Ukrainische Spezialeinheiten setzen auf leichte Buggys für Einsätze in Frontnähe.
Die Fahrzeuge sind schnell und wendig, was sie für die Missionen der Elitetruppen nützlich macht.
Die Buggys bieten kaum äußeren Schutz, was sie anfällig für Angriffe macht.
Die ukrainischen Eliteeinheiten setzen auf leichte Buggys, um sich schnell entlang der Frontlinien zu bewegen. Sie verlassen sich dabei auf Geschwindigkeit und Wendigkeit, um riskante Einsätze durchzuführen.
Diese Angriffsfahrzeuge verfügen kaum über äußeren Schutz, was sie schutzlos und anfällig für russische Drohnenangriffe macht – doch das ist der Preis für Flexibilität im Kampf.
Zwei Soldaten des 4. Ranger-Regiments der Ukraine, einer Spezialeinheit nach dem Vorbild ihrer US-Pendants, berichteten BUSINESS INSIDER (BI), wie sie in der Nähe der Front in ihren Buggys unter russisches Drohnenfeuer gerieten.
Lest auch
Beide Angriffe, die in den vergangenen Monaten in der nordöstlichen Region Sumy stattfanden, hätten zu Verletzten geführt, so die beiden Spezialisten. Aus Sicherheitsgründen dürfen nur ihre Rufnamen genannt werden.
Im September fuhren Khyzhak und zwei weitere Soldaten nach einem Einsatz zur Basis zurück, als eine russische FPV-Drohne („First-Person-View“) hinter ihrem Buggy auftauchte und das Fahrzeug zu verfolgen begann.
Khyzhak sagte, sein Fahrer sei der russischen Drohne im letzten Moment geschickt ausgewichen. Sie detonierte wenige Meter entfernt am Straßenrand. Die Ukrainer, die mit knapper Not überlebten, sprangen aus dem Buggy. Einer der Soldaten landete unglücklich und brach sich das Bein.
Drohnen verletzten mehrere ukrainische Soldaten
Zwei Monate zuvor, im Juli, waren Drago und mehrere andere Soldaten in einem Buggy unterwegs, als sie von einem massiven Schwarm russischer FPV-Drohnen angegriffen wurden. So viele, dass ihre winzigen Propeller den ganzen Himmel „laut“ hätten klingen lassen.
Drago sagte, sein Buggy sei getroffen worden und Splitter der Explosion verletzten seine linke Hand und sein Becken. Dann geriet ein weiterer ukrainischer Buggy, der zu Hilfe kam, unter Drohnenbeschuss. Mehrere Soldaten des 4. Ranger-Regiments fanden sich in dem großangelegten Angriff wieder.
Lest auch
Khyzhak vermutete, dass die russischen Drohnenpiloten möglicherweise gezielt die ukrainischen Buggys angreifen, weil diese Fahrzeuge dafür bekannt sind, Elitetruppen zu transportieren. Diese Kräfte sorgen hinter den feindlichen Linien für Unruhe.
In seinem Fall habe die russische Drohne auf kein anderes Fahrzeug in der Nähe reagiert, sagte er. Drago berichtete jedoch, dass die Konzentration russischer Drohnen bei seinem Angriff extrem hoch war. Die Piloten griffen alles an, was sie konnten, darunter Quads und gepanzerte Mannschaftstransporter. Obwohl mehrere Buggys bei dem Angriff erfasst wurden, sagte Drago, es sei schwer zu sagen, ob sie vorrangige Ziele waren.
Es ist unklar, inwieweit die Angriffe auf Buggys einen breiteren Trend widerspiegeln. Das russische Verteidigungsministerium und die russische Botschaft in den USA reagierten nicht unmittelbar auf eine Anfrage von BI.
Geschwindigkeit statt Panzerung
Der Buggy ist ein vierrädriges Fahrzeug mit praktisch keinem äußeren Schutz. Er gehört zu den leichten Fahrzeugen, die im Konflikt für Infanterieangriffe, schnelle Bewegungen und andere spezialisierte Einsätze genutzt werden, neben Quads, Motorrädern und sogar Elektrorollern.
Diese Buggys können auch Logistikeinsätze fahren – Munition an die Front bringen oder verwundete Soldaten evakuieren. Die ukrainische Verteidigungsindustrie hat signalisiert, dass sie diese in Massenproduktion herstellen will.
Lest auch
Die US Army zeigt bemerkenswertes Interesse an etwas sehr Ähnlichem: dem Infantry Squad Vehicle, einem leichten Kampffahrzeug im Buggy-Stil. Die Streitkräfte wollen Geschwindigkeit und Flexibilität Vorrang vor schwerfälliger Panzerung geben.
Anders als gepanzerte Fahrzeuge sehen die in der Ukraine eingesetzten Buggys eher wie militarisierte Golfwagen aus. Ihre Hauptvorteile sind jedoch Geschwindigkeit, Wendigkeit und Geländegängigkeit, die den Zugang zu Gebieten ermöglichen, die andere Fahrzeuge nicht erreichen können, sowie eine Chance, Drohnen auszuweichen – auch wenn diesen schwer zu entkommen ist. Diese Eigenschaften sind besonders nützlich für Spezialeinheiten, die während ihrer Einsätze versuchen, unauffällig zu bleiben.
Khyzhak kam vor fast zwei Jahren zu den ukrainischen Spezialeinheiten und kommandiert eine kleine Einheit. Er sagte, er sei bereits früher im Krieg der Bedrohung durch russische Drohnen ausgesetzt gewesen, während er in amerikanischen Humvees oder Bradley-Schützenpanzern unterwegs war.
Drohnen beherrschen das Schlachtfeld
Der Beinahe-Treffer im September war jedoch das erste Mal, dass er einen russischen Drohnenangriff erlebte, während er in einem Buggy fuhr.
Ukrainische Vertreter haben erklärt, dass Angriffsdrohnen mittlerweile einen Großteil der Ziele auf dem Schlachtfeld zerstören. Das macht groß angelegte mechanisierte Angriffe mit gepanzerten Fahrzeugen für beide Seiten deutlich schwieriger.
Lest auch
Die wachsende Bedrohung durch Drohnen hat die Ukraine und Russland dazu gebracht, kleinere, leichtere und schnellere Fahrzeuge als Alternativen zu traditionelleren Systemen wie Panzern anzuschaffen und einzusetzen.
Mindestens 14.000 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge wurden in diesem Krieg zerstört, so die Open-Source-Intelligence-Plattform Oryx, die Ausrüstungsverluste auf beiden Seiten erfasst. Viele Systeme wurden von Drohnen ausgeschaltet.
Der verstärkte Einsatz leichter Fahrzeuge für Kampf- und Logistikeinsätze unterstreicht, wie sich die Ukraine und Russland an die Bedrohung durch Drohnen anpassen, die entlang der gesamten Frontlinie das Schlachtfeld beherrschen.
Lest den Originalartikel auf Business Insider US.
