Die Kommunalschulden Deutschlands sind auf über 343 Milliarden Euro gestiegen, ein Anstieg von 6,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Der stärkste Anstieg wurde in Nordrhein-Westfalen verzeichnet, was die großen regionalen Unterschiede im Land verdeutlicht.
Ende 2024 lag die durchschnittliche kommunale Verschuldung pro Kopf in Deutschland bei 4.448 Euro, wie aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht.
Dies bedeutet einen Anstieg von 6,3 Prozent gegenüber 2023, verglichen mit einem jährlichen Anstieg von nur 3 Prozent.
Die Höhe der Verschuldung der Kommunalverwaltungen bzw. der Betrag, den Kommunalverwaltungen wie Städte und Kommunalverwaltungsverbände Banken, Versicherungsgesellschaften und anderen nichtöffentlichen Einrichtungen schulden, hat erhebliche Auswirkungen auf die Erbringung lokaler Dienstleistungen, Investitionen in die Infrastruktur und sogar auf die Steuersätze.
Die Schuldenstände in Deutschland variieren
Die Zahlen zeigen, dass die Schuldenstände in Deutschland sehr unterschiedlich ausfallen.
Mit 6.291 Euro haben die Kommunen in Hessen derzeit die höchste Pro-Kopf-Verschuldung und überholen damit das Saarland.
Den stärksten Anstieg verzeichnete jedoch NRW, wo die Gesamtverschuldung der Kommunen im Jahresvergleich um 9,9 % anstieg.
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Im Gegensatz dazu gelang es Rheinland-Pfalz, die kommunale Verschuldung um 10,2 Prozent zu senken, wobei der Pro-Kopf-Wert unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Die Bundesländer mit der geringsten Pro-Kopf-Verschuldung sind Brandenburg (2.587 Euro) und Sachsen (3.148 Euro).
Die Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg sind von dieser Statistik ausgeschlossen, da ihre Finanzen auf Landesebene und nicht auf kommunaler Ebene klassifiziert werden.
Fallbeispiel: Nordrhein-Westfalen
Besonders dramatisch ist die Finanzlage im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands, Nordrhein-Westfalen (NRW).
Die WDR-Analyse zeigt, dass die Kommunalverschuldung im Land rasant steigt. Allein im Jahr 2024 haben Kommunen und ihre angeschlossenen Unternehmen 7,7 Milliarden Euro an Neuschulden aufgenommen.
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Unter Berücksichtigung von Kommunen, Kultureinrichtungen, Wohnungsbaugesellschaften, Entsorgungsunternehmen und Schwimmbadbetreibern (eine andere Methode als Destatis zur Berechnung der Bundeszahlen verwendet) liegt die Gesamtverschuldung mittlerweile bei über 74 Milliarden Euro.
Nach Angaben des WDR stammen rund 40 % der gesamten Kommunalschulden Deutschlands aus NRW, außerdem wird die Region im Jahr 2024 bundesweit für rund ein Drittel aller kommunalen Neuschulden verantwortlich sein.
perfekter Sturm
Um zu erklären, warum die Kommunalschulden im Staat so schnell steigen, verweisen Experten auf einen „perfekten Sturm“ aus stagnierenden Einnahmen und steigenden Sozialausgaben.
Während die Einkommen aufgrund des wirtschaftlichen Abschwungs sinken, steigen die Kosten für Sozialhilfe, Pflege, Flüchtlingshilfe sowie Kinder- und Jugendhilfe sprunghaft an.
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Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst sorgte für weiteren Druck, da die Arbeitskosten um 9 % stiegen.
Darüber hinaus wurden viele soziale Verantwortlichkeiten auf lokale Regierungen übertragen, oft ohne angemessene Finanzierung durch die Bundes- oder Landesregierungen. Beispielsweise stiegen die Kosten für die integrierte Behindertenhilfe, die keine staatliche Förderung erhielt, im Jahr 2024 um 13,6 %.
