Nach einem enttäuschenden Start in den Dezember kehrt die Kauflaune an den Börsen zurück. In den USA waren gestern vor allem Tech-Werte gefragt, beflügelt auch von neuen Zinshoffnungen.
Der DAX dürfte heute zunächst wieder sein Vortageshoch knapp unter 23.800 Punkten ansteuern. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex vor dem Handelsbeginn 0,2 Prozent höher auf 23.756 Zähler. Nach seinem schwachen Start in den Dezember hatte der DAX die Verluste gestern zeitweise beinahe wieder ausgemerzt. Letztlich hatte er dann aber etwas Schwung verloren und die Gewinne schmolzen ab.
Nach dem schwachen Wochenstart haben auch die Anleger im New Yorker Aktienhandel gestern wieder zugegriffen. Vor allem galt dies im Technologiesektor, dessen Leitindex Nasdaq 100 um 0,8 Prozent auf 25.555 Punkte stieg. Etwas gemäßigter ging es in der Breite zu: Während der marktbreite S&P 500 um knapp 0,3 Prozent auf 6.829 Punkte stieg, kam der Wall-Street-Leitindex Dow Jones Industrial mit 47.474 Punkten auf ein Plus von 0,4 Prozent.
Rückenwind lieferte gestern ein Boeing-Kurssprung. Die Titel des kriselnden US-Flugzeugbauers sprangen um fast zehn Prozent nach oben. „Auf den Punkt gebracht: Wir rechnen 2026 sowohl bei der 737 als auch bei der 787 mit mehr Auslieferungen“, sagte Finanzchef Jay Malave. Aus diesem Grund erwarte Boeing im kommenden Jahr auch einen positiven freien Cashflow und verbesserte Margen.
In den Fokus rückt jetzt die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche. „Die Investoren warten nun auf ihre zu 90 Prozent eingepreiste Zinssenkung der US-Notenbank Fed am kommenden Mittwoch“, sagte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.
Für Kauflaune sorgten dem Experten zufolge auch Spekulationen, dass Kevin Hassett im Mai kommenden Jahres Nachfolger von Fed-Chef Jerome Powell werden soll. „Hassett gilt als Vertreter einer deutlich lockereren Geld- und Zinspolitik – ein Signal, das der Aktienmarkt, immer auf der Suche nach billigem Geld, gern aufnimmt.“ Noch während des Handels befeuerte US-Präsident Donald Trump die Gerüchte, indem er in Anwesenheit von Hassett erklärte, es sei ein „potenzieller Fed-Vorsitzender“ anwesend.
Hassett leitete in Trumps erster Amtszeit den Rat der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses und hat seine Loyalität zum Präsidenten wiederholt unter Beweis gestellt. Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Der Notenbankchef wird in den USA vom Präsidenten nominiert und vom Senat bestätigt.
In Deutschland richtet sich der Blick heute auf die Deutsche Börse, sie überprüft zum letzten Mal in diesem Jahr die Zusammensetzung ihrer Aktienindizes. Im Leitindex DAX werden keine Änderungen erwartet.
Die Börsenneulinge aus dem Herbst dürften jeweils in einen Index aufgenommen werden: Die Abspaltungen TKMS (von Thyssenkrupp) und Aumovio (von Continental) gelten als sichere Aufsteiger in den Nebenwerteindex MDAX. Gerresheimer und HelloFresh müssten dafür wohl weichen. Für Ottobock dürfte es auf jeden Fall für den SDAX reichen.
Die Aktionäre des Modekonzerns Hugo Boss brauchen mit Blick auf eine Geschäftsbelebung Geduld. „2026 wird ein Jahr der Anpassung sein, in dem das Geschäft durch die Straffung von Prozessen, die Überarbeitung des Sortiments und die Optimierung des Vertriebsnetzwerks“ geprägt ist, teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Daher dürfte der Umsatz im kommenden Jahr auf währungsbereinigter Basis im mittleren bis hohen einstelligen Bereich sinken. Zudem wird der operative Gewinn 2026 laut der aktuellen Prognose sinken.
