Die Plattform X zeigt künftig an, in welchem Land oder welcher Region ein Account ansässig ist – sichtbar im neuen Bereich „Über diesen Account“.
Ziel der Änderung ist mehr Transparenz über die Herkunft von Nutzerkonten – besonders in Zeiten von Fake-Profilen und Desinformation.
Am Samstag wurde die Funktion für einige Accounts vorübergehend deaktiviert, da die Daten laut X nicht bei allen Nutzern zuverlässig waren.
X, die Plattform von Tech-Milliardär Elon Musk, sorgte am Wochenende erneut für Aufregung.
Auslöser war ein Beitrag von Nikita Bier, dem Produktchef von X, der am Samstag verkündete, dass die Plattform eine neue Funktion eingeführt habe, die für mehr Transparenz sorgen solle: eine „Über diesen Account“-Seite. Diese zeigt unter anderem an, in welchem Land oder welcher Region ein Nutzerkonto angesiedelt ist. Die Pläne für dieses Feature hatte das Unternehmen bereits im Oktober angekündigt.
„Das ist ein wichtiger erster Schritt, um die Integrität des globalen Marktplatzes zu sichern. Wir werden noch viele weitere Möglichkeiten schaffen, damit Nutzer die Echtheit von Inhalten auf X besser einschätzen können“, schrieb Bier auf X.
Lest auch
X-User: Neue Informationen sind „erzwungenes Doxxing“
Allerdings waren nicht alle begeistert von der Idee, den Ursprung ihres Accounts offenzulegen. Nutzer in Ländern mit eingeschränkter Meinungsfreiheit könnten dadurch politischen Repressalien ausgesetzt sein. Einige bezeichneten das Feature als „erzwungenes Doxxing“ – also das gezielte Veröffentlichen persönlicher Informationen über eine Person, ohne deren Zustimmung.
Andere wiesen darauf hin, dass die Angabe ungenau sein könne – zum Beispiel, wenn ein Nutzer beim Erstellen des Accounts ein VPN aus einem anderen Land genutzt habe.
Noch am Samstag entfernte X daraufhin die Herkunftsangaben für einige Accounts. Bier erklärte, die Daten seien „nicht zu 100 Prozent korrekt“ gewesen – besonders bei älteren Accounts – und dass die Funktion „bis Dienstag zurückkehren“ solle. Fünf Stunden später postete er erneut: „Ich brauche einen Drink.“
Kurz darauf begannen X-Nutzer damit, die neuen Account-Infos ihrer Online-Rivalen durchzuklicken – auf der Suche nach Widersprüchen oder Skandalen.
Lest auch
Fan-Account von Donald Trump kommt wohl aus Bangladesch
So schien etwa der Account Maga Nation mit rund 400.000 Followern, der sich selbst mit dem Slogan „America First“ beschreibt, laut dem neuen Feature in einem osteuropäischen Nicht-EU-Land angesiedelt zu sein.
Ein weiterer Account namens America First – erstellt im März, knapp 70.000 Follower, mit Posts wie „Daumen hoch, wenn du ein Trump-Fan bist, der Gott liebt“ – scheint seinen Ursprung in Bangladesch zu haben. Und solche Beispiele gibt es einige.
Einige Nutzer begannen natürlich sofort damit, Memes zu erstellen.
Es dürfte kaum überraschen, dass viele Accounts womöglich nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Gefälschte Profile, Desinformation und koordinierte Kampagnen zur Spaltung der Gesellschaft sind schon lange ein Problem auf X und anderen sozialen Netzwerken – und mit dem Aufkommen von KI hat sich die Bedrohung weiter verschärft.
Der Account Maga Nation hat sich zu seinem Standort bisher nicht geäußert und postet weiterhin fleißig. Seit seiner Erstellung im April 2024 hat der Account laut X seinen Namen bereits fünfmal geändert. In einem der neuesten Beiträge fragt das Konto seine Follower, ob die ehemalige US-Präsidentschaftskandidatin und Donald-Trump-Konkurrentin Hillary Clinton verhaftet werden sollte. Die Betreiber des Accounts waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
