Auch weiterhin verreisen die Deutschen gerne im eigenen Land – trotz Wirtschaftsflaute. Reiseexperten zufolge sparen Urlauber aber immer häufiger an entscheidenden Stellen.
Deutschland ist bei Urlaubern nach wie vor gefragt, die Zahl der Übernachtungen bleibt stabil. Das zeigen neueste Daten vom Statistischen Bundesamt. Von Januar bis Oktober haben Hotels, Ferienunterkünfte und Campingplätze insgesamt etwa 433 Millionen Übernachtungen verbucht. Das sind 0,1 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Das lag vor allem an Deutschen, die Urlaub im eigenen Land machen. Trotz Krise in vielen Wirtschaftsbereichen also kein Abbruch beim Reisen? „Im Urlaub wird gespart, an jeder Ecke und in jedem Bereich“, sagt Christian Buer, Tourismusexperte und Professor an der Hochschule Heilbronn.
Urlaube werden kürzer
Besonders sehe man das daran, dass die Menschen im Haupturlaub weniger Tage verreisen als früher. Und auch im Urlaub gönnen sie sich dann weniger. „Wenn ich jetzt in den Urlaub fahre und in einer Ferienwohnung bin, gehe ich vielleicht nur noch dreimal essen oder viermal, wenn ich es vorher vielleicht sechs- oder siebenmal gemacht habe“, sagt der Reiseexperte.
Buer stellt auch fest: Beim Essengehen geben alle, auch Geschäftsreisende, weniger Geld aus. „Das bedeutet, es gibt zum Beispiel keinen Aperitif oder kein Dessert – oder es gibt keinen Alkohol.“
Weniger Geschäftsreisen
Es wird auch weniger geschäftlich gereist als früher. Außerdem ist die Zahl der ausländischen Gäste um mehr als zwei Prozent auf 71,5 Millionen gesunken. Dabei machen auch Sondereffekte einen Unterschied. Große Konzerte von Megastars wie Taylor Swift und Adele oder die Fußball-EM hatten im vergangenen Jahr noch zahlreiche Touristen nach Deutschland gelockt.
Dennoch ist das Reiseziel Deutschland laut Deutschem Tourismusverband weiterhin sehr beliebt. Grundsätzlich auch bei Gästen aus dem Ausland, so Christian Buer: „Wir sind ein günstiges Land im internationalen Kontext, wir können günstige Reisen anbieten und aus diesem Grund kommen auch mehr Touristen international zu uns.“
Tourismus und Reisen sind weiterhin ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, vor allem für bestimmte Regionen in Deutschland – immerhin arbeiten etwa 2,7 Millionen Beschäftigte in dieser Branche. Zwar hat sich die Tourismuswirtschaft nach eigenen Angaben wieder aus dem Corona-Tief hochgekämpft, bleibt aber unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Tourismusexperte Buer geht nicht davon aus, dass die Reisebranche in den kommenden Jahren deutlich wachsen kann. Besserung sei erst in Sicht, wenn auch die Wirtschaft in Deutschland wieder wachse.

