankstellen in Deutschland befinden sich außerhalb der Innenstädte und haben entsprechend Platz.
„Deutschland muss aufpassen, dass wir den internationalen Anschluss beim Einstieg in den grünen Wasserstoff nicht verlieren“, sagte Christiane Averbeck, Klima-Allianz Deutschland, im Sommer.
25.06.2024 | 4:30 min
Testfahrt endet nach 1.500 Kilometern
Nach ihrer über 1.500 Kilometer langen Testfahrt ist Sara Schiffer überzeugt, dass Langstreckenfahrten durch Europa mit Wasserstoffantrieb schon heute möglich sind. Sie ist überzeugt: „Wir brauchen eine Kombination aus Batterie- und Wasserstofftechnologie auf den Straßen. Eine Energieart allein wird nicht ausreichen, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen“.
Quelle: dpa