Die US-Wirtschaft wird stärker als andere vom Konsum angetrieben. Doch mittlerweile machen sich Trumps Zölle durch gestiegene Preise bemerkbar. Das trifft jetzt das Weihnachtsgeschäft.
Er steht wie eine Eins, nadelt nicht und ist bereits mit fertig montierten Kerzen erhältlich: Mehr als 80 Prozent der US-amerikanischen Haushalte ziehen deshalb einen künstlichen Weihnachtsbaum einem echten vor – so behauptet es die American Christmas Tree Association. Doch dieses Jahr kosten künstliche Tannen zehn bis 15 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Das sagt Mac Harmon im Sender NPR. Seine Firma Balsam Hill verkauft Weihnachtsschmuck aller Art.
„In der Weihnachtsindustrie kommen seit jeher 90 Prozent der Dekorationsartikel aus China“, erklärt Harmon. Das hänge, weil sie in Asien hergestellt würden, aber nicht an ihren Produktionskosten – die seien nicht wirklich gestiegen. „Sondern es sind nur die Zölle, die wir an die US-Regierung zahlen, um diese Artikel ins Land zu bringen.“
Zölle so hoch wie seit 90 Jahren nicht
Anfang April kündigte Präsident Donald Trump Einfuhrsteuern auf Waren aus praktisch jedem Land der Welt an. Seitdem ist viel passiert: Je nach Lust und Laune setzte Trump einzelne Zölle hoch und runter – und wieder hoch und wieder runter. „Es gab unheimlich viel Drama und Verwirrung und Unsicherheit und Seifenopern. Unter dem Strich aber sind wir wieder bei den Zöllen, die der Präsident ursprünglich angekündigt hatte, mit ein paar Änderungen“, sagt Justin Wolfers, Wirtschaftswissenschaftler an der University of Michigan.
Bei Trumps Amtsantritt betrug der durchschnittlich zu zahlende Zollsatz etwa zwei Prozent. Jetzt liegt er bei rund 17 Prozent – und ist damit so hoch wie seit 90 Jahren nicht mehr. Das hat Folgen. „Die Unternehmen haben bisher mehr als die Hälfte der Zölle auf Konsumartikel nicht an die Verbraucher weitergegeben, sondern sie ließen ihre Margen schrumpfen“, erklärt Gary Hufbauer vom Institut PIIE. Das könne nicht ewig so weitergehen. „Sondern schon jetzt, in der Vorweihnachtszeit, erleben wir steigende Preise.“
Haushalte müssen mehr bezahlen
Im Schnitt läuft das auf eine Mehrbelastung je Haushalt in Höhe von etwa 1.700 Dollar im Jahr hinaus. Was Trump im Frühjahr über die Folgen seiner Zollpolitik für die Verbraucher sagte, erweist sich nun als Prophezeiung:
Vielleicht bekommen die Kinder nur zwei Puppen statt 30. Und vielleicht kosten die zwei Puppen ein paar Dollar mehr als sonst.
Dabei lieben es die Amerikaner zu shoppen. Etwa 70 Prozent der Wirtschaft hängt vom Konsum ab. In Deutschland sind es nur etwa 50 Prozent.
Keine Rückkehr der Produktion in die USA
Und wenn Mac Harmon seine künstlichen Weihnachtsbäume mit den bunten Birnchen einfach in Amerika herstellen würde, um die Zölle zu vermeiden? Der Firmenchef winkt ab. Die Produktion sei ein „mühsamer“ Prozess. „Da benutzt man Kabelbinder und Klammern, damit die Lämpchen aufrecht stehen. Schon vor mehr als 30 Jahren, als jemand die Idee hatte, Tannen mit fertig montierten Kerzen anzubieten, haben die amerikanischen Arbeiter abgewunken und gesagt: ‚Das mache ich nicht.'“
Das produzierende Gewerbe kehrt also wegen der Zölle nicht nach Amerika zurück, wie Trump es versprochen hatte. Das sagt auch Wirtschaftsexperte Wolfers: „Die Beschäftigungszahlen in diesem Sektor sinken. Das ist nicht neu, sondern es passiert seit mehr als einem halben Jahrhundert. Wir sind ein Land, das sich deindustrialisiert.“ Gleichzeitig würden Dienstleistungen und wissensbasierte Tätigkeiten wachsen. Das sei eine Stärke der US-Wirtschaft.
Steigende Preise für Konsumgüter, Lebensmittel und Strom, fürs Wohnen, für die Krankenversicherung – die Medien sprechen mittlerweile von der „Bezahlbarkeitskrise“. Meinungsumfragen zeigen: Selbst Trumps Anhänger verlieren den Glauben an den Wirtschaftskurs des Präsidenten.
