Fast die Hälfte der Menschen ab 60 Jahren bewertet die eigenen Digitalkenntnisse als schlecht, sie fühlen sich oft abgehängt. Bildungsangebote für ältere Menschen können helfen.
Eigentlich kennt sich Martina Wältermann ganz gut aus in der digitalen Welt. Regelmäßig besucht sie in Herne Veranstaltungen des Computerclubs für Senioren. „Aber selbst ich habe immer noch Bedenken und Ängste, und vieles traue ich mich dann auch nicht“, so die 75-Jährige.
Sie habe Angst, gehackt zu werden oder Fehler zu machen, die ihr erst hinterher auffallen. „In manchen Sachen bin ich dann eben noch sehr unsicher, zum Beispiel, wenn ich ein Flugticket online buchen soll“, sagt Wältermann.
Hilfe bei Online-Banking oder Terminbuchung
Im Computerclub trifft sie ältere Menschen, denen es ähnlich geht. Die Kursleiterinnen und Kursleiter helfen ihnen zum Beispiel beim Online-Banking oder bei der Terminbuchung im Netz. „Die Leute rufen bei uns an und sagen, sie haben ein Smartphone von der Tochter oder vom Sohn geschenkt bekommen, das wird kurz eingerichtet, und dann werden sie alleine gelassen“, sagt Hans-Jürgen Klugstedt, der den Computerclub leitet.
Dieter Kischkel hat sich gerade erklären lassen, wie er online eine Fahrkarte kaufen kann. Der 75-Jährige hat früher als Elektroniker gearbeitet. Technik sei ihm also nicht fremd, und doch komme er im Alltag immer wieder an seine Grenzen. „Dann steht man da und ärgert sich. Man ist irgendwie abgehängt, man fühlt sich abgehängt“, sagt Kischkel.
Meinungsforscher spricht von Ausgrenzung
Was ältere Menschen angesichts der fortschreitenden Digitalisierung erleben, beschreibt der Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner als Ausgrenzung. Im Auftrag des Telekommunikationsunternehmens Deutsche Glasfaser haben sein Meinungsforschungsinstitut Mentefactum und das Unternehmen Media Tenor die Deutschen zu ihren Digitalkenntnissen befragt.
In der Altersgruppe ab 60 schätzen danach 45 Prozent der Befragten ihre eigenen Digitalkenntnisse als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“ ein. In den jüngeren Altersgruppen fallen die Ergebnisse deutlich besser aus. „Technik allein reicht nicht, man muss die Bürger – und gerade die Älteren – auch mitnehmen“, sagt Schöppner.
Geduld als Schlüssel zum Erfolg
Im Computerclub im nordrhein-westfälischen Herne gelingt es, ältere Menschen an digitale Medien heranzuführen. Der Schlüssel zum Erfolg sei Geduld, man müsse die Dinge sehr oft wiederholen, erklärt Kursleiterin Gudrun Neuhaus. „Wir machen also kleine Schritte und erklären viele Dinge ganz, ganz oft neu, immer wieder aufs Neue.“
Die Vermittlung von Digitalkenntnissen ist dabei auch ein Balanceakt. Einerseits versuchen die Kursleiter, älteren Menschen die Angst vor dem Internet zu nehmen. Andererseits weisen sie aber auch immer wieder auf die Gefahren hin, die damit verbunden sind, wenn es zum Beispiel um Betrugsmaschen geht.

