Deflation in der Weihnachtsbäckerei: Die Preise für wichtige Backzutaten sind zuletzt drastisch gefallen. Woran das liegt – und warum das nicht für alle eine gute Nachricht ist.
Vanillekipferl, Zimtsterne, Engelsaugen – in vielen Haushalten läuft jetzt der Ofen heiß. Beim Weihnachtsbacken können sich die Verbraucherinnen und Verbraucher über günstigere Zutaten freuen: Während die Inflation bei Nahrungsmitteln generell immer noch hoch ist, sind die Preise für Zucker, Weizenmehl und Butter in den vergangenen Monaten teils drastisch gefallen.
Angebotsüberschuss bei Weizen
So hat sich etwa der Weizenpreis auf den Weltmärkten seit dem Rekordhoch im Jahr 2022 mehr als halbiert. Binnen Jahresfrist liegt die Getreidesorte über elf Prozent im Minus.
Und die Preise könnten noch ein Stück weiter sinken: Laut der neuesten Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums weist der Weizenmarkt für das Erntejahr 2025/2026 nämlich einen Angebotsüberschuss von zehn Millionen Tonnen auf.
Zuckerpreis auf Fünf-Jahres-Tief
Noch dramatischer stellt sich die Lage bei Zucker dar: Der globale Zuckermarkt steckt in einer tiefen Krise, der Rohzuckerpreis ist zuletzt auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen. Allein im Vergleich zum Vorjahr liegt der Rohstoff über 30 Prozent im Minus. Verantwortlich für diesen historischen Absturz ist ein massiver Angebotsüberschuss.
Die Internationale Zuckerorganisation (ISO) prognostiziert für 2025/26 einen globalen Überschuss von 1,63 Millionen Tonnen Zucker. Dafür sind in erster Linie zwei Länder verantwortlich: Brasilien, der weltgrößte Zuckerprozent, fährt seine Produktion auf Rekordniveau hoch. Und auch der zweitgrößte Produzent Indien dürfte den Weltmarkt mit Zucker fluten.
Südzucker mit massivem Gewinneinbruch
Für die Bauern und Produzenten hierzulande sind das wahrlich Hiobsbotschaften. Wie prekär die Lage ist, zeigt dabei ein Blick in die Geschäftsbücher des größten europäischen Zuckerproduzenten: Die Südzucker AG mit Sitz in Mannheim fuhr im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2025/2026 einen Verlust von 60 Millionen Euro ein – nach einem Gewinn von 161 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Unterdessen hat der zweitgrößte deutsche Zuckerkonzern auf das Zucker-Überangebot bereits reagiert: Die Nordzucker AG in Braunschweig hält ihre Rübenbauern und -bäuerinnen an, die Anbaufläche im kommenden Jahr zu verringern. Das sei eine wirksame Maßnahme, um den hiesigen Zuckermarkt zu entlasten.
Erzeugerpreise für Butter und Zucker deutlich fallen
Doch ob das reicht, um den Preis zu stützen, muss sich noch zeigen. Aktuell zeigt der Preistrend für Zucker jedenfalls auch in Deutschland weiter nach unten. Das verrät ein Blick auf die jüngsten Erzeugerpreise in Deutschland. Danach war Zucker im Oktober – entgegen dem allgemeinen Trend bei Nahrungsmitteln – 18,3 Prozent billiger als ein Jahr zuvor.
Den größten Preisabschlag verzeichnete allerdings Butter mit einem Minus von 21,8 Prozent. Auch hier gibt es ein Überangebot, wurde in Deutschland und der EU im Herbst 2025 doch mehr Milch erzeugt als im Vorjahr. Ein weiterer Grund für die sinkenden Preise ist der höhere Fettgehalt in der Rohmilch. Dadurch wird für die Butterproduktion weniger Milch benötigt.
Für die Verbraucher sind die fallenden Erzeugerpreise für Butter und Zucker gute Nachrichten: In der Statistik werden die Preise für Produkte von Herstellern geführt, bevor sie etwa in den Groß- und Einzelhandel kommen. Sie sind deshalb ein früher Signalgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise.
Discounter senken Preise
Tatsächlich kommen die Preissenkungen der vergangenen Monate nun auch zunehmend bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an: In der vergangenen Woche setzten die großen Discounter die Verkaufspreise für Butter und andere Milchprodukte erneut zum Teil deutlich herab.
So kosten 250 Gramm der günstigsten Markenbutter bei Aldi und Lidl nun 1,29 Euro nach zuvor 1,39 Euro. Zum Vergleich: Im Oktober vergangenen Jahres hatte der Butterpreis im Einzelhandel noch einen Höchststand von 2,39 Euro erreicht.

