Nach der neuen Förderung für Elektro- und Hybrid-Neuwagen könnte erstmals auch ein Zuschuss für gebrauchte E-Autos kommen. Doch ab wann lohnt sich ein Elektrofahrzeug wirklich?
Das Bundesumweltministerium erwägt, auch den Kauf von gebrauchten E-Autos mit einer Prämie zu fördern. „Wir werden auch Regelungen für Gebrauchtwagen vorschlagen“, sagte eine Sprecherin gegenüber dem SWR. Die Prüfung der möglichen Reglungen erfordere allerdings noch Zeit, weswegen noch kein konkreter Zeitpunkt für die Einführung feststehe. Sollte die Prämie kommen, würden erstmals auch Käufer von gebrauchten Elektroautos von staatlichen Zuschüssen profitieren.
Bei der Prämie für Gebrauchte müsse sichergestellt werden, dass Verkäufer die Zuschüsse auch an die Käufer weitergeben, so die Sprecherin. Zudem sollen neue Käufe gefördert werden, nicht ohnehin geplante. Bei Gebrauchtwagenkäufen müssten voraussichtlich andere Einkommensgrenzen gelten als bei der kürzlich beschlossenen Förderung für neue E-Autos und Hybride.
Neue Regeln für Neuwagen-Förderung
Der schwarz-rote Koalitionsausschuss hat kürzlich eine Prämie für den Kauf und das Leasing neuer Elektroautos und Plug-In-Hybride beschlossen. Die Förderung von mindestens 3.000 Euro richtet sich an „Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen“. Die obere Einkommensgrenze liegt bei 80.000 Euro. Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 3.000 Euro erhalten einen weiteren Zuschuss von 1.000 Euro. Auch wenn im Haushalt Kinder leben, gibt es mehr Geld. Maximal werden beim Autokauf 5.000 Euro staatlich gefördert.
Die Neuwagen-Förderung ist laut Koalition sozial gestaffelt. Ziel sind Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen. Tatsächlich fielen laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2024 deutlich mehr als zwei Drittel der Haushalte in Deutschland unter die Einkommensgrenze von 80.000 Euro. Die Hälfte aller Haushalte fällt außerdem in die Gruppe mit „besonders niedrigem Einkommen“ von monatlich unter 3.000 Euro netto.
Sehr viele Haushalte in Deutschland könnten die neue E-Auto-Förderung für Neuwagen folglich nutzen. Laut Sozialbericht 2024 der Bundeszentrale für politische Bildung sinkt allerdings die Zahl der Autobesitzer mit niedrigerem Einkommen. Ein Fazit des Berichts: Wer wenig Geld hat, kauft seltener ein Auto. Der Kaufpreis ist dann entscheidend.
Förderung gleicht Kaufpreis zwischen E-Auto und Verbrenner an
Eine aktuelle Datenanalyse des SWR Data Lab zeigt, dass die neue E-Auto-Förderung erstmals Preisunterschiede in kleineren Autoklassen zwischen E-Antrieb und Verbrenner angleichen könnte.
Die Daten zeigen: Die Prämie reicht nicht aus, um E-Autos in der Regel zur günstigsten Option zu machen. Besonders die preiswerteren Klein- und Kompaktwagen sind als Benziner oft am günstigen. Die E-Auto-Förderung von Neuwagen könnte hier also ihr Ziel verfehlen.
Der exklusive E-Auto-Rechner der SWR-Datenjournalisten zeigt, wann sich ein E-Auto im Vergleich zu einem Verbrenner lohnt. Eine Rollen spielen dabei Kaufpreis, Strompreis, Fahrleistung, Modell und Nutzungsdauer – je nach persönlicher Lebenssituation. Den Rechner ist abrufbar unter www.swr.de/E-Auto-Checker.
Wie sehr hilft die Förderung dem Klima?
Die neue Förderhöhe entspricht ungefähr dem einst effektiven, jedoch abrupt gestoppten Umweltbonus aus dem Jahr 2023. Dieser Bonus brachte damals nachweislich mehr E-Autos auf die Straßen. Am 1. Januar 2025 fuhren in Deutschland etwa 1,7 Millionen Elektroautos, was 3,3 Prozent der Gesamtflotte ausmacht.
Mit drei Milliarden Euro Förderbudget lassen sich je nach Förderhöhe 600.000 bis eine Million E-Autos subventionieren. Setzte man das neue Förderbudget sofort ein und ließe alle neu gekauften Elektroautos zu, stiege der E-Anteil der deutschen Autoflotte auf 5,8 Prozent. Deutschland läge dann – theoretisch – im europäischen Vergleich nicht mehr im Mittelfeld, sondern auf Platz 3. Das Klimaziel, bis 2030 rund 15 Millionen E-Autos auf der Straße zu haben, bleibt dennoch fern.
Martin Doppelbauer, Professor für Hybride und Elektrische Fahrzeuge am Karlsruher Institut für Technologie, begrüßt die Maßnahme grundsätzlich, kritisiert jedoch: „Kritisch sehe ich, dass wieder Plug-In-Hybride dabei sind und keine Förderung von Gebrauchtfahrzeugen geplant ist.“ Eine Unterstützung wie sie das Bundesumweltministerium vorschlagen möchte, sei vor allem für „junge Gebrauchte“ aus Firmenbesitz sinnvoll. Damit würde der günstigere Gebrauchtwagenmarkt für Menschen mit geringerem Einkommen attraktiver.
