Pjöngjang hat neue Aufnahmen veröffentlicht, die eine Rakete zeigen, montiert an einem Su-25-Kampfflugzeug.
Bei der Waffe könnte es sich um einen Marschflugkörper handeln, da sie optisch westlichen Modellen wie dem Taurus ähnelt.
Der Besitz einer solchen Rakete würde Nordkorea ermöglichen, mit seinen Kampfjets aus Sowjetzeiten Ziele aus großer Entfernung anzugreifen.
Nordkorea hat am Sonntag eine neue luftgestützte Waffe präsentiert, die auffallende Ähnlichkeiten mit westlichen Marschflugkörpern aufweist, insbesondere mit dem deutsch-schwedischen „Taurus“.
Zumindest äußerlich. Angaben zu den Fähigkeiten der neuen Waffe wurden nicht veröffentlicht.
Ein moderner Marschflugkörper würde die Einsatzreichweite der nordkoreanischen Su-25-Kampfflugzeuge deutlich vergrößern. Es würde ihnen ermöglichen, wichtige Ziele aus größerer Distanz anzugreifen, also außerhalb der unmittelbaren Reichweite amerikanischer und südkoreanischer Luftabwehrsysteme.
Nordkorea präsentiert luftgestützte Raketen
Die staatlichen Medien veröffentlichten Fotos der bislang nicht identifizierten Rakete auf dem Flugplatz Kalma. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un besuchte die Anlage, um an der Zeremonie zum 80-jährigen Bestehen der Luftstreitkräfte teilzunehmen.
Auf den Aufnahmen ist die neue Rakete am sowjetischen Kampfflugzeug vom Typ Suchoi Su-25 „Grach“ zu erkennen. Sie befindet sich hinter Kim, während dieser einem Militärvertreter die Hand schüttelt. Eine weiter gefasste Aufnahme des Hangars zeigt die demontierte Rakete auch neben einer Su-25.
Spekulationen über Nordkoreas Rakete
Die Spekulationen über die Rakete begannen unmittelbar nach ihrem Auftauchen bei der Veranstaltung. Dabei könnte es sich um ein russisches System handeln, um eine Nachahmung eines westlichen Marschflugkörpers. Es könnte auch eine Attrappe sein, die Nordkoreas Luftstreitkräfte stärker erscheinen lassen soll.
Die Länge und die rechteckige Form der Rakete erinnern an Marschflugkörper wie den Taurus KEPD-350, den britisch-französischen Storm Shadow oder die Barracuda 500M des US-Unternehmens Anduril. Ein Marschflugkörper ist dafür ausgelegt, befestigte Ziele mit einem großen Sprengkopf zu zerstören. Dabei fliegt er innerhalb der Atmosphäre und wird von einem Strahltriebwerk angetrieben.
Russland, das seine militärischen Beziehungen zu Nordkorea kontinuierlich ausbaut, verfügt ebenfalls über die Kh-59 Mk2, einen Marschflugkörper mit einem ähnlichen Erscheinungsbild.
Die nordkoreanische Rakete entspricht jedoch keinem dieser Modelle exakt. Ein Merkmal fällt jedoch deutlich auf: An ihrer Spitze scheint ein runder Sensor beziehungsweise Suchkopf angebracht zu sein, der ähnlich hervorsteht wie beim Taurus.
Auffällig ist zudem: Auch Südkorea setzt den „Taurus“ ein, der dort unter anderem auf F-15K Strike Eagles montiert werden kann.
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„Taurus“ für Angriffe auf Bunker geeignet
Der „Taurus“, dessen offizielle Reichweite bei rund 300 Meilen (ca. 483 km) liegt, wurde dafür entwickelt, tief unter der Erde verborgene Ziele zu zerstören. Er eignet sich daher besonders für Angriffe auf Bunker oder stark befestigte Anlagen. Mit einer solchen Entfernung könnte Seoul nordkoreanische Einrichtungen problemlos treffen, während die eigenen Kampfjets weiterhin im südkoreanischen Luftraum bleiben.
Auch der Storm Shadow und die Kh-59 Mk2 sollen über vergleichbare Reichweiten verfügen. Ihre Exportversionen sind auf etwa 155 beziehungsweise 180 Meilen begrenzt. Beide lassen sich ebenfalls für Angriffe auf gehärtete bzw. stark geschützte Ziele ausrüsten.
Marschflugkörper würde Nordkoreas stärken
Sollte Nordkorea tatsächlich über eine solche Technologie verfügen, würde dies die Schlagkraft seiner Su-25 erheblich steigern. Die Su-25-Angriffsflugzeuge Pjöngjangs galten bislang vor allem als auf Kurzstreckenmissionen beschränkt – etwa zur Unterstützung von Bodentruppen mit Nahfeuer oder für taktische Angriffe in niedriger Höhe.
Ob Nordkorea das nötige Know-how besitzt, um eigene luftgestützte Marschflugkörper herzustellen, ist unklar. Zudem gibt es bislang keinerlei dokumentierte Hinweise darauf, dass die Rakete bereits im Flug getestet wurde.
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Russische Unterstützung für Nordkorea?
Westliche, ukrainische und südkoreanische Behörden haben jedoch wiederholt erklärt, dass der Kreml Nordkorea im Austausch für Waffen und Soldaten für den Krieg in der Ukraine fortgeschrittene militärische Informationen und Fachwissen übermittelt. Diese Partnerschaft bereitet insbesondere Seoul große Sorgen. Die südkoreanische Regierung warnt eindringlich vor den technologischen Aufrüstungen, die Pjöngjang erhalten könnte – gerade jetzt, da die Spannungen zwischen beiden Staaten weiter zunehmen.
Bei der von Kim besuchten Zeremonie, die laut staatlichen Medien am vergangenen Freitag stattfand, präsentierte Nordkorea zudem eine Reihe weiterer Luftfahrzeuge. Darunter waren MiG-29-Jäger, Angriffs- und Aufklärungsdrohnen sowie mobile Startfahrzeuge für Raketen.
Kim Ju-ae, die junge Tochter des nordkoreanischen Machthabers, die von vielen als mögliche Nachfolgerin ihres Vaters angesehen wird, wurde ebenfalls bei der Veranstaltung gesehen.
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Europäische „Taurus“-Hersteller äußern sich nicht
Saab, das schwedische Unternehmen, das den Taurus gemeinsam entwickelt, lehnte auf Anfrage von BUSINESS INSIDER (BI) einen Kommentar zu den militärischen Fähigkeiten eines anderen Landes ab.
MBDA, der europäische Partner von Saab bei der Entwicklung des Taurus, reagierte nicht auf eine ähnliche Anfrage, die BI außerhalb der regulären Geschäftszeiten stellte.
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