Die Europäische Zentralbank senkt den Leitzins im Euroraum erneut.
Quelle: ZDF/Thomas Dewald
Es ist bereits die fünfte Zinssenkung, seit die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde im Juni 2024 die Zinswende eingeleitet haben.
Ein Blick hinter die Kulissen bei der EZB-Präsidentin Christine Lagarde.12.09.2024 | 9:37 min
Für Sparer ist der Einlagenzins wichtig. Zum Hauptrefinanzierungssatz können sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen. Der Spitzenrefinanzierungssatz dient Geschäftsbanken zur kurzfristigen Beschaffung von Geld. Vorrangiges Ziel der Zentralbanken ist es, ein stabiles Preisniveau mit einer niedrigen Inflationsrate sicherzustellen.
Die EZB strebt dafür ein Inflationsziel von zwei Prozent in der mittleren Frist an. Um die Inflationsrate bei einer vorgegebenen Zielgröße zu halten, kann die Zentralbank die Leitzinsen anheben („restriktive Geldpolitik“) oder auch senken („expansive Geldpolitik“).
Quelle: Glossar des Bundesfinanzministeriums, AFP
Weniger Zinsen für Sparer
Die neue Senkung der Leitzinsen hat Folgen für Sparer: Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für bei der EZB geparkte Gelder, senken sie die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kundschaft. Die Zinsen für bundesweit verfügbare zweijährige Festgelder fielen Ende Januar auf im Schnitt 2,24 Prozent, wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. Das sei der tiefste Stand seit zwei Jahren. Auch die Tagesgeldzinsen sanken demnach: auf im Mittel 1,56 Prozent bei bundesweit aktiven Banken.
Die EZB senkt nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können: von 3,15 auf 2,9 Prozent. Niedrigere Leitzinsen stützen tendenziell die Wirtschaft: Kredite werden erschwinglicher, Firmen und Privatleute – etwa Hausbauer – kommen günstiger an Finanzierungen. So sind die Bauzinsen in den vergangenen Monaten etwas gefallen.
Nächste Zinsentscheidung Anfang März
Der weitere Kurs der Fed ist offen. In der Euro-Zone rechnen die Finanzmärkte mit einer Fortsetzung des Zinsstakkatos. Die EZB erklärte zu ihrem künftigen Kurs, diesen von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängig zu machen. „Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest“, hieß es. Die nächste Zinsentscheidung steht Anfang März in Frankfurt an.
Der EZB macht vor allem die unsichere konjunkturelle Lage im Euroraum zu schaffen. Die Notenbank rechnet nach den jüngsten Prognosen ihrer Volkswirte damit, dass sie ihr Inflationsziel von 2,0 Prozent im ersten Halbjahr nachhaltig erreichen wird. Im Dezember lag die Rate noch bei 2,4 Prozent.
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Trübe Konjunkturaussichten
Doch die trüben Konjunkturaussichten für den Euroraum treiben die Währungshüter um. Dem EU-Statistikamt zufolge trat die Wirtschaft im Euroraum von Oktober bis Dezember auf der Stelle. Für das Gesamtjahr 2024 ergab sich ein Plus von 0,7 Prozent. Belastet hat vor allem die Dauerflaute in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland. Hier schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt sowohl im vierten Quartal als auch 2024 insgesamt um 0,2 Prozent.
Ein großer Unsicherheitsfaktor für die EZB ist auch die künftige Zollpolitik von US-Präsident Trump. Höhere Zölle könnten zu Handelskonflikten führen, was die europäische Wirtschaft zusätzlich dämpfen und auch die Inflation nach oben treiben könnte.
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Quelle: dpa
Quelle: Reuters, dpa