Die Bundesregierung will 166 Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren. Ziel ist es, vor allem marode Bahnstrecken und Autobahnbrücken zu sanieren – das hat auch Folgen für Reisende.
Deutschlands marodes Bahnnetz soll in den kommenden Jahren deutlich modernisiert werden. Die Bundesregierung plant, bis 2029 rund 107 Milliarden Euro in die Schiene zu investieren. Das ist Teil eines umfassenden Infrastrukturpakets von insgesamt 166 Milliarden Euro, das auch Autobahnbrücken und Wasserstraßen umfasst und heute vom Kabinett gebilligt wurde.
Bahn soll digitaler werden
„Wir alle werden uns an noch mehr Baustellen gewöhnen müssen“, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Im Mittelpunkt stehen Sanierung und Erhalt bestehender Strecken und Brücken.
Auch die Digitalisierung der Bahn soll mit Milliarden gefördert werden – unter anderem durch modernere Stellwerke und das europäische Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System). Dieses sorgt unter anderem dafür, dass Züge miteinander kommunizieren und dichter hintereinanderfahren können.
Deutsche Bahn erfreut über zusätzliche Gelder
Rund 52 Milliarden Euro sollen in Bundesstraßen fließen, weitere acht Milliarden in Wasserwege. Das Ministerium will die Verkehrsinvestitionen damit gegenüber dem Zeitraum 2020 bis 2024 um etwa 60 Prozent steigern. Finanziert werden soll das vor allem über das neue Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz, das mit bis zu 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre dotiert ist.
Die Deutsche Bahn zeigte sich erfreut über die zusätzlichen Mittel: Man begrüße den „neuen finanziellen Maßstab“, so eine Sprecherin. Für eine langfristige Planung brauche es jedoch über 2027 hinaus stabile Zusagen. „Nur so können die notwendigen Kapazitäten, zum Beispiel bei Menschen und Maschinen, frühzeitig aufgebaut werden.“
Wird die Bahn langfristig wieder pünktlicher?
Die von der Bundesregierung nun angekündigten 107 Milliarden Euro für die Schiene liegen Informationen der Nachrichtenagentur dpa zufolge zwar rund 29 Milliarden über den Planungen der Vorgängerregierung – jedoch noch 18 Milliarden unter dem angemeldeten Bedarf.
Konkret plant die Bahn die Generalsanierung von über 40 besonders belasteten Strecken. Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim war 2023 der erste Abschnitt – in diesem Jahr ist die Strecke Hamburg-Berlin dran. Die Bahn will die Generalsanierungen bis Mitte der 2030er Jahre abschließen, das ursprüngliche Zieljahr 2031 gilt als nicht mehr haltbar.
Minister Schnieder kündigte an, bis zum Spätsommer eine neue Bahnstrategie vorzulegen. Neben Sanierungen soll künftig auch verstärkt neu gebaut werden – auf der Schiene wie auf der Straße. Die Baustellen könnten für Reisende vorerst Einschränkungen bedeuten, langfristig aber für mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sorgen.
Bahn will weitere 100 Bahnhöfe modernisieren
Die Bahn kündigte unterdessen an, in diesem Jahr weitere rund 100 Bahnhöfe umfassend zu modernisieren und zu sogenannten „Zukunftsbahnhöfen“ umzubauen. Dabei würden die Stationen nach einheitlichen Kriterien komplett neugestaltet, teilte die Bahn mit. Das betreffe etwa die Zug-Informationen und Wegeleitungen. Neue Ordnungssysteme sollen für eine bessere Verteilung am Gleis sorgen.
Zudem gehe es um eine modernere Ausstattung und barrierefreie Gestaltung der Bahnhöfe, hieß es. 40 von ihnen seien bereits entsprechend umgebaut worden. Die Modernisierung der Bahnhöfe ist Teil des Sanierungsprogramms S3, mit dem die Deutsche Bahn in den kommenden Jahren wieder pünktlicher, zuverlässiger und finanziell stabil werden will.