Ab heute gilt bei der Bahn ein neuer Fahrplan. Und der verspricht vor allem im Fernverkehr viel: kürzere Taktung auf mehr Strecken und mehr ICE-Sprinter. Ein Versprechen gibt die Bahn auch bei den Preisen.
Mit dem neuen Fahrplan kommen bei der Deutschen Bahn (DB) meistens auch neue, höhere Ticketpreise. Nicht so diesmal. Doch dazu später mehr. Was der Fahrplanwechsel ab heute sonst noch bringen soll, das hat sich unter einigen Kundinnen und Kunden am Berliner Hauptbahnhof schon herumgesprochen: mehr Halbstundentakte zwischen dann 21 Städten, fast doppelt so viele wie bisher.
Und mehr ICE-Sprinter, also Schnellzüge, die mit nur wenigen oder ganz ohne Zwischenstopps fahren. Berlin – Stuttgart wird erstmals eine solche ICE-Sprinter-Verbindung bekommen. Unter den 21 Städten, die fortan im Halbstundentakt mit Schnellzügen bedient werden, ist nun auch die Verbindung Hamburg – Hannover – Kassel. Ab heute fährt auch der ganz neue ICE-L, ein Niedrigflurzug, in den man auf ganzer Länge stufenlos ein- und aussteigen kann.
Viele Reisende bleiben skeptisch
„Ich finde es eine gute Idee“, sagt Bahnfahrerin Silke Köhle, die für einen westdeutschen Traditionsfußballverein arbeitet und gerade von Berlin zurück ins Ruhrgebiet will. „Wenn es dann auch einigermaßen pünktlich wäre, wäre es doch perfekt.“ Auch Simon Alessi freut sich: „Das finde ich sehr gut, ich bin immer wieder unterwegs mit der Bahn“, erzählt der Autohändler. Und er ist leidgeprüft: „Immer wieder muss ich warten, die ganze Zeit.“
Auch die Eheleute Daubner kennen das, dass sie Geduld haben müssen mit der Bahn. „Bis jetzt haben wir mittelprächtige Erfahrungen gemacht, ich glaube, dieses Jahr haben wir nur zweimal pünktliche Züge gehabt“, sagt Rolf Daubner. „Ansonsten haben die immer Verspätung.“
Der neue Plan der Bahn
Verspätungen, Zugausfälle, Personalengpässe – wer oft mit der DB unterwegs ist, kennt das. Zuletzt war fast jeder zweite Zug im Fernverkehr des Staatskonzerns mit Verspätungen unterwegs. Und da soll es nun höhere Taktungen und mehr ICE-Sprinter geben?! Wie soll das gehen?
„Wir bauen die Zahl der Zugfahrten dort aus, wo besonders viele Fahrgäste unterwegs sind“, erklärt Konzernsprecherin Anja Bröker. „Und dort, wo es wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, unsere Intercity-Züge fahren zu lassen, dort dünnen wir die Zahl der Verbindungen aus, beispielsweise auf der Strecke von Leipzig über Jena nach Nürnberg, da ist die Auslastung bei zehn Prozent.“
Außerdem will die Deutsche Bahn auf den wichtigsten ICE-Linien unter anderem Fahrplantakte und Zugbaureihen vereinheitlichen und so für mehr Verlässlichkeit sorgen.
Dauerbaustelle Infrastruktur
Erhalten bleiben den Bahnkundinnen und -kunden auch in der neuen Fahrplanperiode allerdings die vielen Großbaustellen – am Schienennetz, an Stellwerken, Signalen, Brücken und Bahnhöfen. Etwa 26.000 Baustellen sind es bundesweit im laufenden Jahr, so der Konzern, noch einmal mindestens 2.000 werden 2026 wohl hinzukommen.
Noch bis April läuft etwa die sogenannte Generalsanierung der Strecke Berlin – Hamburg. Ab Februar trifft es unter anderem die viel genutzte „Wupperstrecke“ zwischen Köln, Wuppertal und Hagen. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht dementsprechend Probleme bei der Umsetzung des neuen Fahrplans und seiner Versprechen voraus.
„Die Haken sind hauptsächlich in den Ballungszentren, wo die Schienen eigentlich schon jetzt überlastet sind, wo wir jetzt schon mehr als 100 Prozent Auslastung haben“, sagt Detlef Neuß, Bundesvorsitzender von Pro Bahn. „Wenn wir da dann noch zusätzliche Züge auf die Schiene bringen, dann kann es durchaus sein, dass das schiefgeht.“
Lichtblick bei den Preisen?
Und die Ticketpreise? Die sollen diesmal zum Fahrplanwechsel nicht erhöht werden, weder bei den Spar- und Superspar-Tickets, noch bei den Flex-Preisen, und auch der Preis für die Bahncards soll stabil bleiben, erzählt Bahnsprecherin Bröker.
„Das ist eine Geste in Richtung der Reisenden, denn sie haben in diesem Jahr durchaus die eine oder andere Mühe mit uns gehabt. Die Zugfahrten haben doch auch länger gedauert. Und wir möchten uns an der Stelle eben auch bedanken für die Geduld.“
Gelten sollen die stabilen Preise für die gesamte Fahrplandauer, also bis Dezember kommenden Jahres.

