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    Home » Fed senkt Leitzins: Gefährliche Gratwanderung mit ungewissem Ausgang
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    Fed senkt Leitzins: Gefährliche Gratwanderung mit ungewissem Ausgang

    adminBy adminDezember 10, 2025Keine Kommentare4 Mins Read
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    Die US-Notenbank senkt den Leitzins erneut, um einer drohenden Job-Rezession entgegenzuwirken. Doch die Inflation bleibt hartnäckig hoch. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit geht Fed-Chef Jerome Powell ins Risiko – und die Börsen jubeln.

    Die amerikanische Geldpolitik gleicht derzeit einer Kletterpartie auf einem schmalen Bergrat. Auf der einen Seite ist die Gefahr, dass die Inflation zum Dauerzustand wird. Sie einzudämmen, spricht eigentlich für stabile Leitzinsen. Auf der anderen Seite droht eine Abkühlung der Konjunktur, vor allem am Arbeitsmarkt. Da würden niedrigere Zinsen helfen. Vor das Dilemma gestellt, dass es schwierig ist, beide Ziele gleichzeitig zu erreichen, hat sich die amerikanische Notenbank Fed gestern erst einmal für Letzteres entschieden: die Stützung des Jobmarkts.

    Zum dritten Mal seit September hat die Federal Reserve den Leitzins gesenkt, wieder um 0,25 Prozentpunkte (25 Basispunkte). Damit liegt die Fed Funds Rate, wie der US-Leitzins heißt, in einer Spanne von 3,5 bis 3,75 Prozent. Der Zinsschritt war von den Kapitalmarktakteuren weithin erwartet worden, dennoch löste er an der US-Börse Erleichterung aus.

    Der Leitindex S&P 500 notierte in der Nähe seines historischen Höchststands und ging am Ende 0,7 Prozent höher aus dem Handel. Der Russell 2000 Index, der die mittelgroßen Unternehmen des Landes enthält, deren Geschäft stärker von den Finanzierungsbedingungen abhängig ist als das der Großkonzerne, haussierte und ging mit einem Plus von rund 1,3 Prozent aus dem Handel. Im Handelsverlauf wurde ein Rekordhoch von 2.576 Punkten erreicht.

    Powell führt hartnäckige Inflation auf Zölle zurück

    In der Pressekonferenz, die auf die Verkündigung der Zinssenkung folgte, fanden Investoren einiges, was sie optimistisch stimmte. So rückte Fed-Chef Jerome Powell die Gefahr eines schwächelnden Jobmarkts noch stärker in den Fokus als beim letzten Mal im Oktober. Die Formulierung, die Arbeitslosigkeit sei „weiterhin niedrig“, fand sich nicht mehr im Text. Das signalisiere: Der Fokus verschiebt sich weg von der Inflation hin zur Stützung der Wirtschaft.

    Zwar liegt die Teuerung in den USA mit rund drei Prozent deutlich über der Zielmarke von zwei Prozent. Powell machte aber klar, dass er das hauptsächlich auf den Effekt der neu eingeführten Zölle zurückführt, und die seien vorübergehend. Man werde sich die Daten anschauen und Sitzung für Sitzung neu entscheiden. Dass der nächste Zinsschritt eine Erhöhung sein könnte, schloss er praktisch aus. Wörtlich sagte er: „Ich glaube nicht, dass eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt für irgendjemanden das Basisszenario ist.“

    „Die amerikanische Notenbank setzt ihren Fokus wie schon bei der Zinssenkung im Herbst auf die Stärkung des Arbeitsmarktes“, kommentierte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Dazu passt, dass die Fed-eigenen Projektionen eine weitere Zinssenkung im Jahr 2026 vorsehen. Das ist keine Veränderung gegenüber der Projektion von September. Eine deutliche Mehrheit im Offenmarktausschuss sprach sich für diesen Kurs aus. Allerdings wird Powell im Mai aus dem Amt als Fed-Chef ausscheiden. Wahrscheinlicher Nachfolger ist der Trump-Vertraute Kevin Hassett, der für einen Kurs des lockeren Geldes steht.

    Während die hauseigenen Projektionen für nächstes Jahr nur eine Zinssenkung sehen, ist die Erwartung der Marktteilnehmer eine andere. Laut dem CME FedWatch Tool preisen Händler für 2026 zwei oder mehr Senkungen mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 Prozent ein.

    „Mit dem Wechsel des Fed-Vorsitz im Juni kommt es dann zum Lackmustest. Hassett äußerte sich in der Vergangenheit kritisch zum Fed-Zinskurs, was darauf hindeutet, dass er für deutlichere geldpolitische Lockerungen plädieren wird“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank in Liechtenstein.

    Fed steigt erneut in Quantitative Lockerung ein

    Eher überraschend war am Mittwoch die Ankündigung der Fed, nun wieder kurzlaufende US-Staatspapiere zu kaufen, eine geldpolitische Operation, die Quantitative Lockerung genannt wird. Zunächst sollen Zinstitel für 40 Milliarden Dollar pro Monat gekauft werden. Laut Powell soll so sichergestellt werden, dass die Zinssenkungen – seit Herbst insgesamt um 75 Basispunkte – auch wirklich in der Realwirtschaft ankommen.

    Gleichzeitig präsentierte die Federal Reserve einen robusten Wachstumsausblick. Für das kommende Jahr sagen die Ökonomen der Notenbank ein Wachstum von 2,3 Prozent voraus; im September waren das erst 1,8 Prozent. Ein Teil davon ist zwar ein Nachholeffekt des Bruttoinlandsprodukts, das durch den Regierungshutdown im vierten Quartal 2025 verloren ging.

    Würde jedoch alles so eintreten, wie es die Projektionen vorsehen, könnten die Notenbanker ihre Gratwanderung meistern. Allerdings lassen sich die Risiken nicht komplett leugnen. So bröckelte der Wert der Landeswährung nach der Leitzinssenkung denn auch ab. Am Abend mussten an den Devisenmärkten knapp 1,17 Dollar für einen Euro bezahlt werden.

    Der Goldpreis stieg um einen halben Prozentpunkt auf 4.231 Dollar, Silber – ohnehin stark gefragt – wurde für bis zu 61,84 Dollar gehandelt. Das war ein Allzeithoch für das Edelmetall, das als sicherer Hafen gilt und auch vom Vertrauensverlust in die US-Währung profitiert.



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