Abfindungspakete und Stellenstreichungen dominieren die Presseberichterstattung zu deutschen Großkonzernen. Die Hoffnung liegt bei Unternehmen jenseits des Dax.
Wenn große Medien auf ihren Titelseiten erörtern, wie hoch Abfindungspakete bei Daimler, Bayer oder Audi ausfallen, und wenn man sich darüber austauscht, wer bei Bosch ab wann in den frühzeitigen Ruhestand verabschiedet wird: Dann fühlt sich die deutsche Wirtschaft an wie ein großes Unternehmen in Abwicklung.
Tatsächlich sieht es vielfach mau aus. Im Speckgürtel Stuttgarts berichten Immobilienmakler bereits von dem Trend, dass sich Häuser der mittleren Preisklasse nur noch schwer vermitteln lassen, da der Daimler- oder Porsche-Facharbeiter Risiken scheut. Auch Audi in Heilbronn steckt in der Krise, kaschiert diese jedoch durch Milliardeninvestitionen der Schwarz-Gruppe.
Da ist es doch schön, wenn man in Leingarten oder Neckarsulm ein Eigenheim besitzt, denn in diesem Fall schlägt Lidl die alte Wirtschaft von Audi.
Auch die Börsenwelt blickt reflexartig auf die Blue Chips, auf die Schwergewichte aus dem Dax. Doch die wahre Magie, die höheren Erträge und die spannenderen Storys stecken oft in der zweiten und dritten Reihe bei den Nebenwerten. Langfristig steckt dort eine Menge Hoffnung drin, und es lohnt sich, diese Hoffnung zu illustrieren. Denn die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.
So mancher Anleger dürfte sich verwundert die Augen reiben: „Wer im Jahr 2000 mit 50.000 Euro in den MDax eingestiegen ist, freut sich heute über einen Depotwert von beeindruckenden 350.000 Euro“, rechnet Thomas Soltau vom Smartbroker vor. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von rund acht Prozent. Im Kontrast dazu wirkt der Dax fast schon müde: Er brachte es im gleichen Zeitraum auf weniger als fünf Prozent pro Jahr, was aus den 50.000 Euro „nur“ 170.000 Euro machte.
Natürlich sind diese 170.000 Euro immer noch um vieles besser als alles, was man auf Girokonten mit herkömmlichen Zinsen erzielt hätte. Trotzdem ist, etwas übertrieben formuliert, der Unterschied zwischen MDax und Dax so groß wie der Unterschied zwischen einem kräftigen Vermögensaufbau und dem bloßen Schlagen des Sparbuchs.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass dieser Zauber in den vergangenen Jahren verblasst ist. „Während der Dax seit 2022 im Schnitt um rund zehn Prozent pro Jahr zulegte, ließen Anleger mit dem MDax sogar rund fünf Prozent pro Jahr liegen“, so Lars Reichel von der Börse München. Die jüngste Berichtssaison lieferte ein düsteres Spiegelbild dieser Problematik. Die MDax-Unternehmen verzeichneten im dritten Quartal durchwachsene bis schwache Ergebnisse, wobei die Gewinne im Jahresvergleich um zwölf Prozent sanken.
