Während ihres Design-Studiums kam Alina Eynck die Idee zu neuartigen Dildos. Doch erst acht Jahre später wurde daraus ein Business.

Sextoys wie Dildos oder Anal-Plugs sind meist aus Silikon. An Porzellan dürften die wenigsten denken, wenn es um das Liebesspiel geht. Doch die Gründerin Alina Eynck schwärmt für das Material. Sie verkauft Sextoys aus Porzellan über ihren Onlineshop Porzelina. Das Produkt sei unter anderem bruchfest, schadstofffrei, gleitfreudig, hautfreundlich, wassertauglich, passe sich der Temperatur etwa in der Badewanne schnell an und erlaube ergonomische Formen, schwärmt Eynck. Nur kurz nach der Gründung wurde ihre Sexspielzeug-Produktlinie mit dem Red Dot Design Award und dem German Designaward ausgezeichnet.
Ein Dildo von Eyncks Startup kostet mindestes 190 Euro und damit meist mehr als bei der Konkurrenz Amorelie, Eis, Fun Factory und Co. Der Grund: Die vier verschiedenen Sextoys aus der Produktreihe entstehen in aufwendiger Handarbeit. Das besondere Material wird dabei in mehreren Schritten bei Temperaturen um die 1.000 Grad Celsius und mehr gebrannt.
Seit kurzem befinden sich im Shop von Porzelina auch Porzellan-Sextoys, die mit 24 Karat Gold veredelt sind. Damit will Eynck den Fokus ihres Startups auf den Premium-Markt setzen. Und das kostet auch: Zwischen 2.000 und 4.000 Euro müssen Kunden dafür zahlen. Neben dem eigenen und Online-Shops Dritter setzt die Gründerin auf den Verkauf in stationären Läden, unter anderem in Berlin und Köln.
Für die ersten Produkte setzte Eynck auf zwei Porzellan-Manufakturen in Bayern. „Die stellen ansonsten beispielsweise Engel-Figuren aus Porzellan her“, erzählte die 28-Jährige im Gespräch mit Gründerszene kurz nach dem Start. Probleme, auch Sexspielzeug herzustellen, hätten die Bayern damals nicht gehabt. Inzwischen kümmert sich ein anderes Unternehmen um die Produktion.

„Ich dachte, als Designerin darf ich keine Sextoys machen“
Eynck ist mit ihrem Onlineshop im Sommer 2022 gestartet. Doch die Idee, Dildos aus Porzellan herzustellen, sei ihr bereits acht Jahre zuvor, während ihres Produktdesign-Studiums gekommen, sagt sie.
Sie sei davon fasziniert gewesen, ließ die Idee dann aber fallen. Sie habe Angst gehabt, stigmatisiert zu werden. „Meine Befürchtung war, dass mein Portfolio nicht divers genug oder zu frivol ist, wenn es nur aus Sextoys besteht“, so die Gründerin. „Ich dachte, dass ich als professionelle Designerin kein Sexspielzeug machen darf.“
Doch richtig los habe sie der Gedanke der Porzellan-Dildos nie gelassen. Während ihres Master-Studiums für Produktdesign und Prozessentwicklung habe sich herausgestellt, dass man ihre Idee als echtes Produkt professionell angehen könne. Das war 2021 auch Thema ihrer Masterarbeit. Anschließend startete sie den Gründungsprozess. Unterstützt worden sei sie dabei unter anderem von der TH Köln, wo sie ihren Master machte. Zuvor lernte sie die Branche als Praktikantin und Werkstudentin bei Fun Factory in der Produktentwicklung kennen.
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Gründerin arbeitete lange allein an ihrem Startup
Als Firma hinter dem Porzelina-Shop fungiert die Majursa UG aus Krefeld. Lange Zeit leitete Eyck das Startup als Ein-Frau-Betrieb. Freunde und Familie hätten ausgeholfen, doch den Großteil der Arbeit – nach eigenen Angaben deutlich mehr als eine klassische 40-Stunden-Woche – sei bei der Gründerin. Inzwischen hat sie personelle Unterstützung unter anderem im Marketing.
Finanziert wurde die Firma neben den Umsätzen über ein Gründerstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Wirtschaftsministerium finanziert damit „innovative Ideen“ bis zu ein Jahr lang mit 1.000 Euro im Monat. Beim Anschieben der ersten Umsätze dürfte geholfen haben, dass Eynck und Porzelina nach dem Start einen Artikel in der Bild-Zeitung erhielt (gehört wie Business Insider und Gründerszene zum Verlag Axel Springer).
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